Dagegen hätten sich viele andere auf der Welt aus der moralischen Verantwortung geschlichen, sagte Wenders am Samstagabend bei einem Filmgespräch in Würzburg mit dem dortigen katholischen Bischof Franz Jung. "Auf dem Planeten ist in den vergangenen fünf Jahren viel passiert", so der Künstler. Früher habe es Menschen gegeben, "denen man Glauben schenken konnte".
Missbrauch brachte Papst aus der Fassung
Bei seiner Arbeit für den Film "Ein Mann seines Wortes" sei Franziskus nur einmal so richtig aus der Fassung geraten, als es um das Thema Missbrauch gegangen sei, berichtete der Regisseur. "Da ist er fast ausgerastet." Man habe gespürt, dass die Taten einen großen Ärger beim Papst auslösten, er aber auch frustriert sei, dass der Kampf gegen Missbrauch zu langsam vorangehe.
Zudem sagte Wenders, "dass dieser kraftvolle Optimismus dieses Papstes mir schon in meinem Glauben geholfen hat". Er habe seinem Film bereits beim Schnitt Freunden gezeigt, die Protestanten, Atheisten oder Juden gewesen seien. "Ich habe gemerkt, dass dieser Papst eine enorme Reichweite hat."
Papst habe einfache und klare Botschaften
Würzburgs Bischof Jung sagte, der Papst bringe seine Botschaften sehr einfach, aber auch klar an die Menschen. Dies könne er nur, weil er die zentralen Fragen durchmeditiert habe. Der Film selbst sei unangenehm, da Franziskus jeden Einzelnen an die eigene Verantwortung erinnere.
Er glaube, dass sich der Papst als Mann des Übergangs verstehe, so Jung weiter. Deshalb mache er nicht wie erwartet klare Ansagen zu bestimmten Themen. "Wir müssen die Zeit der Unsicherheit, des Suchens offenhalten, uns nochmals die Chance zum Durchdenken geben."