Walter Mixa kehrt nach Augsburg zurück und sorgt für neue Diskussionen

"Dolchstoßtheorie" und andere Vorwürfe

Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa ist zurück: Nach seiner öffentlichen Kritik an Kirchenverantwortlichen kehrte er am Wochenende in das Augsburger Bischofspalais zurück - und sorgt auch nach seinem Amtsverzicht für Wirbel.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

In die "causa Mixa" ist wieder Bewegung gekommen. Der ehemalige Augsburger Bischof kehrte am Wochenende von einem Urlaub in der Toskana, den er nach seinem Aufenthalt in einer Schweizer Klinik angetreten hatte, ins Bischofspalais in der Fuggerstadt zurück. Dieses Faktum wurde von aufgeregten Berichten begleitet bis hin zur kolportierten Behauptung, Mixa strebe in Rom seine vollständige Rehabilitierung samt Wiedereinsetzung als Bischof von Augsburg an.

Ist der mit vielen Vorwürfen konfrontierte Kirchenmann Opfer einer Intrige? Schließlich hat sich manche Vorhaltung wie die des sexuellen Missbrauchs längst in Luft aufgelöst. Wurde sein Rücktritt erzwungen, der Papst gar getäuscht? "Rufmord unter Brüdern", titelte die "Welt am Sonntag". Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger spricht von einer "Dolchstoßtheorie", gegen die er sich als einer der vermeintlichen Verschwörer nur begrenzt zu wehren vermag. Als Beteiligter, der darüber auch mit dem Papst gesprochen hat, sieht sich Losinger per Schweigegebot gebunden.

Dass Mixa vorübergehend an seinen bisherigen Wohn- und Dienstsitz zurückkehren würde, um seine Siebensachen zu packen, war abzusehen. Schließlich könne er nicht zelten, bemerkte sein Anwalt. Nun will die Bistumsleitung mit Mixa und dem Vatikan rasch die Frage des künftigen Wohnsitzes klären. Geht es nach Losinger, wird der nicht im Gebiet der Diözese liegen.

Unfrieden im Bistum
Wenn die Meldung von Mixas "Rückkehr" nach Augsburg so hohe Wellen schlägt, dass sie von manchen umgehend als "Akt der Anmaßung" missbilligt wird, zeigt dies, wie viel Unfrieden noch im Bistum herrscht. Die Gräben zwischen Anhängern und Gegnern Mixas sind offenkundig weiterhin tief. Die Integrationsbemühungen von Diözesanadministrator Weihbischof Josef Grünwald zeitigen bisher wenig Wirkung. Losinger bezeichnet die Stimmung als "hochgradig nervös".

Mixa fühlt sich ungerecht behandelt, doch es erscheint als kaum denkbar, dass er ins Amt zurückkehrt. Im Extremfall könnte der Papst seine Entscheidung revidieren, aber das wäre ohne Beispiel und würde führende deutsche Bischöfe in ein schiefes Licht rücken.

"Mixas Amtsverzicht ist rechtskräftig und steht nicht infrage", heißt es dazu in römischen Kirchenkreisen, eine Änderung sei nicht zu erwarten. Schließlich habe Benedikt XVI. den Vorgang sehr genau überprüft. Bei einer angeblich zugesagten Privataudienz für Mixa wird es demnächst eher darum gehen, ob und welcher Posten für den Bischof noch infrage kommen kann. Dafür gibt es Präzedenzfälle. Der ebenfalls unter öffentlichem Druck zurückgetretene Bostoner Kardinal Bernard Law verbrachte immerhin über ein Jahr in einem Schwesternkonvent, bis im Mai 2004 ein Amt in Rom für ihn frei wurde.

40-jähriges Priesterweihejubiläum
Nur mühsam beigelegt erscheinen unterdessen die Differenzen zwischen Mixa und der Augsburger Bistumsleitung um sein 40-jähriges Priesterweihejubiläum. Am 18. Juli hätte dies mit einem Festgottesdienst im Augsburger Dom begangen werden sollen. Später planten Mixa und seine Unterstützer eine Feier an der Gebetsstätte Wigratzbad im Westallgäu, doch dies wurde ihm vom Ordinariat untersagt.

Nun soll es ein kleines Fest im diözesaneigenen Bildungshaus in Leitershofen bei Augsburg geben - in privatem Rahmen und ohne Presse. Ein emeritierter Bischof übe kein Amt mehr aus, sein Status rechtfertige keine öffentlichen Auftritte, heißt es dazu bei der Bistumsleitung, die dabei auch im Einklang mit dem Vatikan sieht. Mit dem kleinen Fest soll auch vermieden werden, dass Mixas Anhänger ihn zum Märtyrer stilisieren.

Eine Aufgabe hat das Domkapitel indes erledigt. Die Apostolische Nuntiatur in Berlin hat eine Vorschlagsliste mit Kandidaten für den Augsburger Bischofsstuhl erhalten. Bereits zur Frage, wie viele Namen das Papier enthält, gehen die Angaben in Kirchenkreisen auseinander. Die Chancen für einen bistumsinternen Nachfolger von Mixa dürften jedoch sinken, je länger die Wogen hochschlagen. Die schwere Aufgabe der Befriedung einer polarisierten Diözese vertraut Rom meist eher einem unbelasteten Mann von außen an.