Sie engagieren sich bei Bergrettung und Wasserwacht. Sie bieten Erste-Hilfe-Kurse, betreuen Unfallopfer, betreiben Pflegeheime, Kindertageseinrichtungen und Krankenhäuser. Und sie leisten medizinische Nothilfe in den Katastrophenregionen dieser Welt.
Fast drei Millionen Fördermitglieder, 180.000 hauptamtliche und mehr als 443.000 ehrenamtliche Helfer gehören zum Deutschen Roten Kreuz (DRK). Unter dem Motto "Vielfalt in Einheit" begeht das DRK 2021 sein 100-jähriges Bestehen. Die digitale Jubiläumsfeier findet am Weltrotkreuztag am Samstag in Bamberg statt. Dort wurde das DRK in seiner heutigen Form am 25. Januar 1921 gegründet.
Allerdings ist die Rot-Kreuz-Bewegung in Deutschland noch älter. Denn nachdem am 17. Februar 1863 der Schweizer Kaufmann Henry Dunant in Genf die Rot-Kreuz-Bewegung gegründet hatte, wurde am 12. November 1863 in Stuttgart die erste deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft gegründet: der Württembergische Sanitätsverein. Zuvor hatte schon 1859 Großherzogin Luise von Baden den "Badischen Frauenverein" aus der Taufe gehoben, der Krankenpflegerinnen auch für den Kriegsfall ausbildete.
Mitleid mit Opfern der Schlacht von Solferino
Am Anfang stand Dunants Mitleid mit den Opfern der Schlacht von Solferino 1859. Seine Initiative für eine neutrale Helfertruppe im Krieg erlebte in Deutschland eine äußerst wechselvolle Geschichte. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde die Idee schließlich Realität. Dabei kam auch die Armbinde mit dem roten Kreuz erstmals zum Einsatz - ein Symbol, das zu Ehren Dunants durch Umkehrung der Schweizer Flagge ausgewählt wurde.
Erstmals im Deutsch-Französischen-Krieg (1870/71) übernahm das Rote Kreuz die Suche nach Vermissten. Seit 1883 gibt es die Wasserwacht, in den 1880er Jahren bildeten sich erste Sanitätskolonnen; 1920 entstand die Bergwacht und 1925 das Jugendrotkreuz. Häufig trugen Frauen die Arbeit. Sie übernahmen auch in Friedenszeiten karitative und medizinische Aufgaben, etwa bei Katastrophen oder Seuchen. Als Dachorganisation gründeten zwölf Landesverbände 1869 das "Centralkomite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger", das ab 1879 den Namen "Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz" trug.
Krise nach dem Ersten Weltkrieg
Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg stürzte auch das DRK in eine Krise: Die von den Siegern geforderte Entmilitarisierung stellte die Existenz der Organisation in Frage, deren erste Aufgabe in der Vorbereitung auf den Kriegssanitätsdienst bestanden hatte. 1921 schlossen sich die Landesvereine in Bamberg in einem reichsweiten Dachverband zusammen - die Geburtsstunde des heutigen DRK. Die neue Satzung konzentrierte sich auf Friedensaufgaben und internationale Zusammenarbeit.
Diese Ziele wurden allerdings schon 1933 wieder unterlaufen: Die Nationalsozialisten schalteten das DRK gleich. Jüdische Mitglieder wurden ausgeschlossen. Hohe SS-Angehörige übernahmen Leitungsfunktionen. So war der Reichsarzt der SS, Ernst-Robert Grawitz, zugleich DRK-Präsident und mit Menschenversuchen in Konzentrationslagern befasst. Im Zweiten Weltkrieg waren dann über 600.000 DRK-Kräfte im Einsatz: Vor allem Frauen kümmerten sich um Verwundete und Kriegsgefangene, den Luftschutz, die Betreuung von Umsiedlern und Flüchtlingen.
Neugründung im Jahr 1950
Nach der Kapitulation lösten Sowjets und Franzosen in ihrer Besatzungszone das DRK auf. Amerikaner und Briten ermöglichten dagegen einen schnellen Neustart. So konnte der Suchdienst des DRK von München aus Millionen Menschen wieder zueinander bringen. Noch heute bekommt er jedes Jahr etwa 10.000 Anfragen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg. Auch bei Katastrophenfällen wie nach dem Tsunami 2004 oder bei bewaffneten Konflikten wird der Suchdienst heute aktiv.
1950 wurde das DRK in der Bundesrepublik neu gegründet. Zwei Jahre später folgte das DRK in der DDR. 1991 kam es auch hier zur Wiedervereinigung. Heute ist das DRK eine der größten nichtstaatlichen Organisationen der Bundesrepublik.
"Von Anfang an spielte das ehrenamtliche Engagement eine sehr große Rolle", betont die derzeitige DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Es werde in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen, wenn es darum geht, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.