Auch ein Bischof braucht mal Urlaub. Aber wohin soll es gehen in Corona-Zeiten? "Durch die Museen und Kirchen mit Mundschutz zu laufen und in Restaurants hinter Plexiglas zu sitzen - das wollte ich mir dieses Jahr ersparen", sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Er sagte wegen Corona eine Städtereise ab und entschied sich stattdessen für eine Wanderung mit einer befreundeten Familie in den Bergen.
Wanderurlaub - und "Apres-Ski-Partys meiden"
"Wir werden Apres-Ski-Partys und so etwas meiden", merkt Kohlgraf in einem vor seinem Urlaub produzierten Video des Bistums scherzhaft an. Solche Feiern im österreichischen Skiort Ischgl waren zu einem Brennpunkt für die Ausbreitung des Coronavirus geworden. In dem auf Youtube-Video erteilt der Bischof auch einen Reisesegen.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger empfiehlt in den Sommerferien, die "vielen traumhaften Ecken und Gegenden in Baden-Württemberg" neu zu entdecken. "Persönlich zieht es mich vor allem in die Höhe, in die Berge des Schwarzwalds zum Beispiel. Aber sehr zu empfehlen ist auch eine Wanderung durch die Wutachschlucht", sagte Burger in einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
...und Urlaub im Ausland
Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, besucht während der Sommerferien die Region Latium in Italien. Dort möchte er sich auf die Spuren der Kultur der Etrusker begeben, wandern und Benediktiner-Klöster wie die Abtei Montecassino besuchen, die von Benedikt von Nursia gegründet wurde. Die Region sei "aktuell kein Risikogebiet", so ein Sprecher.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte: "Eigentlich wäre mein Sommer geprägt gewesen von einer Begegnungsreise im Juli in unser Partnerland Bolivien." Diese Reise habe coronabedingt abgesagt werden müssen. Er werde nun ein paar Tage in der französischen Schweiz verbringen und die Zeit nutzen zum Lesen, Schwimmen und Wandern.
Exerzitien im Kloster
Sieben Tage Exerzitien in einem Kloster macht hingegen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Für die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ist Schick dienstlich viel im Ausland unterwegs. In seinem Urlaub lässt er es ruhiger angehen - und will abgesehen von den Exerzitien zu Hause bleiben und seine Familie besuchen.
Manche Bischöfe wollten nicht viel verraten. Beim Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sei der Urlaub "Privatsache", sagte ein Sprecher. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing mache "in diesem Jahr Urlaub in Süddeutschland", beschied sein Bistum.
Bätzings Vorgänger als DBK-Vorsitzender, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, ließ gar nichts verlauten. 2016 hatte Marx noch von einem Urlaub im Chiemgau geschwärmt, wo er mit Freunden in einem Motorboot "über den Chiemsee geschippert" sei, "Schinken und ein Glas Wein dabei". Damals hatte er sich zudem "einen Motorroller ausgeliehen, eine alte Leidenschaft".
Zweigeteilter Urlaub
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber hat seinen Sommerurlaub zweigeteilt: Er wandert eine Woche in den Alpen und verbringt die restliche Zeit in seiner badischen Heimat. Auch Augsburgs Bischof Bertram Meier wird seinen Urlaub in zwei Teile zerlegen. "Ganz italienisch: Monte e Mare", sagte Meier. "Den einen Teil verbringe ich in Meran, den anderen an der Ostsee." Er freue sich schon darauf, "nach den dichten Wochen und Monaten etwas herunterzufahren".
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode gab einem Sprecher zufolge hingegen sein Urlaubsziel Italien coronabedingt auf - und macht dafür eine Woche Ferien im Sauerland. Den Hamburger Erzbischof Stefan Heße zieht es laut "Passauer Neue Presse" (Donnerstag) nach Bayern und Österreich.
Gelingt es, die Urlaubsstimmung mitzunehmen?
Doch schaffen es Bischöfe eigentlich, die Ferienstimmung in den Alltag hinüberzuretten? Er sei darin "kein Profi", räumt Bischof Kohlgraf ein. "Ich stelle immer wieder erschrocken fest, wie schnell man wieder im Alltag drin ist, wenn man aus den Ferien kommt."
Das merkte der Mainzer Bischof diesmal schon vor seiner Rückkehr: "Mitten in den Urlaubstagen" habe ihn die neue Vatikan-Instruktion zu Reformen in Kirchengemeinden erreicht, schrieb er am Mittwochabend. Kohlgraf reagierte auf das umstrittene Schreiben prompt - und widersprach den Römern. Mit seiner Erholung war es da wohl vorbei.