Wichtig sei dabei auch der Blick über den Tellerrand hinaus dafür, dass es vielen Menschen in anderen Ländern deutlich schlechter gehe.
Einsamkeit erlebten derzeit viele Menschen als Riesenproblem, so Koch weiter: Gerade in einer Großstadt wie Berlin werde in der Pandemie "offenkundig, wie man mitten unter den Menschen einsam sein kann, also mitten in der Masse der Menschen verloren sein kann". Das dürfe eigentlich nicht passieren, "aber die Gefahr ist groß". Persönlich habe er sich auch deshalb vorgenommen, jeden Tag einen handschriftlichen Brief an einen Menschen zu schicken, der sicher nicht damit rechne.
Große Vertrauenskrise in Teilen der Bevölkerung
Die Corona-Pandemie mache klar, dass man vieles nicht mehr für selbstverständlich halten dürfe, ergänzte der Bischof: "Und wir müssen auch lernen, dass wir nicht alles im Griff haben und nicht alles gestalten können."
In Teilen der Bevölkerung beobachtet Koch zudem eine große Vertrauenskrise, die neben Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin auch die Kirchen massiv hinterfrage: "Das auf Dauer auszuhalten, ist schwierig."
Besonders wichtig nannte der Berliner Erzbischof Angebote wie die Telefonseelsorge. Mitarbeiter berichteten ihm, dass die Gespräche meist länger seien als sonst und dass viele Menschen hier auch ihre Wut rauslassen wollten: "Man muss auch mal platzen können, das ist für die seelische Hygiene ganz wichtig."
Möglichst viele Gottesdienste an Weihnachten
Als wenig hilfreich bezeichnete Koch allzu drastische Vergleiche wie etwa den von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der gesagt hatte, die Pandemie mit ihren täglichen Todeszahlen sei ähnlich wie ein täglicher Flugzeugabsturz. Viele hätten Angst vor einem Kontrollverlust - etwa nach dem Motto: "Jetzt redet der Staat überall rein, selbst, wie wir Weihnachten feiern, wen wir einladen." Das könne auch zu einer Aggressivität führen, der man "über Argumente und über Verständnis besser als über panische Bilder" begegnen könne.
Der Bischof kündigte zudem an, in Berlin möglichst viele Weihnachtsgottesdienste zu feiern - "kürzer und oft auch draußen".
Denn diese seien ganz wichtig, auch für das seelische Wohl: "Die Leute sollen spüren: Weihnachten findet statt, Gott ist da und die Kirche bleibt bei uns."