Der Moskauer Patriarch Kyrill habe Bedenken hinsichtlich der Machbarkeit eines Runden Tischs aufgrund "tief verwurzelter externer Einflüsse", erklärte der südafrikanische Theologe Pillay am Donnerstag in Genf. Zwar habe sich Kyrill zu einem Dialog grundsätzlich bereit erklärt, zuvor müssten jedoch aus dessen Sicht innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche interne Konsultationen stattfinden.
Kyrill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirchen, hat mehrmals offen den russischen Überfall auf die Ukraine gutgeheißen. Er gilt als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russisch-orthodoxe Kirche ist die mitgliederstärkste der 352 ÖRK-Mitgliedskirchen. Im ÖRK, auch Weltkirchenrat genannt, ist die russisch-orthodoxe Kirche wegen ihrer Position isoliert.
Gesprächskanäle offen halten
Der Weltkirchenrat sucht seit Beginn des Ukraine-Konflikts nach Wegen, die Gewalt durch die Invasion Russlands in der Ukraine zu überwinden. Dabei will man vor allem Gesprächskanäle offen halten. Dies hat auch wiederholt Kritik ausgelöst.
Eine Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) habe nach einem Besuch in der Ukraine in der vergangenen Woche sowohl von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOC) als auch von der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OCU) die Bestätigung ihrer grundsätzlichen Bereitschaft erhalten, sich an einem vom ÖRK einberufenen Dialogprozessen zu beteiligen, hieß es weiter. Zwischen beiden Kirchen hatten sich die Spannungen nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verschärft. Der Ukrainischen Orthodoxen Kirche wird von der ukrainischen Regierung eine zu große Nähe zu Moskau vorgeworfen.
Verpflichtet, Friedensstifter zu sein
In seinem Rückblick auf das Treffen mit Kyrill sprach Pillay von großen Herausforderungen. Die Ansichten über den Konflikt, seine Ursachen und der Weg zu einem gerechten Frieden seien stark polarisiert. Dies zeige aber zugleich, wie entscheidend es sei, "sichere Räume für den Dialog" zu schaffen. Die Kluft zwischen den orthodoxen Kirchen müsse überbrückt werden. Diese spiegele die "aktuelle geopolitische Konfrontation" wider. Der Weltkirchenrat sei der Berufung verpflichtet, Friedensstifter zu sein.
Zum ÖRK zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen sowie vereinigte und unabhängige Kirchen. Sie repräsentieren mehr als 580 Millionen Gläubige. Die katholische Kirche ist kein Mitglied. Die ÖRK-Zentrale ist in Genf.