Religionstreffen: Käßmann in höchstes Beschlussgremium gewählt

Vor der Abschlusszeremonie

Die evangelische Theologin Margot Käßmann ist in eine wichtige Position der Nichtregierungsorganisation "Religions for Peace" gewählt worden. Sie vertrete künftig Deutschland in dem aus 80 Mitgliedern bestehenden "World Council".

Margot Käßmann / © Norbert Neetz (epd)
Margot Käßmann / © Norbert Neetz ( epd )

Das teilte RfP in Lindau auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Der "World Council" ist demnach das höchste Beschlussgremium zwischen den etwa alle fünf Jahre stattfindenden Weltversammlungen der nach eigenen Angaben größten Allianz religiöser Gemeinschaften auf Erden. Die gesamte Liste der Vertreter werde am Freitag bei der Abschlusszeremonie veröffentlicht.

Käßmann war von 1999 bis 2010 Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und von 2009 bis 2010 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. In Lindau findet seit Dienstag die Weltversammlung von RfP statt. Es ist die zehnte Veranstaltung dieser Art und die erste in Deutschland.

"Das Gemeinwohl für alle fördern"

Unter den rund 900 Teilnehmern sind Angehörige von mehr als einem Dutzend Religionen. Das Motto lautet "Für unsere gemeinsame Zukunft sorgen - Das Gemeinwohl für alle fördern". Auch im nächsten Jahr will RfP nach eigenen Angaben wieder in die südbayerische Stadt am Bodensee kommen. Voraussichtlich werde der neue "World Council" im Herbst 2020 dort tagen.

Am Donnerstagmittag hatte RfP bereits die Wahl einer neuen Generalsekretärin bekanntgegeben. Die 50-jährige Azza Karam wurde demzufolge bereits am Mittwoch zur Nachfolgerin des US-Amerikaners William F. Vendley erkoren, sie ist die erste Frau auf diesem Posten. Karam wurde in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geboren, ist niederländische Staatsbürgerin und Muslimin. Sie soll ihr Amt am Freitag offiziell übernehmen.

Religion, Entwicklung und Demokratie

Karam lehrt als Professorin für Religion und Entwicklung an der Vrije Universiteit Amsterdam und arbeitet zudem für die UNO zu Fragen zu Religion, Entwicklung und Demokratie. Sie war beim UN-Bevölkerungsfonds und für die UN-Arbeitsgruppe für Religion und Entwicklung im Einsatz. Auch kümmerte sie sich laut dem Washingtoner "Berkley Center for Religion, Peace & World Affairs" um Bildung im arabischen Raum und war Präsidentin des Komitees religiöser Nichtregierungsorganisationen bei den UN.

Der katholische Theologe Vendley, Jahrgang 1947, war nach RfP-Darstellung 25 Jahre lang RfP-Generalsekretär. Er wirkte demnach unter anderem an Friedensbemühungen bei Konflikten in Bosnien-Herzegowina, Sierra Leone und dem Irak mit, arbeitete für das US-Außenministerium und engagiert sich im Netzwerk "Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen. Bereits vor der jetzigen Weltversammlung hatte Vendley angekündigt, sein Amt abgeben zu wollen.

RfP ist laut eigener Darstellung in rund 100 Ländern aktiv, Hauptsitz ist New York. Oberstes Ziel der seit 1973 bei den UN akkreditierten Organisation ist "die Förderung gemeinsamer Aktionen der Glaubensgemeinschaften weltweit zur Stärkung des Friedens".


Quelle:
KNA