Völkerrechtler kritisieren fehlende Religionsfreiheit in China

"Gauck sollte nicht wegschauen"

Bundespräsident Joachim Gauck reist am Samstag nach China. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GvbV) fordert ihn auf, sich dort für mehr Glaubensfreiheit und gegen Christenverfolgung einzusetzen. 

Christen in China (KNA)
Christen in China / ( KNA )

"Wenn 2.000 Kirchen entweiht und ihrer Kreuze beraubt werden, dann steht es schlecht um die Glaubensfreiheit für Christen in der Volksrepublik", so die GfbV am Freitag in Göttingen. Sie äußerte sich in einem Brief an Bundespräsident Joachim Gauck, der sich ab Samstag auf einer fünftägigen China-Reise befindet.

Rund 2.000 Kreuze seien alleine in den vergangenen zwei Jahren von Kirchen entfernt worden, erklärte die Gesellschaft. Im März dieses Jahres seien bisher rund zehn Kreuze gewaltsam abgenommen worden, zuletzt bei vier Gotteshäusern am Donnerstag und Freitag vergangener Woche.

Verletzung der Religionsfreiheit, willkürliche Verhaftungen

Begründet werde das Vorgehen mit Bauvorschriften und der Erhaltung eines einheitlichen Straßenbildes. "Doch vor allem soll so der wachsende Zuspruch für christliche Gemeinden eingedämmt werden, der in der Provinz Zhejiang besonders groß ist", kritisierte GfbV-China-Experte Ulrich Delius. Auch die Religionsfreiheit muslimischer Uiguren und tibetischer Buddhisten werde massiv verletzt, so die Gesellschaft.

Zudem sind laut GfbV im vergangenen Jahr rund 700 Menschenrechtler in China mindestens fünf Tage lang willkürlich inhaftiert worden; gegen elf inhaftierte Menschenrechtsverteidiger wurden allein im Januar 2016 Strafverfahren wegen "Untergrabung der Staatsordnung" eingeleitet. Auch seien rund 319 Rechtsanwälte seit Januar 2015 von Behörden gezielt eingeschüchtert, zu Verhören einbestellt oder in Haft genommen worden. Hiervon seien auch Anwälte betroffen, die sich für verfolgte Christen, Falun-Gong-Anhänger, Uiguren oder Tibeter engagierten.

"Glaubensfreiheit offensichtlich verletzt"

Die GfbV bittet Gauck in ihrem Schreiben nach eigenen Angaben, sich bei seiner China-Reise für mehr Glaubensfreiheit sowie für verfolgte Minderheiten und Menschenrechtler einzusetzen. "Wer wie Gauck die Verfolgung engagierter Christen in der DDR erlebt hat, sollte jedoch nicht wegschauen, wenn Glaubensfreiheit so offensichtlich verletzt wird", hieß es.


Quelle:
KNA