Weltkirchenrat fordert Hilfe für verfolgte irakische Christen

"Seit Jahren terrorisiert"

Der Weltkirchenrat hofft auf eine Rückkehr von Hunderttausenden geflüchteten Christen in ihre Heimatgebiete im Irak. Nach einem Sieg über den "Islamischen Staat" müsse die Regierung in Bagdad den Christen ein Leben frei von Angst garantieren. 

Autor/in:
Jan Dirk Herbermann
Irakische Christen: Die Terrorgruppe "IS" geht immer brutaler gegen sie vor.  (dpa)
Irakische Christen: Die Terrorgruppe "IS" geht immer brutaler gegen sie vor. / ( dpa )

Nach einer möglichen Befreiung von Mossul und anderer Gebiete von der Terrormiliz "Islamischer Staat" müsse die irakische Regierung den heimkehrwilligen Christen aktiv helfen, forderte der Internationale Direktor des Weltkirchenrates, Peter Prove, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

"Die angelaufenen militärische Operationen der irakischen Armee und ihrer Verbündeten gegen den 'Islamischen Staat' bedeuten zunächst aber noch mehr Gewalt, Blutvergießen und Leid", sagte Prove. Iraks Armee startete Anfang der Woche eine Offensive, um Mossul und andere Orte von den Extremisten zu befreien.

"Niemand hilft"

Nach einem Sieg über den "Islamischen Staat" müsse die Regierung in Bagdad den Christen ein Leben frei von Angst, Diskriminierung und Verfolgung garantieren, betonte Prove. Die Christen müssten auch in stabilen sozialen und ökonomischen Verhältnissen leben. Die seit 2000 Jahren im Irak ansässigen Christen seien eine Bereicherung und könnten helfen, das zerrüttete Land wieder aufzubauen.

Allerdings räumte der Internationale Direktor des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ein, dass viele irakischen Christen das Vertrauen in ihren Staat völlig verloren hätten. "Die Christen werden seit Jahren terrorisiert, nicht nur vom 'Islamischen Staat', auch von anderen Extremisten", erklärte Prove."Jeder Mensch, der das mitgemacht hat, kann das nicht einfach vergessen. Unter den Christen herrscht das Gefühl, dass niemand ihnen hilft."

USA tragen Verantwortung 

Prove, der in den vergangenen Jahren mehrfach im Irak mit Vertretern der Religionsgemeinschaften und der Regierung sprach, verlangte auch von den westlichen Staaten aktive Hilfe für die Christen. "Dabei geht es nicht nur um materielle Hilfe", mahnte er. Die Europäer und die USA müssten bei der irakischen Regierung auf die Achtung der Menschenrechte für alle Bürger dringen.

Vor allem die Amerikaner spielten bei der künftigen Gestaltung des Iraks eine Schlüsselrolle. "Die USA als stärkste westliche Macht haben eine besondere Verantwortung in der Region", sagt Prove mit Blick auf die US-geführte Invasion des Iraks 2003, die das Land in ein Chaos stürzte. Die Christen im Westen müssten ihre Regierungen auffordern, sich für die Christen im Irak einzusetzen. Im ÖRK sind rund 350 Kirchen mit mehr als 500 Millionen Gläubigen zusammengefasst, die katholische Kirche gehört dem Dachverband nicht an.


Quelle:
epd