DOMRADIO.DE: Hunderte Gläubige haben auf den ersten beiden Regionalforem über die Zukunft des Erzbistums diskutiert. Das sind beeindruckende Zahlen, sind Sie überrascht?
Petra Dierkes (Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Generalvikariat des Erzbistums Köln): Ich bin nicht überrascht, muss ich ehrlich sagen, weil wir im Erzbistum Köln schon länger auf dem Pastoralen Zukunftsweg sind. Und das Gefühl, jetzt mitreden zu müssen, mitreden zu wollen, das ist in den Gemeinden immer stärker geworden. Es war in Köln so, jetzt in Euskirchen auch und nächste Woche geht es nach Düsseldorf. Überall erleben wir eine riesengroße Resonanz.
DOMRADIO.DE: Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus diesem Dialog? Gibt es schon Ergebnisse nach den beiden Foren?
Dierkes: Die größte Erkenntnis ist: Sie kommen alle. Sie wollen alle mitsprechen, mithören, sie wollen sich mit einbringen. Männer und Frauen, auch Jugendliche waren dabei. Verbandlerinnen und Verbandler waren dabei. Ich habe auch junge Pfadfinder und Mütter gesehen. Die Kinder konnten draußen spielen. Es war also ein wirklich buntes Kirchenvolk in Euskirchen versammelt.
DOMRADIO.DE: Welche Grundstimmung herrscht denn auf diesen Treffen vor? Sind die Gläubigen motiviert, gespannt oder gar kämpferisch?
Dierkes: Die sind ganz wohlwollend unterwegs. Ich habe so das Gefühl, katholische Kirche heißt auch immer ein Stück weit "Heimat haben", "Heimat sein". Auf Krawall oder sogar Spaltung war da keiner gebürstet. Ich habe den Eindruck, die Menschen wollen aufeinander hören, wollen zusammen Kirche sein. Aber es gibt natürlich auch kritische Fragen nach mehr Ökumene, nach der Beteiligung für Frauen, nach wiederverheirateten Geschiedenen, nach dem Zölibat. Solche Themen wurden durchaus angesprochen. Aber es war ein gutes Miteinandersprechen und ein gutes Miteinanderringen. Und alle mit dem Blick nach vorne!
DOMRADIO.DE: Wie tritt der Kardinal bei den Regionalforen auf? Wollen die Leute dem Erzbischof auch persönlich begegnen?
Dierkes: Ja, man will ihm persönlich begegnen und man will ihm auch einmal persönlich die Hand reichen. Und das war direkt am Anfang auch möglich, denn Kardinal Woelki hat zusammen mit seinem Generalvikar Dr. Markus Hofmann vorne am Eingang jede Besucherin und jeden Besucher persönlich begrüßt. Und das ist nicht nur eine Geste. Ich glaube, das ist das Anliegen des Kardinals, des Generalvikars und auch von uns, die hier arbeiten: Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen. Und das braucht dann manchmal richtig viel Zeit, diesen ganzen Samstag. Aber wir waren in den Kleingruppen hinterher der Überzeugung nach anderthalb Stunden: Es hätte noch länger sein können!
DOMRADIO.DE: In der kommenden Woche finden die Regionalforen ihren Abschluss in Düsseldorf. Erwarten Sie da noch neue Erkenntnisse?
Dierkes: Jede Großstadt hat nochmal ein eigenes Flair, eigene Fragen, eigene Herausforderungen. Das wird auch in Düsseldorf bestimmt so sein. Und dann geht es tatsächlich in die nächste Phase. Es gilt dann, all diese Dinge zusammenzuführen und auszuwerten. Aus der Zielskizze soll dann immer mehr ein konkretes Zielbild geformt werden. Dafür sind diese drei Treffen elementar wichtig und auch darüber hinaus.
Im nächsten Schritt sollen dann Piloten ausgerollt werden. Es sollen Dinge ausprobiert werden in den Gemeinden. Es gibt noch mal andere Beteiligungsformate in den Dekanaten. Ende nächsten Jahres soll dann auch ein fertiges Zielbild stehen: So wollen wir hier Kirche sein im Erzbistum Köln.
Das Interview führte Aurelia Rütters.