Gericht vertagt Entscheidung über australischen Kardinal Pell

Warten auf das Urteil

Der ehemalige Finanzchef des Vatikans, der australische Kardinal George Pell, muss vorerst weiter im Gefängnis bleiben. Der Oberste Gerichtshof in Melbourne gab nach zweitägigem Berufungsverfahren noch keine Entscheidung bekannt.

Kardinal George Pell / © Erik Anderson (dpa)
Kardinal George Pell / © Erik Anderson ( dpa )

Pell war im März wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Chorknaben zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Gegen das Urteil legte der 77-Jährige Berufung ein. Der ehemalige Vertraute von Papst Franziskus weist alle Vorwürfe seit jeher zurück, er hofft auf einen Freispruch.

Pell ist in der Geschichte der katholischen Kirche der ranghöchste Geistliche, der jemals wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt wurde. Als Finanzchef war er praktisch die Nummer drei des Vatikans. Der Kirchenstaat hatte im März angekündigt, die Berufung abwarten zu wollen, bevor er über weitere Konsequenzen entscheidet.

Freispruch möglich

Möglich wäre, dass Pell bei einer Bestätigung des Schuldspruchs alle seine Titel verliert und auch nicht Priester bleiben darf. Falls er gewinnt, wäre er wieder ein freier Mann.

Die Vorwürfe reichen in die Jahre 1996/97 zurück. Zu jener Zeit war Pell Erzbischof der australischen Millionenmetropole Melbourne. Die beiden Chorknaben waren damals 13 Jahre alt. Einen der Jungen zwang er nach Überzeugung des Gerichts zum Oralsex. Von den Chorknaben lebt nur noch einer. Der heute 35 Jahre alte Mann war in dem Prozess der entscheidende Belastungszeuge.


Quelle:
dpa