Es mag eine klassische Kreuzworträtsel-Frage sein, die nach dem kleinsten Land in Südamerika. Die Antwort – Surinam – dürfte nur den wenigsten spontan einfallen. "Doch es lohnt sich, das Land zu entdecken", erklärt Lisa Schürmann vom Deutschen Komitee des Weltgebetstags der Frauen. Dessen Texte wurden in diesem Jahr von Frauen aus Surinam erarbeitet.
"Mit seinen rund 540.000 Einwohnern ist Surinam ein wahrer ethnischer, religiöser und kultureller Schmelztiegel", erläutert Schürmann. Afrikanische und niederländische Einflüsse seien dort ebenso zu finden wie kreolische und indische, chinesische und javanische. Rund die Hälfte der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum. Neben der katholischen Kirche spielen vor allem die Herrnhuter Brudergemeine eine bedeutende Rolle.
Diese Vielfalt findet sich in den Texten des Weltgebetstags wieder. "An der Liturgie haben Vertreterinnen aus fünf christlichen Konfessionen mitgewirkt", sagt Schürmann. Auch die Erfahrungen unterschiedlicher Ethnien seien in die Texte der ökumenischen Liturgie eingeflossen.
Wirtschaft gegen Umweltschutz?
"Gottes Schöpfung ist sehr gut!" lautet das Motto des Weltgebetstags 2018, der am 2. März in rund 120 Ländern weltweit begangen wird. Damit verweist die Laienbewegung unter anderem auf die besonderen Naturschönheiten des Beispiellandes. Rund 90 Prozent der Fläche Surinams besteht aus teils vollkommen unberührtem Regenwald, in dem Ameisenbären, Jaguare und Riesenschlangen zu Hause sind. An den Stränden eines Naturreservats legen riesige Meeresschildkröten ihre Eier ab.
Doch die Idylle im "grünsten Land der Erde" trügt, wie das Weltgebetstags-Komitee betont. Zum einen sind Flora und Fauna von massivem Rohstoff-Abbau – vor allem Gold und Öl – bedroht. Andererseits ist die Wirtschaft des Landes extrem abhängig vom Verkauf genau dieser Rohstoffe. Schwankende Preise auf den internationalen Märkten haben Surinam entsprechend hart zugesetzt.
Nicht länger zögern
"Das einst gut ausgebaute Sozialsystem ist mittlerweile kaum noch finanzierbar", berichtet Schürmann. Dass das Gleichgewicht in Surinams Gesellschaft aus den Fugen gerät, werde besonders für Frauen und Mädchen zum Problem. "In den Familien nimmt Gewalt gegen Frauen und Kinder zu. Vermehrt brechen schwangere Teenager die Schule ab. Frauen prostituieren sich aus finanzieller Not", so die Pressereferentin des Weltgebetstags-Komitees. "Lasst uns nicht länger zögern, sondern alles tun, was wir können, um die Erde für diejenigen zu erhalten, die nach uns kommen," lautet deshalb der Appell der surinamischen Christinnen.
Die Gottesdienstvorlage für den Weltgebetstag gibt es in diesem Jahr erstmals auch in arabischer Sprache. Damit möchte das Deutsche Komitee Christinnen und Christen aus arabischsprachigen Ländern ansprechen, die noch kein oder wenig Deutsch verstehen. Erarbeitet wurde die Vorlage von den Regionalverantwortlichen "Naher Osten" im Internationalen Weltgebetstags-Komitee.