Bereits im Herbst habe es die Entscheidung getroffen, dass die sogenannte Heiligtumsfahrt stattfinden solle, solange Gottesdienste öffentlich gefeiert werden können, sagte Dompropst Rolf-Peter Cremer am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Er rechne aber wegen pandemiebedingter Einschränkungen mit weniger Teilnehmern als vor sieben Jahren. Die Aachener Heiligtumsfahrt wird seit 1349 alle sieben Jahre veranstaltet. 2014 kamen rund 125.000 Menschen. Die diesjährige Wallfahrt vom 18. bis 28. Juni mit Gottesdiensten, kulturellen Veranstaltungen und der traditionellen Reliquienverehrung steht unter dem Motto "Entdecke mich!".
Vier Tuchreliquien für Karl den Großen
Im Mittelpunkt stehen vier Tuchreliquien, die 799 Karl dem Großen übergeben wurden. Die Gläubigen verehren in ihnen das Kleid Mariens aus der Geburtsnacht, Windeln Jesu, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers.
Ostern fällt die entgültige Entscheidung
Nach den Worten von Cremer wird erst um Ostern endgültig Klarheit darüber bestehen, ob und in welchem Rahmen zur Heiligtumsfahrt eingeladen werden kann. Wenn es bei den seit Herbst geltenden Einschränkungen bleiben würde und die Infektionszahlen aufgrund der Impfungen sogar rückläufig seien, könne die Heiligtumsfahrt stattfinden.
Wenn die Corona-Regeln aber verschärft, also keine Gottesdienste gefeiert oder die Tuchreliquien im Dom nicht verehrt werden könnten, müsse über eine Verschiebung nachgedacht werden. Bei nur im Internet gezeigten Reliquien und ohne Begegnungen könne der Funke der Wallfahrt nicht überspringen.
Gottesdienste auf dem Katschhof
An den sechs großen Gottesdiensten auf dem Katschhof neben dem Dom sollen bei günstiger Prognose laut Cremer nach den derzeitigen Planungen jeweils 1.000 angemeldete Wallfahrer teilnehmen können, was einem Drittel der sonst üblichen Zahl entspreche.
DOMRADIO.DE überträgt live
Die Verehrung der Tuchreliquien im Dom solle coronakonform mit großen Abständen und guter Belüftung erfolgen. An den Warteschlangen vor dem Dom, die wegen der Abstandsregeln wesentlich länger als üblich sein werden, soll es Informationen zu den Heiligtümern geben. DOMRADIO.DE überträgt im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrt zwei Gottesdienste aus dem Dom und drei Pilgermessen auf dem Katschhhof.
Das vom Aachener Eventmanager Christian Mourad vorbereitete Kulturprogramm mit täglichen Abendveranstaltungen auf dem Katschhof kann nach Einschätzung von Cremer unter den dann hoffentlich geltenden Corona-Regeln stattfinden.
Dank im Jahr 1349 für die überstandene Pest
Sollte es im Sommer Lockerungen geben, könnte die Heiligtumsfahrt Gelegenheit bieten, auch "spirituell aufzuatmen»" und so einen Hoffnungsakzent setzen. Bei einer möglichen Verschiebung auf die Zeit nach Corona könnte es eine inhaltliche Parallele zum Ursprung der Wallfahrt geben; 1349 sei der Sieben-Jahres-Rhythmus als Dank für eine überstandene Pest eingeführt worden.