Bisher hieß es, Jorge Mario Bergoglio sei 1986 im Rahmen eines mehrmonatigen Deutschlandaufenthaltes im Zusammenhang mit einem Dissertationsvorhaben auch einmal bei seinen jesuitischen Mitbrüdern in Augsburg gewesen. Dabei sei er auf das barocke Gnadenbild "Maria Knotenlöserin" in der Kirche Sankt Peter am Perlach aufmerksam geworden, das Bergoglio später in Argentinien populär machte.
In dem "Zeit"-Interview sagt Franziskus, eine Ordensschwester, die er in Deutschland kennengelernt habe, habe ihm zu Weihnachten eine Grußkarte mit dem Motiv der "Knotenlöserin" geschickt. "Das Bild machte mich sofort neugierig", bekennt der Papst. Es habe ihm so gut gefallen, dass er angefangen habe, selbst Postkarten damit zu verschicken. Als Erzbischof von Buenos Aires hatte Bergoglio die "Knotenlöserin" in seinem Büro, außerdem hängt eine Kopie im Empfangssaal des vatikanischen Gästehauses Santa Marta, in dem Franziskus heute wohnt.
Bild zeigt Muttergottes
Ein Sprecher des Bistums Augsburg sagte auf Anfrage, die Augsburger freuten sich immer sehr, wenn sie die Bilder vom Papst im Vatikan mit dem Gemälde der Knotenlöserin im Hintergrund sähen. "Ganz offensichtlich ist er ein großer Freund dieses Motivs." Viele Augsburg-Touristen, auch aus Italien und Südamerika, suchten gezielt die Kirche auf, in der es hängt. Vielleicht werde sich auch der Papst im Falle einer Deutschlandreise unter die Besucher mischen. Dann könnte er das Original sehen.
Das Bild zeigt die von Engeln umgebene Muttergottes, wie sie Knoten aus einem langen Band löst. Zugleich zertritt Maria den Kopf einer Schlange, Zeichen der Erbsünde. Das Gemälde wurde um 1700 von dem Augsburger Patrizier Hieronymus Ambrosius Langenmantel als Dank für die Rettung seiner Ehe gestiftet. Gemalt hat es vermutlich Johann Georg Melchior Schmidtner (1625 - 1705), von dem in Augsburg und Umgebung eine Reihe von Altarbildern erhalten sind.
Franziskus: Mittelmäßige Kunst
Die Begeisterung des Papstes für das Marienbild hat nach seinen Worten weniger mit dessen künstlerischer Qualität ("ziemlich mittelmäßiger Barock") zu tun, sondern mit der inhaltlichen Aussage. "Der Stifter des Bildes hatte Schwierigkeiten mit seiner Frau", sagt Franziskus. "Irgendetwas war nicht in Ordnung, aber er liebte seine Frau, und seine Frau liebte ihn, und es gab keine Schwiegermutter, die dazwischenfunken konnte."
Der Mann habe dann einen Jesuitenpater um Rat gebeten, der daraufhin die Madonna gebeten habe, die Knoten zu lösen, die sich sinnbildlich im Eheband gebildet hätten. Im Grunde stünden sie für ungelöste Probleme. Aber es sei ein Dankbild, denn am Ende habe "die Muttergottes dem Paar die Gnade gewährt", erzählt Franziskus.