Dabei tritt Johannes so überzeugend auf, dass die Leute überlegen, ob nicht er der Messias ist. Doch Johannes ist lediglich der "Rufer in der Wüste", der auf das Kommen des Herrn aufmerksam machen will - so erzählt es das Lukasevangelium, das am zweiten Adventssonntag verlesen wird.
Die Textpassage ist eigentlich ein Zitat aus dem alttestamentlichen Buch des Propheten Jesaja. Thema ist das Kommen des Messias, auf das sich die Gläubigen vorbereiten sollen. Nach christlicher Überzeugung kündigt Jesaja Jesus Christus an, dem der Täufer Johannes vorangeht. Das Neue Testament schildert, wie Johannes auf das Kommen und Wirken von Jesus Christus hinweist, er ist der Prediger in der Wüste, von dem Jesaja spricht.
Worte der Bibel klangvoll vertont
Diese zentralen biblischen Texte im Advent wurden natürlich über Jahrhunderte für die Gottesdienste vertont. In der Sendung "Musica" erklingen dazu Werke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach.
Eine ebenfalls sehr wichtige Person des Advents ist die Gottesmutter Maria. Dazu kommt, dass am 8. Dezember das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Besser bekannt ist das Fest als Maria Empfängnis. 9 Monate vor der Geburt von Maria feiert die Kirche diesen Tag.
1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis der Maria. Bei diesem Lehrsatz steht die Elternschaft der leiblichen Eltern der Maria außer Frage. Die Besonderheit ist jedoch, dass nach der katholischen Lehre Gott Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins von der Erbsünde bewahrte. Das soll in dem Fest ausgedrückt werden. Im Gottesdienst wird dann das Lukasevangelium verlesen. Der Engel besucht darin Maria und kündigt ihr an, dass sie mit Jesus den Retter der Welt gebären wird.
Wenn die Vertonung älter als das eigentliche Fest ist
In der Sendung "Musica" erklingt dazu eine Messvertonung, die zwar viel älter das Fest ist, dennoch aber in einem inneren Zusammenhang zu der Erzählung aus dem Lukasevangelium steht. Hans Leo Haßler war ein deutscher Komponist an der Schwelle zum 17. Jahrhundert. Er war in mehrfacher Hinsicht ein Pionier, er dürfte einer der ersten deutschen Komponisten gewesen sein, die nach Italien zum Musikstudium gingen, um die dort sehr fortschrittliche Musik – vor allem in Venedig – kennenzulernen. Zugleich war sein eigener Musikstil sehr variabel, er schrieb expressive weltliche Madrigale, aber auch schnörkellose Sätze zu deutschsprachigen Kirchenliedern, die bis heute vielfach von Chören gesungen und geschätzt werden. Zugleich komponierte er auch katholische Messvertonungen, die in der Tradition von Giovanni Pierluigi da Palestrina und Orlando di Lasso standen und qualitätsmäßig absolut gleichwertig sind.
Seine Messvertoung "Dixit Maria" hat als musikalische Vorlage die gleichnamige Motette "Dixit Maria", die Hassler sozusagen als Steinbruch für die Messvertonung nutzt. Ein damals übliches Verfahren, das auch Palestrina in Rom anwendete. "Dixit Maria" ist ein Zitat aus dem Lukasevangelium und der Begegnung der Gottesmutter Maria mit dem Engel. Der eröffnet ihr, dass sie den Sohn Gottes gebären soll und die junge Frau willigt ein – das ist also der Bezug zum Hochfest am 8. Dezember, ohne das der eigentliche Text der Messe in der Vertonung verändert wird. Nur der Titel weißt auf das Lukasevangelium hin, weitere Zitate gibt es nicht.