DOMRADIO.DE: Das Fest Christi Geburt ist noch gar nicht lange her. Gerade erst haben wir das alle mit unseren Familien groß gefeiert. Warum gibt es denn noch ein eigenes Fest für die Heilige Familie?
Burkhard Knipping (Referent für Beziehungs- und Ehepastoral im Erzbistum Köln): Das Fest soll unterstreichen, dass derjenige, der an Weihnachten geboren wurde, Mensch geworden ist. Die Heilige Familie soll herausheben, das war nicht nur so ein Randgeschehen, sondern in Jesus ist Gott Mensch geworden – ein Gott, der mit uns ist, der für uns ist, der bei uns ist. Und deswegen wird dieses Fest der Heiligen Familie gefeiert.
DOMRADIO.DE: Das heißt, weil Jesus in eine Familie hineingeboren wurde, in eine leibliche Familie, wird die Geschichte dem Menschen nah?
Knipping: Viele Stellen in der Heiligen Schrift des Neuen Testaments verdeutlichen, dass diese Heilige Familie eine sehr konkrete Familie gewesen ist. Das beginnt bei der Schilderung der besonderen Empfängnis und führt über die Begleitung der Mutter ihres Sohnes bis hin zum Kreuztod. Es sind die Geschichten um Josef, den Vater, der sehr glaubensstark, sehr aufmerksam ist, der die Botschaften der Engel – also die Botschaften Gottes – wahrnehmen kann. Es geht um ein etwas trotziges und eigenwilliges Kind, das sich im Tempel nicht an die Anweisungen der Eltern hält, sondern dort weiter bleibt. Bis hin zum erwachsenen Jesus, der seine Familie krass außen vorlässt. So soll also über diese verschiedenen Aspekte, wie das Neue Testament uns die Heilige Familie vorstellt, deutlich werden, das ist nicht etwas Idealisiertes, das ist etwas Konkretes. Da wird Gott Mensch. Das hat etwas mit euch zu tun.
DOMRADIO.DE: Und was hat es heute mit uns zu tun?
Knipping: Für uns ist das Fest der Start in das Kirchenjahr – auch wenn gefühlt Jahresende ist. Das Fest setzt einen Akzent für das ganze Kirchenjahr und die kommenden Monate. Es hat drei verschiedene Vorzeichen. Das ist zum einen die Menschwerdung, dann, dass die Heilige Familie Vorbild für alle Familien sein kann und für alle Hausgemeinschaften und es zeigt auch, dass es nicht einfach ist, Familie zu sein, die an Gott glaubt.
DOMRADIO.DE: Nicht einfach – also ein Kontrast zur harmonischen Weihnachtsgeschichte?
Knipping: Um Weihnachten herum liegen Feste, die zeigen, dass das Leben nicht immer so leicht ist. Denken wir an das Fest des Diakons Stephanus; jemand der den Glauben bezeugt hat und dafür ermordet worden ist. Denken wir an die "unschuldigen Kinder", also alle gleichaltrigen Kinder, die Herodes hatte ermorden lassen, um zu versuchen auf diese Art und Weise Jesus zu ermorden.
Das sind Aspekte, die uns einfach zeigen, wenn ihr christliche Familie seid, werdet ihr auch Schwierigkeiten haben. Ja es ist auch ein realistisches Gefühl und damit ein bisschen ein Gegenbild zu unserem tollen Weihnachtsgefühl.
DOMRADIO.DE: Haben Sie einen Universal-Tipp, wie man über diese Stolpersteinchen, die sich dann manchmal Familien in den Weg legen, überwindet?
Knipping: Das zeigt uns die Heilige Familie auch. Da gibt es ein ganz altes Bild. Da haben Maria und Josef Jesus in die Mitte genommen, halten ihn an der Hand. Die Perspektive ist so, dass sie ihn in das Leben einführen. Dann haben wir einen neuen Blick auf die Bedeutsamkeit unserer Kinder. Sie sind ganz wichtig. Es ist wichtig, das Kind zu sehen.
Wenn die Heilige Familie Vorbild für uns ist, dann müssen wir uns auch solchen Fragen stellen: Wie verhältst du dich als Vater? Wie verhältst du dich als Mutter? Wie viel Zeit nimmst du dir? Wie offen bist du? Wie entspannt bist du, wenn du mit deinem Kind zusammen bist? Wichtig sind Offenheit füreinander, Sympathie füreinander – als Familie aber auch als Paar.
Das Interview führte Verena Tröster.