Weltweites Gedenken an verstorbene und tot geborene Kinder

"Das Schlimmste, das man sich vorstellen kann"

Der Tod des eigenen Kindes ist für Angehörige unvorstellbar schlimm. Am heutigen Worldwide Candle Lighting Day, an dem Angehörige ihrer verstorbenen Kinder gedenken, gibt es in Köln-Chorweiler deshalb eine ökumenische Lichterfeier.

Grabstätte für Sternenkinder / © Katja Sponholz (KNA)
Grabstätte für Sternenkinder / © Katja Sponholz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Für die Menschen, die ihre Kinder oder Geschwister verloren haben sind der Advent und Weihnachten wahrscheinlich eher eine schwere Zeit. Was berichten Ihnen diese Familien?

Birgitta Beusch (Gemeindereferentin in der Pfarrei Hl. Johannes XXIII., Köln): Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Kind vor den Eltern stirbt bzw. wenn eine schwangere Frau ihr Kind nicht austragen kann und es schon vor der Geburt stirbt. Das zerreißt das Herz. Das ist das Schlimmste, das man sich vorstellen kann. Und jetzt in der Adventszeit, in der Zeit, die so geprägt ist von Emotionen und von Familientreffen, da fehlt natürlich das totgeborene, ungeborene Kind umso mehr. Da sagen mir ganz viele, dass sie das kaum aushalten können.

Viele trauern ja auch ganz unterschiedlich. Manche sind auch von ihren Familien gar nicht akzeptiert, dass sie nach einer gewissen Zeit noch trauern. Dann sagen die Familienangehörigen, dass es jetzt mal gut sei und die Trauer mal zu Ende sei. Nein, ein Kind zu verlieren, das zu bewältigen ist eine lebenslange Aufgabe. Und das ist gerade jetzt in der Adventszeit, wo man sich als Familie trifft, ganz, ganz schwer auszuhalten. Aber das ganze Jahr über eigentlich auch.

DOMRADIO.DE: Da ist so eine Lichterfeier aber wahrscheinlich auch ein guter Moment, wo man Gleichgesinnte in der Trauer findet. Oder an wen richtet sich diese Einladung?

Beusch: Ganz genau. Wir treffen uns in Köln-Chorweiler, in unserer katholischen Kirche. Sie ist offen für alle. Dieser Kirchenraum ist eigentlich nur ein Versammlungsraum. Wir sind nicht religiös gebunden mit dieser Lichterfeier. Aber dieser Kirchenraum in Chorweiler ist so gemütlich, man kann das Licht reduzieren, man kann ihn sehr schön mit Kerzen gestalten. Wir haben Klaviermusik, die sehr dezent im Hintergrund spielt, sodass man auch seinen Gedanken nachhängen kann. Wir werden kurze Texte lesen mit der Hoffnung, dass das Kind geborgen ist und dass wir es nie vergessen werden.

Deswegen sollen auch heute Abend um 19:00 Uhr alle eine Kerze ins Fenster stellen, weil das ein weltweiter Gedenktag ist. Bei den verschiedenen Zeitzonen scheint dann auf der ganzen Welt 24 Stunden lang überall die Kerze als Zeichen dafür, dass wir diese Kinder nie vergessen werden, dass sie immer in unserem Herzen sind und dass sie jetzt selber als Stern am Himmel leuchten.

DOMRADIO.DE: Was raten Sie denn Menschen, die in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis trauernde Angehörige haben?

Beusch: Es gibt da gar kein Richtig und Falsch. Jeder trauert anders. Es geht von der Hilflosigkeit, wie das überhaupt geht, zu trauern, bis hin zur Schuld, was man in der Schwangerschaft falsch gemacht hat, warum man das Kind nicht austragen konnte.

Birgitta Beusch, Gemeindereferentin in Köln-Chorweiler

"Es gibt kein Richtig und Falsch. Jeder trauert anders"

Es ist wirklich ein ganz umfängliches Thema und jeder trauert anders. Wir haben einen kleinen Gesprächskreis gegründet, wo wir anbieten können, dass die Leute zu uns kommen, mit mit uns reden und das wird eigentlich gut wahrgenommen. Es gibt auch eine Dame zum Beispiel, die hat vor 50 Jahren ihr Kind verloren und das lässt sie nach wie vor nicht los. Es gibt Frauen, die haben ihr Kind gerade verloren, ganz früh oder auch spät in der Schwangerschaft. Das ist ganz verschieden und jeder ist da individuell anders und auch richtig. Es darf jeder trauern, so wie er, wie sie möchte. Das finde ich immer ganz wichtig, dass wir das den Menschen zugestehen.

Und es gibt auch kein Ende von Trauer. Also sie verwandelt sich im besten Falle in Dankbarkeit für die Zeit der Schwangerschaft, für die Zeit, wenn man das Kind vielleicht in den Händen halten konnte. Es ist ganz individuell. Aber Reden ist ganz wichtig. Sich öffnen, sich mitteilen. Und dann merkt man schon ganz schnell, dass man nicht alleine ist mit dem Schicksal, das viele, viele Frauen und Paare trifft.

Das Interview führte Verena Tröster.

Quelle:
DR