Sie sei an Versrechen an biologische, medizinische und genetische Entwicklungsmöglichkeiten und Heilverfahren verbunden, sagte Losinger, langjähriges Mitglied des Deutschen Ethikrats, der "Schwäbischen/Lindauer Zeitung". Im Zusammenhang der rasanten Entwicklungen gehe es aber letztlich um nicht weniger als die grundlegenden Fragen von Lebensrecht und Menschenwürde, "vielleicht sogar um die Zukunft der Menschheit".
Dabei ging Losinger auch auf die Genschere ein, deren Entdeckerinnen, die Wissenschaftlerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, mit dem Nobelpreis geehrt wurden. Die Anwendung der Genschere erfordere einen "sehr verantwortungsvollen Umgang". Die Forscherinnen eröffneten "dramatische Möglichkeiten in der Diagnose und Therapie für Menschen, Tiere und Pflanzen". Dies gelte in Bezug auf die Bekämpfung und medizinische Behandlung von Krebstherapien und Erbkrankheiten.
Als Risiko führte Losinger an, dass die Reproduktion von Menschen möglich werden könne. Denn mit der Genschere ließe sich das Erbgut von Spermien, Eizellen und Embryonen ändern. Die Gesellschaft müsse sich dann fragen lassen, ob Behinderte in ihrer Mitte noch Platz fänden, so Losinger. Er forderte eine breite gesellschaftliche Debatte, "die für die neuen Fragen sensibilisiert und nicht von ökonomischen Interessen bestimmt ist". (KNA / 15.10.2020)