Was zeichnet Priester des Neokatechumenalen Weges aus?

"Wir schotten uns nicht ab"

Zwei der drei Neu-Priester des Erzbistums Köln gehören zur Gemeinschaft des Neokatechumenalen Weges. Was macht ihr Profil aus? Salvador Pane, Regens des Priesterseminars Redemptoris Mater, erklärt den Grundgedanken der Gemeinschaft.

Regens Salvador Pane im Gespräch mit Seminaristen des Redemptoris Mater / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Salvador Pane im Gespräch mit Seminaristen des Redemptoris Mater / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Vor zwei Wochen hat der Kölner Erzbischof drei junge Männer zu Priestern geweiht, von denen zwei der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Weges angehören. Im Missionarischen Priesterseminar Redemptoris Mater in Bonn haben sie ihre Priesterausbildung absolviert und nun im Erzbistum Köln ihre erste Kaplanstelle angetreten. In den Gemeinden werden sie begeistert empfangen. Was ist anders an diesen Priestern des Neokatechumenalen Weges?

Salvador Pane, gebürtig aus Paraguay, leitet seit dem Jahr 2000 das Redemptoris Mater in Bonn-Endenich / © Beatrice Tomasetti (DR)
Salvador Pane, gebürtig aus Paraguay, leitet seit dem Jahr 2000 das Redemptoris Mater in Bonn-Endenich / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Monsignore Salvador Pane (Regens des Erzbischöflichen Missionarischen Priesterseminars Redemptoris Mater Köln): Beim Neokatechumenalen Weg geht es gar nicht mal um eine besondere Spiritualität, sondern um den Kern der christlichen Identität: um die Taufe und um eine nachträgliche bewusste Einführung ins Christentum innerhalb einer Gemeinschaft, zumal das Sakrament selbst ja meist als Baby empfangen wurde. Das ist der Sinn des Neokatechumenalen Weges, nämlich aus der Taufe heraus den eigenen Glauben zu leben. Das Neokatechumenat wird in kleinen Gemeinschaften real, die in der Regel in der Pfarrei tätig sind. Es geht darum, die Kirche hautnah und existenziell zu erfahren – in einer Gruppe mit durchschnittlich etwa 20 bis 40 Schwestern und Brüdern, mit denen zusammen ich mich auf einem Weg des Glaubens befinde. Diese Gruppe unterstützt sich bei der gemeinsamen Reise gegenseitig und lebt von der Feier des Wortes, dem Austausch und vor allem der Feier der Eucharistie. Wir sind einander also mehr als nur Freunde. Uns verbindet das gemeinsame Erlernen des Glaubens in der Gemeinschaft, die aus dem Geist der Kirche lebt und in der Christus das Zentrum ist.

In einer solchen Gemeinschaft lernen die Seminaristen, was es heißt, Christ zu sein. Und wer sich existentiell – also mit Herz und Verstand – mit dem Gedanken beschäftigt, ob Gott ihn möglicherweise zum Priestertum des Dienstes beruft, bekommt im Seminar alles Notwendige, um herauszufinden, ob dies tatsächlich sein Weg ist. Daher findet die christliche Formung, wie wir das nennen, in der jeweiligen neokatechumenalen Gemeinschaft des Seminaristen statt, die eigentliche priesterliche Ausbildung aber – im umfassenden Zusammenspiel von intellektueller, geistlicher, menschlicher und pastoraler Dimension – im Seminar.

DOMRADIO.DE: Im nächsten Jahr feiert das Bonner Redemptoris Mater, eines von weltweit über 100 Priesterseminaren des Neokatechumenats, sein 25-jähriges Bestehen…

Das ehemalige Benediktinerinnenkloster liegt mitten im Grünen / © Redemptoris Mater (privat)
Das ehemalige Benediktinerinnenkloster liegt mitten im Grünen / © Redemptoris Mater ( privat )

Pane: Was uns wirklich sehr freut. Am Beginn der Geschichte unseres Seminars hier im Erzbistum Köln stand zunächst die mitbrüderliche Aufnahme. Kardinal Woelki war damals noch Direktor des Bonner Collegium Albertinum. Das heißt, die Urerfahrung unseres Seminars bestand darin, mit offenen Armen empfangen worden zu sein, woraus sich von Anfang an eine konstruktive und segensreiche Zusammenarbeit – mit dem Albertinum, aber auch mit dem Kölner Priesterseminar – entwickelt hat, die uns in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten entscheidend geprägt hat. 

DOMRADIO.DE: Worin liegt denn der Unterschied zu anderen Priesterseminaren?

Pane: Vor allem in der spezifischen Gemeinschaftserfahrung. Die Seminaristen erleben die Universalität der Kirche – in der Feier des Wortes Gottes und der Eucharistie – in einer kleinen Gemeinschaft mit den unterschiedlichsten Menschen und Charakteren. In ihr machen sie die Erfahrung, dass man in einem Christen Christus selbst begegnet. Das gibt ihnen Kraft und die Möglichkeit, persönlich und existenziell zu erleben, dass die Kirche der Leib Christi ist. Außerdem kommen in unserem Haus junge Männer aus vielen Ländern und unterschiedlichen Nationalitäten zusammen, die in der Regel hier zehn Jahre miteinander leben. Davon benötigen sie meist zwei Jahre für das Erlernen der Sprache, fünf bis sechs Jahre für das Studium der Theologie sowie zwei oder drei Jahre für die unterschiedlichen Missionspraktika in allen Teilen der Welt, so dass diese diözesane Ausbildung im eigentlichen Sinne katholisch – allumfassend – ist und eine stark weltkirchliche Dimension hat. 

Denn ein weiterer besonderer Schwerpunkt unserer Ausbildungsstätte ist deren missionarische Ausrichtung. Mithilfe ihrer Missionspraktika weltweit, für die die Seminaristen während ihres Studiums oder danach manchmal monatelang unterwegs sind, schauen sie zudem über den eigenen Tellerrand hinaus und sammeln pastorale Erfahrungen auf anderen Kontinenten. Das hilft, theoretisches Wissen mit Erkenntnissen aus der Praxis zu verbinden, und sorgt zudem bei den Seminaristen für einen Reifungsprozess, bei dem sie sich mit ihrer Berufung in einem oft völlig anderen gesellschaftlichen Kontext – und meist nicht in einer "heilen Welt", sondern mit durchaus erdenden Realitäten – auseinandersetzen und darauf eine persönliche Antwort in großer Freiheit geben. 

Salvador Pane

"Unsere Studenten erfahren, dass der katholische Glaube in Tansania, Mexiko, Südafrika oder den Niederlanden immer derselbe ist – eine für ihre eigene katholische Identität und für das Verständnis von Wesen und Mission der Kirche notwendige Erkenntnis, die nach wie vor von primärer Bedeutung bleibt."

In dieser Zeit gewinnen die Seminaristen wertvolle Erfahrungen über die gelebte Vielfalt der katholischen Kirche und die unterschiedlichen Lebensbedingungen, Denkweisen und Bedürfnisse der Menschen. Auf diese Weise treten unsere Studenten auch mit der Welt in einen Dialog. Trotzdem erfahren sie, dass der katholische Glaube in Tansania, Mexiko, Südafrika oder den Niederlanden immer derselbe ist – eine für ihre eigene katholische Identität und für das Verständnis von Wesen und Mission der Kirche notwendige Erkenntnis, die nach wie vor von primärer Bedeutung bleibt. 

Praktisch gesehen besteht die Besonderheit dieses Priesterseminars also in der Verbindung von diözesaner Vorbereitung auf den pastoralen Einsatz im Erzbistum Köln und der missionarischen Ausrichtung auf die priesterliche Tätigkeit an jedem Ort in der Welt, wohin der Erzbischof von Köln sie auch immer senden möchte.

DOMRADIO.DE: Das heißt, immer bereit, überall hinzugehen, werden sie ausgesandt, ohne vorher ihren Bestimmungsort zu kennen. Das sorgt in den Priesterseminaren des "Camino" weltweit für Interkulturalität und Multikulturalität. Wie wirkt sich das in Zeiten, in denen sich einzelne Nationen zunehmend abschotten und man einem wachsenden Alltagsrassismus begegnet, auf das Zusammenleben in der Gemeinschaft aus? 

Regens Pane, Subregens und Studienpräfekt Pawel Milerski und sein Vorgänger in diesem Amt, Dr. Andrzej Dominik Kucinski / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Pane, Subregens und Studienpräfekt Pawel Milerski und sein Vorgänger in diesem Amt, Dr. Andrzej Dominik Kucinski / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Pane: Es stimmt, die Priesterseminare Redemptoris Mater sind Orte, an denen sich die verschiedensten Kulturen begegnen. Aber auch die deutsche Gesellschaft ist inzwischen ein Ort der gelebten Interkulturalität. Subregens Paweł Milerski promoviert gerade über dieses Thema in Bezug auf die Kirche. Dadurch profitieren wir von der aktuellsten Forschung auf diesem Gebiet. 

Die Menschen reisen viel, Studenten bekommen über Erasmus-Programme Einblick in andere Kulturen und Mentalitäten, das Internet schafft per Mausklick Verknüpfungen mit der ganzen Welt, so dass wir in diesem Kontext auch unser Priesterseminar sehen müssen. Zum einen ist diese Erfahrbarkeit von Vielfalt ein Geschenk, zum anderen aber natürlich auch eine große Herausforderung. Denn wir machen viele Lernerfahrungen – auch die, dass sich beispielsweise durch das Erlernen von Fremdsprachen der eigene Horizont nicht nur erweitert, sondern sich damit auch völlig neue Welten eröffnen. Dafür ist es jedoch notwendig, die eigenen Ängste und Vorbehalte abzubauen, wozu die Seminaristen stets ermutigt werden.

Man lernt viel über die eigene Empathie und gleichzeitig über die Sensibilität anderer, über deren Geschichte und Kultur, erlebt aber auch, dass Kommunikation mitunter an ihre Grenzen stößt. Gerade aber, wie dieses Miteinander im Geiste der Katholizität funktionieren kann, erlernen wir hier im täglichen Zusammenleben. Und dass bei allem Trennenden Jesus Christus das Verbindende ist.

Salvador Pane

"Wenn wir hier Feste feiern, singen die Bolivianer genauso auf Polnisch wie die Tansanier auf Italienisch – ohne dass jemand ein Stück seiner Identität einbüßt."

Für uns gilt das Wort aus dem Galaterbrief: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer‘ in Christus Jesus". Das ist das, was wir hier äußerst positiv erleben – aber nicht im Sinne einer Gleichmacherei, dass der Einzelne in der anonymen Masse untergeht. Ganz im Gegenteil: Der Austausch mit anderen hilft dabei, uns selbst noch besser kennenzulernen, unser Proprium noch stärker zu entwickeln. Ganz praktisch: Wenn wir hier Feste feiern, singen die Bolivianer genauso auf Polnisch wie die Tansanier auf Italienisch – ohne dass jemand ein Stück seiner Identität einbüßt. Von daher empfinden wir das Zusammentreffen so vieler junger Menschen unterschiedlicher Herkunft als große, aber auch prägende Bereicherung.

DOMRADIO.DE: Der Beiname des Seminars sagt es bereits: Es geht um Mission und Missionierung. Wie äußert sich das? 

Pane: Eigentlich treten wir nur in die Fußstapfen Jesu Christi, der uns aufgetragen hat: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" Jeder hat demnach das Recht auf diese Frohe Botschaft, und das versuchen wir anzubieten. Insofern gehört die Mission zur DNA eines Christen. Was ich empfangen habe, gebe ich weiter, so dass alles, was wir in den Sakramenten leben, immer auch ein Zeugnis für die anderen ist. Ein Zweites: Die Kirche ist per se missionarisch und alles, was wir tun – so sagt es auch Papst Franziskus – muss Verkündigung, Kerygma, sein, wobei der Kern der christlichen Botschaft lautet: Es gibt einen Gott, der dich liebt – so sehr, dass er in seinem Sohn für dich gestorben und auferstanden ist.

Kardinal Woelki bei der Eucharistiefeier im Redemptoris Mater (Archivbild) / © Redemptoris Mater (privat)
Kardinal Woelki bei der Eucharistiefeier im Redemptoris Mater (Archivbild) / © Redemptoris Mater ( privat )

Erst neulich hat Kardinal Woelki bei der Wiedereröffnung des Kölner Priesterseminars darüber gepredigt, dass die Kirche missionarisch ist, dass Mission nicht etwas aus der Vergangenheit ist, sondern dass sie immer schon und eben auch heute noch zur Identität der Kirche gehört. Wir wollen den Menschen das Christentum zeigen, damit sie Heilung erfahren. Denn der christliche Glaube steht für den Dreiklang "verum, pulchrum, bonum": für die Wahrheit, die Schönheit und das Gute.

DOMRADIO.DE: Welche geistliche Erfahrung machen die jungen Leute hier in Bonn-Endenich an diesem besonderen Ort, der sehr idyllisch, aber auch etwas abgeschieden liegt? 

Pane: Wir profitieren sehr davon, dass sich das Seminar in einem ehemaligen Kloster von Benediktinerinnen befindet, die immer für Priesterberufungen gebetet haben. Noch heute spürt man, dass die alten Mauern diese 100-jährige Tradition und diesen Geist atmen. Das ist ein großer Mehrwert dieses Hauses. Außerdem hat sich hier das Martyrium der Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius zugetragen und dann während des Zweiten Weltkriegs noch ein zweites, als das Kloster 1941 zwischenzeitlich Internierungslager für die Juden wurde, bevor sie dann von hier in die Vernichtungslager deportiert wurden. Also ein geschichtsträchtiger Ort, dem wir uns stellen und der auch eine Verpflichtung mit sich bringt.

Salvador Pane

"Eine fundierte kirchliche Theologie, wie sie im Redemptoris Mater gelehrt wird, will immer wieder aufzeigen, dass der Glaube eine rettende Kraft Gottes für die Menschen ist."

Andererseits sind wir keine Ordensgemeinschaft: Die Seminaristen sind auch viel unterwegs und sammeln so vielfältigste Erfahrungen. Sie leben mitten unter den Menschen, haben oft ein schnell getaktetes Leben und empfinden das Seminar dann mitunter als wohltuenden Rückzugsort. Als Beispiel: Das akademische Jahr 2023/24 hat diesmal für uns in Rom begonnen, bei einem Symposium mit dem Thema: "Mitarbeiter der Wahrheit sein. Das reiche Erbe von Papst Benedikt XVI. in die Zukunft tragen". Dann gab es Mitte des Jahres eine Pilgerreise nach Litauen zum "Berg der Kreuze", wo seinerzeit auch Papst Johannes Paul II. eines aufgestellt und an die Totalitarismen unserer Zeit erinnert hat. Das heißt, eine fundierte kirchliche Theologie, wie sie im Redemptoris Mater gelehrt wird, will immer wieder aufzeigen, dass der Glaube eine rettende Kraft Gottes für die Menschen ist. Wir leben in einem alten Kloster, aber gleichzeitig auch in einer modernen schnelllebigen Welt und schotten uns nicht ab. Demnächst werden einige unserer Seminaristen an einem Studientag in Rom teilnehmen, ein anderer geht bald für zwei Monate nach Tansania. Für uns gehört all das zusammen.

Regens Pane mit den beiden Neupriestern des Neokatechumenalen Wegs, Javier Cenoz Larrea und Stefano Da Rin Zanco / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Pane mit den beiden Neupriestern des Neokatechumenalen Wegs, Javier Cenoz Larrea und Stefano Da Rin Zanco / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln wurde in diesem Jahr nur ein Bewerber zum Diakon geweiht. Folglich wird es im kommenden Jahr auch nur einen Neupriester für die Diözese geben. Die Gefahr, sich da als Einzelkämpfer zu erleben, ist groß. Wie wichtig ist für Priester die Gemeinschaft?

Pane: Menschen, die zum Neokatechumenalen Weg  gehören, sind niemals Einzelkämpfer, denn sie haben ja ihre Gemeinschaft. Und selbst wenn die Zahlen unseres Priesternachwuchses rückläufig sind, bin ich zutiefst davon überzeugt, dass die Kirche eine Zukunft hat. Es wird immer Priester geben, weil Gott seine Kirche nicht im Stich lässt. Dabei helfen Initiativen wie die von Kardinal Meisner ins Leben gerufene Gebetsinitiative "Rogamus". Insofern habe ich großes Vertrauen, dass es immer weitergehen wird. Und natürlich ist es existenziell für jede Lebensform, eine Gemeinschaft hinter sich zu haben: Menschen, die uns kennen und annehmen mit allen unseren Stärken und Schwächen. 

DOMRADIO.DE: Spätestens seit Beginn der Missbrauchsdebatte hat sich der Blick auf die Priesterausbildung verändert. Mitunter wird eine ganze Berufsgruppe unter Generalverdacht gestellt. Die moralische Messlatte liegt entsprechend hoch und macht es dem Einzelnen nicht gerade leicht. Wie wappnen Sie die Alumnen gegen einen zunehmenden Rechtfertigungsdruck, sich in Zeiten wie diesen dennoch mit der ganzen Existenz in den Dienst der Kirche zu stellen?

Neupriester Stefano Da Rin Zanco hat acht Jahre im Redemptoris Mater verbracht / © Beatrice Tomasetti (DR)
Neupriester Stefano Da Rin Zanco hat acht Jahre im Redemptoris Mater verbracht / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Pane: Ich habe erfahren, dass Gott mich liebt und zu etwas Großem ruft. Das möchte ich leben und den Willen Gottes erfüllen, daher gibt es für mich auch nichts zu rechtfertigen – nicht als Priester und nicht als Christ. Christus hat für uns den Himmel geöffnet. Die Aufgabe eines Priesters ist es daher, den Menschen diesen geöffneten Himmel zu zeigen und sie dahin zu führen. Daraus beziehen wir unser Selbstverständnis und auch ein gesundes Selbstbewusstsein. 

Ein Priester steht nicht über den Menschen, vielmehr hat er sich weihen lassen, um ihnen im Sinne Jesu Christi zu dienen. Wenn ich mit dieser Haltung meinen Dienst ausübe, kann ich mit der Hilfe Gottes viel Gutes bewirken. Und darum geht es doch.

Salvador Pane

"Im besten Fall strahlen wir unser Christsein so aus, so dass es auch anderen zur Orientierung dient."

Aber Sie haben ja recht: Rechtfertigen muss sich ja inzwischen schon jeder, der heute versucht, sein Leben an den zehn Geboten auszurichten. Wer sein Christsein ernst nimmt, gilt heute schnell als weltfremd und muss sich immer wieder erklären. Gerade bei dieser Herausforderung, die vor allem den priesterlichen Dienst betrifft, hilft dann die Gemeinschaft, wo eben niemand ein Einzelkämpfer ist, sondern er sich inmitten von vielen geborgen weiß, die genauso leben wollen wie er. Hieraus bezieht er dann seine Kraft und erlebt eine Kultur, in der der Glaube gemeinsam gelebt wird. Viele würden sich die Frage nach der priesterlichen Berufung sicher nicht stellen, wenn sie auf dem Neokatechumenalen Weg nicht eine solche starke Gemeinschaftserfahrung machen würden, eben weil sie im Austausch innerhalb ihrer Gemeinschaft mit Paaren, Familien, aber auch Priestern auf ihrem Weg immer wieder Unterstützung erfahren. Im besten Fall strahlen wir unser Christsein so aus, so dass es auch anderen zur Orientierung dient.

DOMRADIO.DE: Berufungen fallen nicht vom Himmel. Nicht nur in Deutschland sind die Zahlen angehender Priester rückläufig und machen Überlegungen zu neuen Formen von Gemeindeleitung notwendig. Wie muss der Priester der Zukunft sein?

Regens Pane bei einer Ansprache in der Kapelle des Seminars / © Beatrice Tomasetti (DR)
Regens Pane bei einer Ansprache in der Kapelle des Seminars / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Pane: Wichtig ist, dass der Priester der Zukunft ein Staunender bleibt angesichts der Tatsache, dass Gott ihn berufen hat, Christus als Haupt und Hirte der Kirche zu vergegenwärtigen. Und dann, dass er sich der Diskrepanz zwischen der Gnade, ein Berufener zu sein, und der eigenen Person, die Fehler begeht und Schwächen hat, bewusst ist. Immer sollte er eine dienende Haltung einnehmen, was sich in der Übernahme von Leitungsverantwortung konkretisieren kann, aber nicht bedeutet – wie es im ersten Petrusbrief formuliert ist – "Beherrscher der Gemeinde" zu sein, sondern deren Diener. Dabei verstehe ich unter Leiten auch: Wie gehe ich mit Konflikten um? Bin ich risikobereit? Aber es bedeutet nicht, Allround-Manager sein zu müssen, sondern auch delegieren und sich unter Umständen Hilfe holen zu können. 

Der Vorstand des Bonner Priesterseminars mit den beiden Neupriestern Cenoz Larrea und Da Rin Zanco / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Vorstand des Bonner Priesterseminars mit den beiden Neupriestern Cenoz Larrea und Da Rin Zanco / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Vor allem muss sich ein Priester seiner Identität bewusst sein: dass er von Gott berufen wurde, um "in persona" Jesu Christi und im Namen der Kirche zum Nutzen des Gottesvolkes zu wirken. Das macht ihn unersetzlich. Und dafür braucht es heute zweifelsohne vor allem Mut. Dabei geht es nicht darum, sich selbst nach vorne zu bringen oder in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den – wie es Johannes der Täufer sagt – der hinter ihm steht, der nach ihm kommt. Der Priester selbst ist nur Vermittler, und das entlastet auch ein Stück.

Das Interview führte Beatrice Tomasetti.

Redemptoris Mater

Redemptoris Mater ist der Name für verschiedene diözesane Priesterseminare, die unter der Leitung des Neokatechumenalen Wegs stehen. In ihnen finden sich Seminaristen aus den verschiedensten Teilen der Erde. Dabei stehen ein ausgeprägtes missionarisches Selbstverständnis und eine betont internationale Ausrichtung im Vordergrund. Die hier ausgebildeten Priester sind bereit und vorbereitet, auf Geheiß ihres Bischofs dorthin zu gehen, wo es der Evangelisierung und der Erneuerung des Glaubens bedarf.

Das Priesterseminar Redemptoris Mater in Bonn-Endenich ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster / © Redemptoris Mate (DR)
Das Priesterseminar Redemptoris Mater in Bonn-Endenich ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster / © Redemptoris Mate ( DR )
Quelle:
DR