Unterdessen fordern auch katholische Frauen die Aufklärung von Missbrauchsfällen. Die katholische Kirche in Deutschland hat einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage zufolge einen Vertrauensverlust wegen der Missbrauchskrise erlitten. Auf die Frage, ob die jüngsten Stellungnahmen der Kirche zur Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz das Vertrauen wieder hätten festigen können, antworteten laut der SWR-Erhebung 87 Prozent mit Nein.
Sechs Prozent der Befragten seien hingegen der Meinung, die Kirche habe mit ihren Reaktionen auf die Studie das Vertrauen in ihre Institution wieder stärken können. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich nach Angaben des Südwestrundfunks bei der Frage, ob die Kirche die richtigen Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie gezogen habe: Hierauf antworteten 84 Prozent mit Nein und acht Prozent mit Ja. An der Ende Oktober vorgenommenen Umfrage im Auftrag des SWR nahmen mehr als 1.000 Personen teil.
Ende September hatten die Bischöfe eine "Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden.
Katholische Frauen fordern Aufklärung von Missbrauchsfällen
Unterdessen fordert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) die Aufklärung von Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche. Dazu seien die kfd-Mitglieder unter dem Motto #MachtLichtAn am 12. Dezember zu einer bundesweiten Klage-Andacht mit Gebet aufgerufen, teilte der Verband in Düsseldorf mit.
Die Aktion soll demnach Solidarität mit den Opfern und persönliche Betroffenheit zum Ausdruck bringen.
Die kfd fordert von den deutschen Bischöfen, Licht in das Dunkel der Missbrauchsfälle zu bringen, unabhängige Missbrauchsbeauftragte einzusetzen und die kirchliche Sexualmoral zu verändern. Auch konservative Machtstrukturen müssten abgeschafft werden. Außerdem wollen sie eine Erneuerung der Kirche.
Postkartenaktion geplant
Am 12. Dezember ab 18.00 Uhr beginnt nach Verbandsangaben die Aktion, bei der auch die zentralen kfd-Forderungen an die Deutsche Bischofskonferenz vorgelesen werden sollen. Teilnehmer und Passanten seien dazu aufgefordert, Postkarten mit diesen Forderungen zu unterschreiben.
Diese Postkarten will die kfd anschließend der Bischofskonferenz überreichen. Die Aktion biete den Mitgliedern "die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und so der eigenen empfundenen Ohnmacht zu begegnen", erklärte die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt.