Warum besucht Franziskus das kleine Luxemburg?

Eine Einladung gab den Anstoß

Gerade war Papst Franziskus im fernen Südostasien unterwegs. Nun folgt seine 46. Auslandsreise. Und die führt ihn nicht etwa nach Deutschland, sondern nach Belgien und ins kleine Luxemburg. Warum eigentlich?

Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Bischofssynode, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) und Erzbischof von Luxemburg, spricht am 16. Oktober 2023 mit Papst Franziskus während der Weltsynode im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Bischofssynode, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) und Erzbischof von Luxemburg, spricht am 16. Oktober 2023 mit Papst Franziskus während der Weltsynode im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich hat das Geheimnis gelüftet, wie es zum bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus im kleinen Großherzogtum gekommen ist:

"Der Großherzog hat ihn eingeladen, und er ist dieser Einladung gerne gefolgt", sagte er im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum Hinweis, Deutschland verfüge nicht über gekrönte Häupter, sagte der 66-Jährige: "Aber Sie haben einen sehr guten Bundespräsidenten! Den kann man schon zeigen." 

Großherzog Henri von Luxemburg und Großherzogin Maria Teresa von Luxemburg warten am Großherzoglichen Palais auf Bundespräsident Steinmeier und seine Frau, um sie mit militärischen Ehren zu begrüßen / © Bernd von Jutrczenka
Großherzog Henri von Luxemburg und Großherzogin Maria Teresa von Luxemburg warten am Großherzoglichen Palais auf Bundespräsident Steinmeier und seine Frau, um sie mit militärischen Ehren zu begrüßen / © Bernd von Jutrczenka

Seine eigene Rolle bei der erfolgreichen Einladung spielte Hollerich herunter und sagte, er habe dem Papst "keinen Brief geschrieben".

10.000 Menschen wollen den Papst sehen

Weiter sagte der Kardinal zum Papstbesuch, es sei "sehr erfreulich", dass aus dem benachbarten deutschen Bistum Trier Bischof Stephan Ackermann und seine Weihbischöfe ihr Kommen zugesagt hätten. 

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Das Interesse an der Begegnung mit dem Papst in der Kathedrale von Luxemburg, dem Mariendom, sei sehr groß. "Wir hatten ein paar Hundert Sitze zum Auslosen, aber es gab über 10.000 Bewerbungen."

Franziskus hat Hollerich zudem eine wichtige Aufgabe im Reformprojekt Weltsynode übertragen. Bei der finalen Sitzung im Oktober wollen rund

370 Frauen und Männer eine neue Beschluss- und Beratungskultur für die katholische Kirche finden. "Die Weltsynode ruft mich", sagte Hollerich.

Vor der Abreise stehe aber für ihn am 29. September noch eine "Prinzentaufe" an, danach reise er sofort nach Rom. In der Kirche beim Schlosspark von Colmar-Berg wird der Kardinal eines der Enkelkinder von Großherzog Henri (69) und Großherzogin Maria Teresa (68) feierlich in die katholische Kirche aufnehmen.

Caritas ist Opfer des Betrugsskandals, nicht Täter

Betroffen zeigte sich Hollerich über den Betrugsskandal in der Caritas des Großherzogtums, bei dem eine Mitarbeiterin rund 60 Millionen Euro veruntreut haben soll; Dutzende Entlassungen und Projektstreichungen stehen im Raum. 

Zwar werfe der Vorgang keinen Schatten auf den Papstbesuch, "aber die Kirche kommt manchmal schlecht in der Öffentlichkeit weg, weil oft die Fakten nicht bekannt sind. Man vergisst immer gern, dass die Caritas ja an sich Opfer ist und nicht Täter", unterstrich Hollerich.

Leider fehle Luxemburgs Kirche das Geld, um die Caritas zu retten. "Der Staat richtet es nun, es wird eine Nachfolgeorganisation namens 'Hut - Hellef um Terrain' geben, aber da ist nichts Christliches mehr drin." Dabei habe die Caritas gute Arbeit geleistet, sagte der Kardinal.

Kirche in Luxemburg

Luxemburg, zweitkleinster Mitgliedsstaat der Europäischen Union, ist seit dem 6. Jahrhundert katholisch geprägt. Von den rund 630.000 Einwohnern sind etwa 70 Prozent katholisch getauft, der Anteil der praktizierenden Katholiken ist allerdings seit rund 50 Jahren stark rückläufig. 

Auch der gesellschaftliche und politische Einfluss der Kirche geht zurück. Ihr gehörte noch Ende des 20. Jahrhunderts die wichtigste Tageszeitung, Religionsunterricht war Pflichtfach in der Schule; Staat, Kirche und die Christlich-Soziale Volkspartei CSV waren eng verbunden. 

Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski (KNA)
Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski ( KNA )
Quelle:
KNA