"Brot für die Welt" ruft trotz Feuerwerkverbots zu Spenden auf

"Weil das Brot für die Welt nie überflüssig ist“

Die Corona-Pandemie hat laut Hilfswerk "Brot für die Welt" rund 120 Millionen Menschen weltweit in den Hunger getrieben. Eine dramatische Zahl, sagt Präsidentin Dagmar Pruin. Um so wichtiger ist in diesem Jahr die Aktion "Brot statt Böller“.

Ein junger Mann zündet einen Silvesterböller an / © InfinitumProdux (shutterstock)
Ein junger Mann zündet einen Silvesterböller an / © InfinitumProdux ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Traditionell sammeln Sie rund um den Jahreswechsel Spenden, auch in diesem Jahr. Warum ist "Brot statt Böller" trotz Feuerwerkverbots eben nicht überflüssig?

Dagmar Pruin (Präsidentin des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt"): Weil das Brot für die Welt nie überflüssig ist und weil es eine gute Tradition ist. Es gibt diese Aktion "Brot statt Böller" mittlerweile seit vielen Jahrzehnten. Auch in einem Jahr, in dem wir nicht Feuerwerk machen dürfen und wir nicht böllern dürfen, möchten wir dazu einladen, die Ärmsten der Welt nicht zu vergessen und ein wenig Freude zu schenken, auch am Jahreswechsel.

Deswegen gibt es die Aktion auch dieses Jahr.

DOMRADIO.DE: Wohin geht das gespendete Geld in diesem Jahr?

Pruin: Das können die Spenderinnen und Spender selbst entscheiden. Sie können uns entweder allgemein spenden. Dann überlegen wir, wo wir das Geld am geschicktesten und am besten einsetzen. Oder Spenderinnen und Spender können sich ganz bewusst Projekte aussuchen.

In diesem Jahr stellen wir zum Beispiel Projekte von Simbabwe und in Sambia in den Vordergrund. Da gehen viele Gelder, die in der Aktion "Brot statt Böller" gespendet werden, in diesem Jahr hin.

DOMRADIO.DE: Die Corona-Pandemie hat ganz dramatische Folgen, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Wie ist die Situation da vor Ort?

Pruin: Die Situation ist wirklich dramatisch. Die Zahlen der hungernden Menschen sind in den letzten Jahren auf hohem Niveau stagniert. Und wir gehen davon aus, dass durch die Corona-Pandemie ungefähr 120 Millionen Menschen in den Hunger getrieben werden. Das ist eine dramatische und eine fürchterliche Zahl.

DOMRADIO.DE: Ganz besonders da sind Spenden dann sehr willkommen, oder?

Pruin: Absolut. Wenn Sie sich vorstellen, was ja auch bei uns die Corona-Pandemie angerichtet hat und welche Schäden sie auch bei uns hervorgerufen hat - soziale Schäden, aber auch viele Schäden in der Gesellschaft, in den Schulen, bei den Kindern. Und wir sind ein Staat mit einem starken Sozialsystem.

Wenn Sie sich Länder vorstellen, die keine starken Sozialsysteme haben, wo für Kinder die Schulspeisung tatsächlich die einzige Mahlzeit am Tag ist oder wo der Tagelöhner tatsächlich - wie das Wort schon sagt - jeden Tag nur das nach Hause bringt, was er an dem Tag verdient.

Wenn dann aber ein Lockdown ist und gar kein Geld mehr reinkommt und die Kinder das kostenlose Schulessen nicht bekommen, dann ist die Schicht - quasi das, was davon abhält, in den Hunger zu fallen - so dünn, dass dann die Folgen tatsächlich dramatisch sind. Und genau dafür sind in diesem Jahr die Spenden besonders willkommen.

DOMRADIO.DE: Werden die Menschen mehr spenden, weil sie kein Geld für Böller ausgeben? Also noch mehr Brot statt Böller?

Pruin: Ich hoffe natürlich darauf. Was mich sehr gerührt hat, ist, dass im letzten Jahr, also im ersten Jahr der Corona-Pandemie auch hier in Deutschland die Menschen tatsächlich gespendet haben. Ich hätte erwartet oder ich hätte mir vorstellen können, dass Menschen sehr ängstlich sind und sehr versuchen, auch das Eigene zusammenzuhalten.

Aber wir haben gerade im ersten Jahr der Pandemie erleben dürfen, wie aufgeschlossen Menschen auch für das Leid der Menschen im globalen Süden sind. Und von daher bin ich vorsichtig hoffnungsfroh, dass das auch in diesem Jahr so sein wird.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Dagmar Pruin / © Hermann Bredehorst/Brot fuer die (epd)
Dagmar Pruin / © Hermann Bredehorst/Brot fuer die ( epd )

"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach (epd)
"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach ( epd )
Quelle:
DR
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