In 21 Staaten - darunter Nordkorea, Saudi-Arabien, Nigeria und Afghanistan - werden laut der Studie Gläubige offen verfolgt. Am stärksten sind Christen betroffen, faktisch jeder siebte. Dies geht aus dem 14. Bericht zur Religionsfreiheit hervor, den die internationale Hilfsorganisation "Kirche in Not" am Donnerstag in Rom vorgelegt hat. Gut 60 Prozent aller Menschen leben demnach in Ländern, die Religionsfreiheit nicht respektierten.
"Das betrifft fast vier Milliarden Menschen, aber irrsinnigerweise erachtet der Westen dies nicht als vorrangiges Menschenrecht", kritisierte der Vorsitzende des italienischen Verbandes "Aiuto alla chiesa che soffre" (ACS), Alessandro Monteduro. Der zweijährlich vorgelegte Bericht umfasst den Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2018 und soll ACS zufolge in den nächsten Tagen weltweit in sieben Sprachen vorgestellt werden.
Christen besonders betroffen
Am stärksten seien Christen von einer Missachtung der Religionsfreiheit betroffen. Fast 300 Millionen von ihnen leiden dem Bericht zufolge unter systematischer Einschüchterung, Misshandlung und Gewalt. Als besonders besorgniserregend wird wachsender Ultranationalismus genannt, der religiöse Minderheiten für eine Bedrohung des Staates hält. Beispiele hierfür seien Indien, China, Nordkorea, Pakistan und Myanmar.
In einigen Ländern habe die Bedrohung durch radikale Islamisten zwar abgenommen, andernorts aber zugenommen. Die militärische Niederlage der Terrormiliz "Islamischer Staat" bedeute nicht automatisch, dass sie als "dschihadistische Gruppe" verschwinde, so Monteduro.
Dramatisch sei die Lage für Christen auch in Palästina. Im Gazastreifen etwa sei die Zahl der Christen in den vergangenen sechs Jahren um 75 Prozent gesunken.
Wachsender Antisemitismus
In Europa wachse insbesondere der Antisemitismus, führt der Bericht weiter aus. Gleichzeitig lege man hier eine Gleichgültigkeit an den Tag, deretwegen verfolgte Religionsgemeinschaften weiter leiden, "ignoriert von einem säkularisierten Westen". So hätten die westlichen Regierungen, an die zahlreiche Hilfsappelle gerichtet wurden, "die Erwartungen der Christen und Jesiden (im Irak), anerkannte Genozid-Opfer, enttäuscht".
Kardinal Mauro Piacenza, Präsident der Internationalen Vereinigung von ACS, verteidigte bei der Pressekonferenz die verschiedenen Dialogbemühungen der Kirche mit Regierungen und Religionsführern: "Die Kirche sucht immer einen Dialog, auch wo er nicht möglich scheint."