Medien und Kirchen stehen nach den Worten des WDR-Intendanten Tom Buhrow vor gleichen Herausforderungen. Im Zeitalter der digitalen Revolution gelte es den "demografischen Spagat" zwischen Alten und Jungen zu überwinden und eine Verständigung über eine gemeinsame Wertebasis herzustellen, sagte der designierte ARD-Vorsitzende am gestrigen Montagabend in Köln.
Herausforderung alle Menschen ansprechen
Auf dem Jahresempfang der evangelischen Kirche in Köln betonte Buhrow, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Kirchen oder Religionsgemeinschaften stünden vor der Herausforderung, alle Menschen anzusprechen und in einen Dialog zu bringen. "Menschen suchen stark nach Orientierung und Miteinander, nach Werten."
Aber immer mehr individualisierten sich Diskurse und verlagerten sich vom Kirchenschiff oder vom "gemeinsamen Lagerfeuer Fernsehspielfilm" ins Netz. Und nicht alle Bevölkerungsgruppen teilten noch die Auffassung, dass etwa der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein selbstverständlicher Teil der gesellschaftlichen Verantwortung sei und finanziert werden müsse. Kommunikation werde schneller, individueller, der Ton rauer.
Menschen zum Diskurs befähigen
"Wir müssen uns verändern, in aller Bescheidenheit und Demut", sagte der Journalist in Richtung Medien und Kirchen. Denn Menschen reagierten allergisch auf Bevormundungen. "Der WDR und die Anstalten der ARD haben das verstanden", unterstrich der Intendant. "Wir müssen Menschen zum Diskurs befähigen, ohne sie zu bevormunden, dabei muss sie der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf Augenhöhe unterstützen."
"Stammkundschaft" ansprechen und neue Wege gehen
Kirchen wie Rundfunk müssten einen Weg finden, die ältere und gewichtige "Stammkundschaft" weiterhin anzusprechen und zugleich auf neuen Wegen und mit neuen Inhalten junge Menschen zu erreichen - bei begrenzten finanziellen und technischen Ressourcen. Doch diesen Spagat müssten sich Kirche und Medien zumuten, um nicht gesellschaftliche Gruppen zu verlieren. Er kämpfe dafür, dass die ARD und der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Klima des Miteinanders verbesserten, betonte Buhrow. Dies verpflichte auch, darauf zu hören, was Menschen bewegt oder Ängste verursacht. "Wir müssen den nationalen Dialog aufrecht erhalten."