Weihbischof Puff rät vor Bundestagswahl zum Faktencheck

"Nicht auf Rattenfänger reinfallen"

Dem Kölner Weihbischof Ansgar Puff liegt das Wohl von Geflüchteten am Herzen. Deswegen feiert er nicht nur mit ihnen im Rahmen der Domwallfahrt eine Andacht, sondern appelliert vor der Bundestagswahl auch an die Menschlichkeit der Wähler.

Weihbischof Ansgar Puff / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

domradio.de: Warum feiern Sie im Rahmen der Domwallfahrt an diesem Samstagmittag einen Gottesdienst für und mit geflüchteten Menschen?

Ansgar Puff (Kölner Weihbischof): Weil eine Pilgerfahrt oder ein Pilgerweg immer das Ziel hat, eine besondere Gnade von Gott zu erbitten. Ich denke, dass gerade die Geflüchteten dies sehr nötig haben. Sie haben sehr viel Leid erfahren und mussten furchtbare Dinge erleben. Sie sollen mit all ihrer Not, ihrem Schmerz, ihrer Traurigkeit, aber auch mit ihrer Hoffnung zu Gott kommen und ihn bitten, dass er ihnen ein paar Pfund Gnade schenkt. Das ist doch mehr als verständlich.

domradio.de: Sollen sich denn dabei nur geflüchtete Christen angesprochen fühlen?

Puff: Nein. Es sind alle willkommen, die möchten. Auch diejenigen, die die Geflüchteten unterstützen. Wir haben ganz breit über unsere Aktion "Neue Nachbarn" und viele andere Kanäle, wie die internationale katholische Seelsorge, eingeladen. Im vergangenen Jahr war der Dom voll. Ich hoffe und erwarte, dass auch dieses Mal sehr viele Menschen kommen werden.

domradio.de: Wie wird denn dieser Gottesdienst ablaufen und in welchen Sprachen wird gesprochen und gebetet?

Puff: Die klassische Domwallfahrt besteht ja aus dem alten Pilgerweg, der vom Gerokreuz zum Schrein der Heiligen Drei Könige und dann zur Mailänder Madonna geht. Den Weg werden wir mit den Geflüchteten auch gehen, allerdings erst am Ende des Gottesdienstes. Vorher gibt es einen Gebetsteil, der in verschiedenen Sprachen stattfindet. Hauptsprachen werden neben Deutsch, Arabisch und Aramäisch, die alte Sprache Jesu, sein. Aber es werden auch Texte in Tigrinya und Amharisch gesprochen.

domradio.de: An diesem Sonntag ist Bundestagswahl. Da wird das Thema "Flüchtlinge" bei manchen Wählern eine Rolle spielen. Sind Sie eher zuversichtlich oder ängstlich, was den morgigen Abend angeht, wenn die ersten Hochrechnungen kommen?

Puff: Ich will da nicht den Propheten spielen, aber ich erwarte eigentlich, dass wir nach der Wahl wieder zu einer etwas vernünftigeren Politik zurückkehren. Wir haben einen Weg von der "Willkommenskultur" zur jetzigen "Warten wir bis nach den Wahlen"-Kultur bestritten. Am Sonntag sind die Wahlen dann vorbei und ich hoffe, dass wir die wichtigen Themen wie Familienzusammenführung oder den Umgang mit einem Einwanderungsgesetz sachgemäß anpacken können.

domradio.de: Was hat Ihnen an der Politik in den vergangenen Wochen denn nicht gefallen?

Puff: Es herrschte eine gewisse Form von Stillstand, weil man keine Reizthemen mehr setzen wollte. Man wollte nicht mehr über sichere Fluchtwege nachdenken, weil die Befürchtung bestand, dass dies Stimmen kosten könnte. Alles wurde auf die Zeit nach der Wahl verschoben. Jetzt warten wir das Wahlergebnis erst einmal ab. Ich hoffe, dass viele, viele Menschen erstens wählen gehen und zweitens Menschlichkeit wählen.

Wer noch ein bisschen unentschlossen ist, dem rate ich, doch einmal die Internetseite "Wählt Menschlichkeit" zu besuchen. Das ist eine Seite von der Caritas. Da kann man Fakes und Fakten unterscheiden lernen. Ich finde es sehr spannend, dass es dort eine Möglichkeit gibt, die eigenen Gefühle zu checken. Ein Beispiel ist die Schätzung, wie viele Menschen denn in der letzten Zeit in Deutschland eingebürgert worden sind. Man kann diesbezüglich eine eigene Kurve zeichnen und die kontrollieren. Man lernt dabei Fakten von Fake-News zu unterscheiden, um so nicht auf Rattenfänger reinzufallen. 

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR