"Wir müssen verhindern, dass die Suizidbeihilfe in unserem Land zur alltäglichen Selbstverständlichkeit wird", heißt es in der am Mittwoch in Bonn veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.
"Aufweichung des Tötungstabus"
Ein solches Verbot müsse für alle Vereine, Organisationen und Einzelpersonen, aber auch für Ärzte gelten, die den assistierten Suizid als Behandlungsoption in geschäftsmäßiger Form anbieten. Am Umgang mit Krankheit und Tod entschieden sich "grundlegende Fragen unseres Menschseins und unseres gesellschaftlichen Selbstverständnisses", betonten die beiden Kirchenvertreter.
Sie warnten vor einer zunehmenden "Aufweichung des Tötungstabus". Alte, gebrechliche oder kranke Menschen, die anderen nicht zur Last fallen wollten, könnten ohne ein klares gesetzliches Zeichen gegen geschäftsmäßig angebotene Suizidbeihilfe unter subtilen sozialen Druck geraten. "Darin sehen wir eine erhebliche Gefahr für die Würde des menschlichen Lebens", so Marx und Bedford-Strohm.
Jedes Leben schützen
Zugleich sprachen sich beide für einen Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung aus. Gesellschaft und Politik seien aufgerufen, "jedes Leben in seiner ganzen Gebrechlichkeit und Verletzlichkeit zu schützen und die Rahmenbedingungen für eine angemessene menschliche und medizinische Fürsorge am Lebensende zu schaffen", heißt es. Auch müssten die Bürger über diese Angebote stärker informiert werden. Es sei zu begrüßen, dass der Bundestag sich mit einer solchen Verbesserung bereits befasst habe.
In den vergangenen Monaten hätten "die Fragen der Begleitung und Unterstützung schwerstkranker und sterbender Menschen" breite Aufmerksamkeit erfahren. Die Auseinandersetzung darüber sei "von gegenseitigem Respekt" geprägt, so Marx und Bedford-Strohm. Dafür seien sie "sehr dankbar".