Weihbischof Steinhäuser diskutiert umstrittene Bibelstellen

"Gottes Wort in Menschenwort"

Am einundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis hielt Weihbischof Rolf Steinhäuser im Pontifikalamt im Kölner Dom eine eindringliche Predigt, in der er sich mit den herausfordernden Texten beider liturgischen Lesungen auseinandersetzte.

Insbesondere die Lesung aus dem Brief an die Epheser, die Anweisungen zur Unterordnung der Frauen beinhaltet, stand im Zentrum von Steinhäusers Betrachtungen. Der Weihbischof erklärte seine anfängliche Panik angesichts der Aufgabe zu diesem anspruchsvollen Text zu predigen und entschied sich auf ehrliche Weise damit umzugehen: "Die Heilige Schrift ist ja nicht Gottes Wort pur, das so vom Himmel gefallen ist, sondern das ist immer Gottes Wort in Menschenwort.", sagte er. Es brauche Interpretationen und historische Kontextualisierung.

Er bezog sich auf das kulturelle Zeitbild dieser spezifischen Schriften und betonte, dass die Anwendung dieser Texte auf die heutige Zeit sorgfältig und reflektiert geschehen müsse. Dafür erinnerte Steinhäuser an einen geistlichen Hinweis, einem Aphorismus von Roger Schütz: "Erlebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, und wenn es auch noch so wenig ist. Aber lebe es!"

Austritt muss nicht begründet werden

Entsprechend weigerte er sich, diese Texte gänzlich aus der Liturgie zu entfernen, da sie immer noch wertvolle geistliche Einsichten bieten können, insbesondere im Hinblick darauf, wie Männer ihre Frauen lieben sollten: "Ihr Männer liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat." rief er ihnen zu.

Darüber hinaus betonte der Weihbischof die gegenwärtigen Herausforderungen, denen die Kirche sich gegenübersieht, insbesondere in Bezug auf Kirchenaustritte und den Verlust des Gemeinschaftsgefühls. In diesem Zusammenhang zitierte er einen Bekannten, der darauf hindeutete, dass früher die Begründungen für einen Kirchenaustritt erfordert wurden, während heute eher Begründungen notwendig seien, warum man noch bleibt. Zum Abschluss seiner Predigt zitiert der Kölner Weihbischof aus dem Evangelium und stellt den Zuhörenden die Frage: "Wollt auch ihr weggehen? Willst auch du weggehen?"

Echte christliche Werte

Steinhäusers Predigt ist eine Aufforderung zu tieferem Nachdenken und authentischerem Leben der christlichen Botschaft trotz der Schwierigkeiten, mit denen einzelne Schrifttexte konfrontieren könnten.

DOMRADIO.DE hat am einundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Rolf Steinhäuser übertragen. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile.


Der Chor sang die "Missa piccola" von Oliver Sperling und "Laudi alla Vergine Maria" von Giuseppe Verdi. Die Orgel spielte Winfried Bönig.

"Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens." (Joh 6, 66–68)

Zum Evangelium Joh 6, 60–69

Es könnte eine einfache Entschuldigung für die sogenannte Kirchenkrise sein: Schau, schon damals haben sich Jünger zurückgezogen und Jesus verlassen. Warum sollte es heute anders sein? Und ja, es gibt Menschen, die sich von einer unverständlichen und lebensfremden Theologie und dem Anspruch eines christlichen Lebens zurückziehen. Aber ziehen sich nicht viele schon zurück, bevor sie jemals den Schleier der alten Geschichten gelüftet haben und Jesus wirklich begegnet sind? Wenn man diese entschuldigende Aktualisierung weiterdenkt, stößt man zudem noch auf eine andere Frage: Wer tritt heute an die Stelle des Petrus und bekräftigt entschieden seine Zugehörigkeit?

Stefan Voges. Aus: Messbuch 2024, Butzon & Bercker

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