Weihnachten ist laut Deutschem Kulturrat das Nonplusultra-Fest

"Durchgängig positiv konnotiert"

Christen stellen nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland. Dennoch ist die Beliebtheit des Weihnachtsfestes ungebrochen. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, erklärt warum.

Autor/in:
Jens Bayer-Gimm
Symbolbild: Weihnachten / © IgorAleks (shutterstock)

epd: Welche allgemeine Bedeutung hat die Feier des Weihnachtsfestes in einer zunehmend säkularen und multireligiösen Gesellschaft? 

Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann  / © Stefan Meetschen (KNA)
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann / © Stefan Meetschen ( KNA )

Olaf Zimmermann: Das Weihnachtsfest hat nichts an Bedeutung verloren, es ist unter allen Festen das Nonplusultra-Fest. Es gibt kein anderes Fest, das so viel Verbindendes organisiert. Es ist das Fest des Schenkens und des Beschenktwerdens. Es ist das Fest einer Geburt, der Geburt des Heilands, das ist durchgängig positiv konnotiert. Und Weihnachten hat mit Emotionen zu tun, mit der Erinnerung an die Kindheit, mit den schönen Zeiten des Lebens.

epd: Warum sind trotz allgemein sinkendem Gottesdienstbesuch die meisten Kirchen an Weihnachten voll?

Zimmermann: Weihnachten ist ein ritualisiertes Fest, für viele gehört der Kirchgang dazu, auch wenn sie sonst das Jahr über nicht in die Kirche gehen. Die Weihnachtslieder sind die einzigen Lieder, die Menschen noch allgemein kennen, der Weihnachtsgottesdienst der einzige Ort, wo man noch gemeinsam singen kann. Viele Menschen sind davon ergriffen. 

Und die Weihnachtsgeschichte ist eine verstehbare Geschichte. Man muss sie nur hören, jeder kann sie verstehen und mit dem eigenen Leben verbinden. Sie ist eine Geschichte von Armut, Angst, Flucht und Rettung. Die Not wird mit dem Glück der Geburt überwunden. Die Weihnachtsgeschichte ist eine Urgeschichte, die alle Menschen in jedem Land und jeder Kultur ergriffen machen kann.

epd: Gehen die Kirchen mit diesem Schatz angemessen um oder vergeben
sie ihn unter Wert?

Zimmermann: Die Kirchen dürfen diejenigen, die nur an Weihnachten zum Gottesdienst kommen, nicht gering achten. Es ist doch super, dass sie dann in die Kirche kommen. Der Weihnachtsgottesdienst ist ein Anknüpfungspunkt. Viele der Gottesdienste, bei denen viele Kinder dabei sind, zeichnen sich durch theologische Schlichtheit aus. Pfarrerinnen und Pfarrer denken offenbar, die Besucher wären sonst überfordert. 

Ich meine dagegen, die Kirchen sollten an Weihnachten zeigen, was sie drauf haben! Die Predigten sollten nicht einfach sein, es sollten die besten Predigten sein. Ich habe den Eindruck, dass die Kirchen Chancen vergeben. Das Tolle am Weihnachtsevangelium ist, dass es das am einfachsten zu verstehende Evangelium ist, aber dass es nicht weniger ernsthaft ist. Die Geburt Jesu ist etwas ganz Besonderes, es ist die Conclusio des Glaubens. Das muss im Weihnachtsgottesdienst spürbar sein. 

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
epd