DOMRADIO.DE übertrug am Hochfest der Geburt des Herrn das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich und Michael Krebs. An der Orgel: Winfried Bönig
In seiner Predigt ging der Kölner Kardinal darauf ein, dass es Weihnachten nur gebe, weil Gott seinen Sohn geschickt habe. "Gottes Sohn kommt ja nicht in unsere Welt, um etwas zu bringen, sondern um sich selbst zu bringen. Und in ihm ist alles eingeschlossen, was wir brauchen. Denn in ihm wohnt ja Gott in seiner ganzen Fülle (Kol 1,19)."
Geburt Jesu ist Geschenk
Alles, was der Mensch mit Weihnachten machen müsse, sei das Geschenk Gottes an die Menschheit anzunehmen, empfahl Woelki. "Wenn wir ihn aufnehmen, haben wir alles, was wir brauchen. Wir haben es sogar in göttlicher Überfülle."
Problem heute: Einsamkeit
Dennoch würden immer mehr Menschen Jesus abweisen, bedauerte er. Die Folge: Einsamkeit. Der Kardinal sagte, dass es in Großbritannien deswegen beispielsweise schon ein "Ministerium für Einsamkeit" geben würde.
Das richte sich aber nicht an gestresste Manager, die ein paar Tage Einsamkeit bräuchten, sondern: "Es geht um die Tatsache, dass es bei Millionen Menschen niemals klingelt, dass keine private E-Mail eingeht, dass keiner mit ihnen spricht und ihnen nicht mal jemand ein Zwitschern via Twitter schickt."
Was tun gegen das Alleinsein?
Woelki riet den Gläubigen, mutig zu sein. Denn wer das fürchten verlerne, wie es der Weihnachtsengel sage, der würde sich nicht verkriechen. Also rief er die Gläubigen auf, sich nicht zu fürchten; nicht vor dem eigenen Leben, nicht vor dem Älterwerden, der Willkür der anderen, "nicht vor Hartz IV, nicht vor deinem Arbeitsplatz und den Kollegen dort, nicht vor den Mitschülern, nicht vor dem nächsten Schritt, nicht vor dem nächsten Tag."
Weihnachten feiern bedeute, sich von Gott und den bedürftigen Menschen berühren zu lassen. "Weihnachten feiern wir, dass Gott uns ganz angenommen hat. Denn in dem Kind, das in Bethlehem geboren wurde, ist Gott selbst nicht nur zu uns gekommen. Er ist einer von uns geworden."
Platz machen für Jesu
Das zeige, so Woelki weiter, dass Gott es ernst meine. "Sein Ja zu uns ist unwiderruflich. Seine Liebe steht." Die einzige Antwort, die der Mensch darauf geben müsse, sei ebenfalls "Ja": "Unsere Liebe ist die einzig adäquate Antwort auf die Liebe, mit der uns Gott zu seinen Töchtern und Söhnen erwählt hat."
Zum Schluss mahnte der Kardinal: "Das Kind lag damals in der Krippe, weil in der Herberge kein Platz für es war. Das Kind in der Krippe fragt heute einen jeden von uns: Hast Du Platz für mich in Deinem Herzen und in Deinem Leben?"
Aus dem Stundenbuch
"Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten." (Lk 2,20) – Weihnachten: Wir dürfen auf das Heil hoffen, das mit Jesus Christus in die Welt kam – ein Anlass zum Jubeln.
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Das Weihnachtsfest ist das heute wohl geliebteste und beliebteste Fest der Christenheit, obgleich es im liturgischen Rang hinter dem Osterfest zurücksteht. Im Vergleich mit Ostern ist Weihnachten das deutlich jüngere Fest. Erst im vierten Jahrhundert begann man, ein Fest der Geburt Christi zu feiern. Weil der Ostertermin nach dem luni-solaren, d. h. Mond- und Sonnenjahr berücksichtigenden, jüdischen Festkalender berechnet wird, besitzt er im Gregorianischen und im damals und für manche Kirchen der Orthodoxie bis heute gültigen Julianischen Sonnenkalender keinen fixen Platz. Der Tag der Geburt Christi hingegen haftet seit dem vierten Jahrhundert am 25. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende im römischen Jahreskalender. Ältere religionsgeschichtliche Forschung ging davon aus, dass der Termin für die Geburt des Herrn bewusst auf das Datum des Natalis Solis Inivicti, des Geburtstages des Unbesiegten Sonnengottes, gelegt wurde, eines beliebten Feiertages, der so gleichsam „getauft“ war. Anders als bei der Datierung seines Todes und seiner Auferweckung gibt das Neue Testament auf das Datum der Geburt Christi ja kaum belastbare Hinweise, sieht man von dem Versuch ab, die relative Chronologie des Lukasevangeliums auf den Zyklus des römischen Sonnenkalenders zu übertragen. Heute geht man eher davon aus, dass die biblische Licht- und Sonnensymbolik der Christgeburt – Christus als Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,20) – ein stärkeres inneres Motiv war als das vorfindliche heidnische Fest des Sol Invictus, um das christliche Weihnachtsfest auf den 25. Dezember, den Tag der Wintersonnenwende, zu legen.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Dezember 2018