Was ist ein Ad-limina-Besuch ?
Die "Visitatio ad limina apostolorum" bedeutet so viel wie "Besuch an den Schwellen (Gräbern) der Apostel (Petrus und Paulus)". Bischöfe, die eine Diözese leiten, sind alle fünf Jahre dazu verpflichtet, nach Rom zu reisen und dem Papst über die Situation ihres Bistums zu berichten. Ausgenommen sind Ortsbischöfe, die ihre Diözese seit weniger als zwei Jahren leiten.
In jüngster Zeit verlängerte sich der ursprünglich vorgeschriebene Fünf-Jahres-Turnus. Das liegt an der hohen Anzahl der Bistümer weltweit. Zudem müssen pandemiebedingt verschobene Besuche nachgeholt werden. Die Deutsche Bischofskonferenz etwa erstattete zuletzt 2015 Bericht im Vatikan.
Die Bischöfe eines Landes reisen in der Regel gemeinsam an. Die deutschen Bistumsleiter lassen sich üblicherweise von ihren Weihbischöfen begleiten. Aufgeteilt in Gruppen, treffen sie in Rom nicht nur den Papst, sondern führen auch Gespräche in verschiedenen Kurienbehörden.
Vorgeschrieben sind außerdem Messfeiern im Petersdom und Sankt Paul vor den Mauern, an den Gräbern der Apostel. In der Regel halten die Bischöfe auch Gottesdienste in den beiden weiteren Papstbasiliken Roms ab: in Santa Maria Maggiore und San Giovanni Laterano.
Wie läuft ein solcher Besuch ab? Gibt es konkrete Regeln?
Geregelt ist alles von der Vorbereitung, über Messfeiern bis zur Kleiderordnung bei den offiziellen Terminen. Mindestens drei Monate - lieber sechs - vor dem Besuch müssen die Ortsbischöfe ihren Fünfjahresbericht beim Vatikan einreichen. Darin geht es um die Aktivitäten von Bischof und Bistum etwa im Bereich Soziales, Liturgie, Bildung, Kommunikation und die finanzielle Lage.
Der konkrete Besuchsablauf wird zwischen der jeweiligen Bischofskonferenz und dem Vatikan abgestimmt: Dazu gehören Zeitpläne, Anzahl der anreisenden Bischöfe und Hintergrundinformationen zu ihnen sowie ein Bericht zur Situation der Ortskirche mit eventuellen Vorschlägen und Forderungen der Konferenz.
Über diesen Weg werden auch Termine in den unterschiedlichen Vatikanbehörden geplant, die jeder Bischof ebenso selbst vereinbaren kann. Diese Treffen sind nicht für alle Teilnehmer zwingend. Empfohlen werden sie jedoch für diejenigen, die sich innerhalb der Bischofskonferenz mit dem jeweiligen Themengebiet befassen. Für diese Treffen reicht ein Kurzbericht, der mit einer Woche Vorlauf per E-Mail eingereicht werden kann.
Das Pilgern an die Apostelgräber in den Basiliken gilt, wie der Name des Besuchs sagt, als einer der wichtigsten Aspekte der Reise. An den Messen sollten möglichst Katholiken aus den Bistümern der Bischöfe oder wenigstens in Italien lebende Landsleute teilnehmen.
Zur Kleiderordnung: Für das Treffen mit dem Papst ist die schwarze Soutane mit violetter - bei Kardinälen roter - Schärpe vorgeschrieben. Für die Gespräche in den Behörden reicht dunkle Priesterkleidung, also Anzug und Hemd mit Kollar.
Was kann bei solch einem Besuch herauskommen und was nicht?
Grundsätzlich dient der Besuch dem Austausch zwischen Orts- und Weltkirche. Das soll zum einen die Einheit innerhalb der Institution fördern, zum anderen die Verantwortung des einzelnen Bischofs. Zudem muss der Papst wie jede Führungskraft Anliegen und eventuelle Schwierigkeiten seiner "Mitarbeiter" kennen, um angemessene Maßnahmen ergreifen zu können. Persönliche Treffen stärken auch in der Kirche die Bindung und können Kontroversen leichter aus der Welt schaffen.
Ausdrücklich weist der Vatikan auf den informellen Charakter der Gespräche hin. Erklärungen und Antworten dienten zur Information oder als Ratschlag, Anleitung oder Orientierung für die Lösung besonderer Probleme - es sei denn, Rom verfasst im Anschluss ein verbindliches Dokument.
Insgesamt ist der Gesprächscharakter dieser Treffen unter Franziskus deutlich informeller und dialogischer geworden. Anstatt vorbereitete Ansprachen zu halten, redet der Papst nun lieber in einer Gesprächsrunde mit den Bischöfen.
Wie ist die Bilanz der Bischöfe weltweit?
Die Ad-limina-Besuche, insbesondere der Austausch mit dem Papst, sind nicht öffentlich. Manchmal wird seine Ansprache, so er eine hält, nach dem Besuch veröffentlicht. Oft teilt der Vatikan aber nur mit, dass der Besuch stattgefunden hat. Die Bischöfe sind nach den Besuchen zumeist voll des Lobes für den Papst. Nicht selten nutzt er seine Aussprache aber auch, um die Bischöfe zu ermahnen oder ihnen in deutlichen Worten Probleme vor Augen zu führen. Franziskus geht es jedoch vor allem um den Dialog.
Wann war der letzte Besuch der deutschen Bischöfe in Rom?
Der letzte Besuch der deutschen Bischöfe ist sieben Jahre her. Da stand noch Kardinal Reinhard Marx an der Spitze der Bischofskonferenz. Der amtierende Vorsitzende Bischof Georg Bätzing war damals nicht in Rom dabei. Er wurde erst im Jahr darauf zum Limburger Bischof geweiht. Auch waren zahlreiche Weihbischöfe und Bischöfe bei dem Besuch 2015 dabei, die diesen Herbst nicht mitkommen. Teils aus Altersgründen, teils aufgrund der Folgen der Missbrauchsaufarbeitung.
Für Marx ist anders als für Bätzing eine Reise nach Rom und in den Vatikan quasi ein Heimspiel. Er spricht Italienisch und ist bereits seit 2013 Mitglied im engen Beratergremium von Papst Franziskus, dem sogenannten Kardinalsrat.
Wie war der letzte Besuch der deutschen Bischöfe?
Der Besuch stand unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise. Entsprechend ging Papst Franziskus in seiner Ansprache auf den "enormen Einsatz" Deutschlands in der Flüchtlingsfrage ein. Aber das Hauptaugenmerk des Besuches 2015 war für Franziskus die "Erosion des katholischen Glaubens in Deutschland". Er beschrieb zutreffend die sinkende Zahl der Gottesdienstbesucher, der Kommunionskinder, der Eheschließungen und der Priesteramtskandidaten.
Zugleich forderte er die Bischöfe auf, die lähmende Resignation zu überwinden. Das Gebot der Stunde sei eine "pastorale Neuausrichtung" - mit einer Seelsorge, die in allen Bereichen expansiver und offener sei. Hier komme dem Bischof eine wichtige Rolle zu. Dahingegen kritisierte Franziskus deutlich eine "fortschreitende Institutionalisierung der Kirche".
Was ist das Besondere am diesjährigen Besuch der deutschen Bischöfe?
2019 startete der deutsche Reformprozess. Der Synodale Weg sorgte seitdem immer wieder für "Beziehungsprobleme" zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan. Der Konferenz-Vorsitzende Bätzing möchte darum in Rom vor allem für diese Initiative werben und Missverständnisse beseitigen.
Geplant sind die üblichen Gespräche mit Franziskus, sowie elf weitere in den Vatikanbehörden. Hinzu kommt - neu für die deutschen Bischöfe - ein großes Treffen mit Leitern von Vatikanbehörden und dem Papst speziell zum Synodalen Weg. Atmosphäre und Ergebnis dieses Gesprächs könnten ausschlaggebend für den Fortgang der Reformbemühungen in Deutschland sein. Entscheidend ist für die deutschen Bischöfe die Haltung des Kirchenoberhaupts. Denn daran werden sich auch die vatikanischen Behördenchefs orientieren. Nicht wenige von ihnen schauen kritisch und sorgenvoll auf den deutschen Vorstoß in Sachen Reformen, zumindest bisher.