Zugleich zeigte er sich "erleichtert", dass der 90-Jährige gegen Kaution auf freiem Fuß sei. "Schon seit langem beobachten wir die Entwicklung im Partnerbistum Hongkong sehr intensiv und nehmen die zunehmenden Einschränkungen für die Hongkonger Bevölkerung mit Besorgnis zur Kenntnis", sagte Overbeck. Er hoffe sehr, dass Zen die Haft unbeschadet überstanden habe.
Zen war am Mittwoch zusammen mit drei weiteren prominenten Demokratieaktivisten von der Nationalen Sicherheitspolizei festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, als Treuhänder einer inzwischen auf Druck Pekings aufgelösten humanitären Stiftung "geheime Absprachen mit ausländischen Kräften" getroffen zu haben.
Kritik von Amnesty
Dass vier Aktivisten, darunter ein 90-jähriger Kardinal, ins Visier genommen wurden, lege die "gefühllose Missachtung der Grundrechte ihrer Bürger durch die Regierung von Hongkong offen", sagte Amnesty-Regionaldirektor Erwin van der Borght dem Nachrichtenportal Hong Kong Free Press (Donnerstag). Sie sei "schockiert und angewidert von der Verhaftung des mutigen und friedliebenden" Zen, schrieb die christdemokratische EU-Abgeordnete Miriam Lexmann auf Twitter.
Das China-Zentrum der Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn äußerte Betroffenheit über Zens Verhaftung, "weil wir ihn schon sehr lange persönlich kennen und schätzen", sagte Katharina Wenzel-Teuber am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Fall könne auch ein Signal der Einschüchterung für Hongkongs Kirchen sein, so die Chefredakteurin der Zeitschrift "China Heute". Zens Freilassung gegen Kaution "sehen wir nicht als Entwarnung"; ein Prozess sei zu befürchten.
Katharina Feith, ebenfalls vom China-Zentrum der Steyler Missionare, fügte im DOMRADIO.DE-Interview hinzu, dass die Verhaftung Zens auch negative Auswirkungen auf das Vatikan-China-Abkommen haben könnte, das im Herbst auslaufen wird.
Rechtshilfe als Verbrechen?
"Hong Kong Watch" verurteilte die Verhaftungen der Aktivisten, "deren vermeintliches Verbrechen darin bestand, Rechtshilfe für pro-demokratische Demonstranten im Jahr 2019 zu finanzieren", so der Gründer der Organisation, Benedict Rogers. Sie seien Signal der Absicht Chinas, sein Vorgehen gegen Grundrechte und -freiheiten in Hongkong zu intensivieren.
Eric Yan-ho Lai, Jurist an der Washingtoner Georgetown Universität, zog Parallelen zur Vergangenheit: "Die Verhaftung von Kardinal Zen spiegelte die Verhaftung von Kardinal Kung Pin-mei wider, der in den 1950er Jahren von der Kommunistischen Partei (Chinas) inhaftiert wurde, weil er sich weigerte, sich dem Staat zu ergeben, der die Kirche kontrollierte", so der Hongkonger.
Die Diözese Hongkong zeigte sich "besorgt" über die Festnahme ihres früheren Bischofs. "Wir haben immer die Rechtsstaatlichkeit hochgehalten. Wir vertrauen darauf, dass wir in Hongkong auch in Zukunft die Religionsfreiheit gemäß dem Grundgesetz genießen werden", hieß es in der Erklärung (Donnerstag).
"Unheilvolles Zeichen"
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte: "Die Verhaftungen, die nach der Ernennung des ehemaligen Sicherheitschefs John Lee durch die chinesische Regierung zum Regierungschef der Stadt erfolgen, sind ein unheilvolles Zeichen dafür, dass das harte Durchgreifen in Hongkong eskalieren wird." Der chinatreue bisherige Sicherheitsminister Lee war am Sonntag zum neuen Regierungschef bestimmt worden.
Seit Einführung des "Nationalen Sicherheitsgesetzes" im Juni 2020 durch China werden in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong Freiheitsrechte, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit unterdrückt. Auch die Religionsfreiheit gerät zunehmend unter Druck der prochinesischen Führung.