Es sei jenes musikalische Erbe betroffen, das beim Brand am Stephansplatz zu Kriegsende 1945 nicht zerstört worden sei, betonte Domkapellmeister Markus Landerer gegenüber dem Wiener Pressedienst Kathpress.
Rund 15.000 Notenblätter im Archiv
Insgesamt wurden laut Landerer 350 Blätter in Mitleidenschaft gezogen. 300 davon würden luftgetrocknet, die restlichen 50 professionellen Restauratoren überlassen. In dem Archiv werden rund 15.000 Notenblätter aufbewahrt.
Der Domkapellmeister äußerte die Hoffnung, dass der neuerliche schwere Schlag gegen das Kulturerbe des Stephansdoms den Anstoß dazu gebe, dieses nachhaltig gegen Feuer und Wasser abzusichern sowie zu digitalisieren. Dazu würden jedoch Sponsoren benötigt.
Zwei Wochen lang tropfender Wasserhahn
Verursacht wurde der Schaden durch einen zwei Wochen lang tropfenden Wasserhahn im Technikraum des Curhauses am Stephansplatz, der über dem historischen Notenarchiv liegt. Landerer sagte dem ORF, er sei zufällig in das Archiv gegangen.
"Im Raum davor sehe ich Wasser unter der Tür hervorkommen und drinnen stehe ich drei Zentimeter im Wasser und sehe, aus den historischen Noten tropft das Wasser." Das Archiv werde kaum benutzt, da die alten, wertvollen Noten selten für das Musizieren verwendet würden.
Joseph Haydns "Harmoniemesse" betroffen
Im Archiv wird demnach unter anderem ein Erstdruck von Joseph Haydns "Harmoniemesse" aufbewahrt. Wie sein jüngerer Bruder Michael war er eng mit der Wiener Dommusik verbunden: In der Domkapelle erhielt der junge Joseph Haydn Gesangs-, Klavier- und Violinunterricht. (KNA)