DOMRADIO.DE: Die Einführung des neuen Erzbischofs von Tokio ist eine große Feier mit zahlreichen Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Wie haben Sie das erlebt?
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp: Man muss vorausschicken, dass die Christen in Japan in der absoluten Minderheit sind. Es gibt etwa 130 Millionen Einwohner in Japan und davon sind nicht einmal eine Million Christen. Das spiegelt sich auch in der Erzdiözese Tokio wider - 19,5 Millionen Einwohner hat Tokio und die Zahl der Katholiken im Erzbistum beträgt nicht einmal 900.000.
Insofern ist die Kirche in Japan eine Diasporakirche, aber in der Diaspora werden dann solche Feste besonders groß gefeiert. Die Marienkathedrale war brechend voll. Es waren offensichtlich viel mehr Leute als erwartet. Es standen auch noch Menschen draußen. Es war die gesamte Bischofskonferenz anwesend - auch Gäste aus Afrika, wo der neue Erzbischof früher tätig war sowie der Erzbischof und Kardinal aus Seoul, und ich eben für das Erzbistum Köln.
DOMRADIO.DE: Warum war es für Sie so wichtig, heute bei der Amtseinführung dabei zu sein?
Schwaderlapp: Ich bin im Auftrag unseres Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki hier. Wir haben seit über 60 Jahren eine Partnerschaft mit der Erzdiözese Tokio, die wir pflegen und die uns auch am Herzen liegt, genauso wie den Leuten hier. Bei allen wichtigen Ereignissen war immer eine prominente Vertretung von dort bei uns. Deshalb war es dem Kardinal ein Anliegen, der selbst verhindert war, dass er einen Vertreter schickt.
Für mich ist es das dritte Mal im Rahmen dieser Partnerschaft, dass ich in Tokio sein darf. Und es ist rührend zu sehen, wie die Leute sich freuen, dass man sie nicht vergisst und dass man auch eine lange Reise auf sich nimmt, um teilzunehmen an dem, was die Menschen bewegt.
DOMRADIO.DE: Seit 1954 besteht die Bistumspatenschaft zwischen den beiden Erzbistümern Köln und Tokio. Der damalige Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings hat sie ins Leben gerufen. Wie bewerten Sie das Zusammenspiel von Köln und Tokio?
Schwaderlapp: Die Zusammenarbeit hat sich über die Jahre entwickelt. Längst ist nicht mehr nur die finanzielle Seite das Ausschlaggebende. Es ist bei uns immer schwer, verständlich zu machen, wieso die Kirche in Japan finanzielle Nöte haben sollte. Aber das hängt eben mit der Diaspora-Stuation zusammen. Auch wenn Japan ein sehr industrialisiertes, fortschrittliches Land ist, ist die Situation de Christen eben auch eine Minderheitssituation.
Es ist längst auch eine Gebetsgemeinschaft geworden, die das Land Myanmar und die Diözesen dort miteinbezieht. Zum Beispiel gab es im Rahmen des Partnerschaftsjubiläums eine gemeinsame Kollekte für Myanmar und die dortige Priesterausbildung, die auch immer wieder weiter ergänzt wird. Wir ziehen gemeinsam an einem Strick.
Es ist einfach immer wunderschön zu erleben, wie Weltkirche lebt; in den unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Sprachen, die verschiedener nicht sein können und doch geeint sind durch den gemeinsamen Glauben.
DOMRADIO.DE: Wann geht es wieder zurück nach Köln?
Schwaderlapp: Nach Ortszeit Sonntagnachmittag. Morgen früh bin ich noch in der deutschen Gemeinde Sankt Michael und halte dort die Messe zum dritten Advent, zum Gaudetesonntag.
Das Gespräch führte Carsten Dörr.