Vorsitzender von Italiens Bischofskonferenz wird 80

Wenn "Alte" noch Träume haben

Die Nähe zu Franziskus machte ihn erst zum Kardinal, dann zum Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz. An diesem Donnerstag wird Gualtiero Bassetti 80 Jahre alt. Zumindest mit dem Chefposten soll dann bald Schluss sein.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Gualtiero Bassetti: einer von drei Namen auf der Liste der italienischen Bischöfe für den Papst. Der sollte 2017 entscheiden, wer neuer Chef ihrer Bischofskonferenz wird.

Die Wahl fiel auf den damals 75-jährigen Erzbischof von Perugia. Der Papst ernannte ihn zum ersten Kardinal seit 160 Jahren auf dem Bischofsstuhl von Perugia. Am 7. April wird Gualtiero Bassetti 80 Jahre alt.

Frühe Orientierung in Richtung Kirche

Schon früh orientierte sich Bassetti in Richtung Kirche. Im toskanischen Marradi geboren, trat er mit 14 Jahren ins Priesterseminar von Florenz ein; besuchte dort erst das Gymnasium und studierte dann Theologie und Philosophie. Mit 24 wurde er zum Priester geweiht, mit nur 37 Jahren selbst Rektor des florentinischen Priesterseminars.

Ab 1992 arbeitete er als Generalvikar des Erzbistums Florenz, bevor er 1994 von Johannes Paul II. zum Bischof der kleinen toskanischen Diözese Massa Marittima-Piombino ernannt wurde. Gut vier Jahre später übernahm er das Bistum Arezzo-Cortona-Sansepolcro. Benedikt XVI. betraute ihn 2009 mit der Leitung des Erzbistums Perugia-Citta della Pieve. Im selben Jahr wurde Bassetti zum Vize-Chef der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) gewählt.

Soziale Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen

Seine Arbeit als Bischof widmet er vor allem der sozialen Gerechtigkeit und fairen Arbeitsbedingungen. Er besuchte strauchelnde Betriebe, sprach mit Arbeitern und Gewerkschaften, setzte sich für bezahlbaren Wohnraum ein. Bildung und Arbeitsplätze für junge Menschen, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in Italien sind ihm große Anliegen.

Ein Einsatz, der dem damals neuen Papst offenbar gefiel. Bassetti wurde bei Franziskus' erster Ernennung von neuen Kardinälen als einziger Italiener nominiert. Seine Nähe zu Franziskus war es wohl auch, die ihn 2017 zum Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz machte. In einem Alter, in dem andere Bischöfe an den Ruhestand denken, wurde er Chef der rund 250 Mann starken Bischofskonferenz Italiens. Er selbst bezeichnete seine Wahl als Zeichen dafür, "dass der Papst Alten zutraue, noch Träume zu haben".

Blieb seiner Linie treu

Als Quasi-Sprecher der katholischen Kirche in Italien blieb er seiner Linie treu: prangerte die hohe Arbeitslosigkeit im Land an, machte auf den den wirtschaftlich abgehängten Süden aufmerksam, auf die Ausbeutung von Mensch und Natur durch das organisierte Verbrechen, setzte sich für Migranten sowie Frieden und Miteinander im Mittelmeerraum ein.

Amtszeit nicht immer rosig gesehen

Betroffene von Missbrauch in Italien dürften Bassettis Amtszeit hingegen nicht besonders rosig sehen. Auf eine unabhängige Studie zu dem Thema warten sie bisher vergebens. Zwar wurden 2019 neue Leitlinien zum  Kinderschutz erlassen, Anlaufstellen für Betroffene eingerichtet, aber eine Untersuchung gilt bisher lediglich als nicht ausgeschlossen: "Es wäre weder für die verwundete Gemeinschaft noch für die Kirche ein guter Dienst, wenn wir übereilt handeln würden, nur um Zahlen zu nennen", erklärte Bassetti kürzlich.

Synodaler Prozess in Italien

Der synodale Prozess in Italien hat derweil begonnen. Als Papst Franziskus Anfang 2021, zum zweiten Mal nach 2015, die Kirche vor seiner Haustüre dazu aufforderte, zog Bassetti endlich mit. Das Kirchenoberhaupt verlange zu Recht "einen Schritt nach vorn", lautete seine erste Reaktion. Bedeutsam werde der Prozess vor allem angesichts der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage, in die viele Menschen durch die Pandemie geraten seien, befanden Italiens Bischöfe.

Zwei Infektionen mit Corona

Spurlos ging die Pandemie auch an Bassetti nicht vorbei. Gleich zweimal infizierte er sich mit dem Coronavirus. Zehn Tage lag er im Herbst 2020 auf der Intensivstation. Später berichtete er von seiner Nahtoderfahrung. "In diesen Momenten, in denen die Kräfte einen verlassen und der Körper abzuschalten scheint, spürte ich deutlich das Ende meiner irdischen Existenz", so der Kardinal.

Doch er kam wieder auf die Beine; Franziskus kommentierte seine Genesung augenzwinkernd mit den Worten "In der Hölle war noch kein Platz für dich!". Trotz Genesung möchte der bald 80-jährige Bassetti im Mai nicht noch einmal zur Wahl um den Vorsitz der Bischöfe antreten, Favoriten sind mittlerweile andere.

Quelle:
KNA