Der südlichste Punkt Vietnams ist Ca Mau. Die Provinz, in der es mehr Flüsse als Straßen gibt, liegt im Süden des Mekong-Deltas. Die Arme des Mekong schlängeln sich durch Mangrovenwälder. Die Menschen leben von der Fischerei.
Hier wurde Kardinal Jean-Baptiste Pham Minh Man am Dienstag (5. März) 1934, vor 85 Jahren, geboren. Sein Leben gleicht einem Spiegel der Kirche Vietnams im 20. Jahrhundert. Er erlebte ihre Höhen und Tiefen mit.
Studium führte ihn nach Los Angeles
Nachdem Pham Minh Man seine Schulausbildung im Nachbarland Kambodscha abgeschlossen hatte, studierte er Philosophie in Ho-Chi-Minh-Stadt, damals noch Saigon. Im Anschluss studierte er Theologie und unterrichtete an einer weiterführenden Schule. 1965 empfing er die Priesterweihe in Can Tho, dem Handelszentrum des Mekong-Deltas.
Drei Jahre später führte ihn das Studium noch weiter fort, nach Los Angeles in die USA. 1971 kehrte Pham Minh Man zurück und unterrichtete zunächst im Priesterseminar in Cai Rang, etwa 20 Bootsminuten von Can Tho. Heutzutage strömen täglich Hunderte Touristen mit Booten dorthin - zum größten schwimmenden Markt von Vietnam. Von Schiff zu Schiff werden Berge von Ananas, Karotten und Kokosnüssen gehandelt.
Pham Minh Man tauchte zeitweise unter
Unter den Touristenführern sind auch manche Kriegsveteranen. Sie können bezeugen, wie viele Tote der Krieg im Mekong-Delta in den 1970er Jahren gefordert hat. Pham Minh Man tauchte zeitweise unter, denn die katholische Kirche wurde von den Kommunisten verfolgt. Kirchliche Güter wurden enteignet, Gottesdienste verboten; Pfarrer und Bischöfe kamen ins Gefängnis oder wurden für Jahre unter Hausarrest gestellt.
Einige Zeit nach dem Krieg eröffneten 1988 wieder sechs Priesterseminare im Land. Pham Minh Man übernahm die Leitung des Seminars in Cai Rang. Fünf Jahre später der nächste Karriereschritt für den Priester aus dem Mekong-Delta: Papst Johannes Paul II. machte ihn zum Koadjutor-Bischof von My Tho, einer Stadt etwa 100 Kilometer entfernt von Can Tho. 1998 wurde er Erzbischof von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon. Das 1960 gegründete Erzbistum zählt nach Vatikanangaben mittlerweile rund 690.000 Katholiken - unter gut acht Millionen Einwohnern. Im März 2014, mit 80 Jahren, gab Pham Minh Man die Leitung an seinen Nachfolger ab.
Repressalien und Verfolgung
Seit Ende des Vietnamkriegs 1975 pflegen der Vatikan und Vietnam offiziell keine diplomatischen Beziehungen mehr. Nach vielen Gesprächen zwischen Vertretern des Heiligen Stuhls und der Volksrepublik gab der Vatikan allerdings im Dezember bekannt, dass er in naher Zukunft wieder mit einem ständigen Vertreter in Vietnam präsent sein werde. Die vietnamesische Seite sicherte zu, weiter an "den politischen Rahmenbedingungen zur Respektierung und Sicherstellung der Glaubens- und Religionsfreiheit" zu arbeiten.
Kirchen und andere Religionsgemeinschaften sind in der kommunistischen Volksrepublik immer wieder Repressalien und Verfolgung ausgesetzt. Und doch hat Glaube Konjunktur in Vietnam. Von den fast sieben Millionen Katholiken praktizieren viele regelmäßig; es gibt etwa 25.000 Ordensmitglieder im Land und 2.500 Seminaristen. In der Gemeinde Bang Se nahe der Hauptstadt Hanoi wurde sogar eine neue Kirche gebaut. Täglich kommen Hunderte Pilger, um den Märtyrer Pierre Le Tuy (gestorben 1833) zu verehren. Und er ist nur einer von 117 Märtyrern, die für einen Aufschwung der katholischen Kirche stehen.