Die Vorbereitungen auf das Sakrament laufen aber ganz anders ab.
DOMRADIO.DE: Machen Sie die Taufe auch mit einer Wasserpistole?
Gerd Krewer (Diakon in der Pfarrei Sankt Mauritius und Heilig-Geist in Meerbusch): Natürlich nicht. Das ist zwar vielleicht eine Methode, wie man Abstand überwinden kann in Corona-Zeiten. Und es mag auch sein, dass das am Anfang in den Köpfen des einen oder anderen herumgegangen ist, aber definitiv taufen wir genau so wie sonst auch. Der einzige Unterschied ist, dass wir natürlich einen Mundschutz anhaben, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann. Und das ist beim Taufritus als solcher natürlich der Fall.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Taufgottesdienste sind prinzipiell möglich, aber eben im Corona-Modus.
Krewer: Genau, Taufgottesdienste sind möglich. Die Abstandsregeln gelten, wie für alle anderen Gottesdienste auch: Maskenpflicht für uns Geistliche, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können. Wenn wir also den Kindern, beziehungsweise den Eltern und Paten, ich sage jetzt mal "zu nahe rücken" müssen auf Grund der Liturgie, dann mache ich das bei uns in Büderich immer mit Maske.
DOMRADIO.DE: Gibt's denn im Moment weniger Anmeldungen, weil viele Familien vielleicht denken "Ach nein, wir wollen eine richtig schöne Taufe, wir warten lieber, bis Corona mal vorbei ist"?
Krewer: Wir haben, wenn man die Jahre 2019 und 2020 vergleicht, ungefähr die Hälfte der Taufen gehabt. Das ist von 75 Taufen in 2019 auf 36 in 2020 zurückgegangen. Und das Besondere im letzten Jahr oder seit der Corona-Pandemie ist, dass wir nur noch einzelne Kinder taufen. Früher war es durchaus üblich, dass wir mehrere Tauffamilien an einem Sonntag zusammen hatten. Das waren ein, zwei oder bis zu vier Tauffamilien in einem Gottesdienst.
Das geht aktuell nicht. Wir machen Kindertaufen nur noch einzeln, pro Familie. Und dafür bieten wir aber auch nicht nur die Sonntage zum Taufen an, sondern sind da flexibel. Wir taufen auch schon mal an einem Samstagvormittag oder Nachmittag und gehen von dem sonst so üblichen Sonntagnachmittag weg.
DOMRADIO.DE: Wie empfinden Sie selbst das jetzt? Ist das weniger schön mit Maske und mit all diesen Regeln? Oder würden Sie sagen, dass Sie das ganz gut hinbekommen?
Krewer: Also für unsere Gemeinde würde ich sagen, dass wir das alle gut hinkriegen. Wir sind zu dritt, also zwei Priester und ich als Diakon, die taufen. Und wir sehen das sehr entspannt und auch gelassen. Und auch die Tauffamilien sehen das sehr gelassen. Also diejenigen, die sich zur Taufe wirklich anmelden und bereit erklären, die wissen was auf sie zukommt. Dass Abstand gilt, dass eine Maskenpflicht gilt, dass man eine Teilnehmerliste mitschicken muss, damit man im Fall der Fälle auch Kontakte nachverfolgen kann. Das ändert aber nichts an der, ich sage mal, Würde oder an der Gestaltung des Gottesdienstes.
DOMRADIO.DE: Ihre Pfarrgemeinde in Meerbusch ist eigentlich dafür bekannt, eine ganz tolle Taufkatechese zu haben, also eine besondere Taufvorbereitung. Was bieten Sie denn normalerweise an?
Krewer: Vielleicht erkläre ich einmal ganz kurz, warum wir das machen. Das ist ungefähr im Jahr 2014 entstanden. Und das kam dadurch, dass wir uns überlegt haben: Warum machen wir eigentlich bei Erstkommunion und Firmung so einen großen Aufwand, was Katechesen angeht - Vorbereitung der Kinder und der Eltern - und bei dem eigentlichen Einstiegssakrament in die Kirche, bei der Taufe, da geschieht nichts außer einem kleinen Besuch des Geistlichen bei der Familie? Und das war's.
Und da sind wir darauf gekommen, dass wir die Taufkatechese natürlich auch für die Kinder anbieten, aber primär für die Eltern. Und wir machen das anhand der sogenannten "Perlen des Glaubens", wo die Kinder dann ein Perlenarmband knüpfen können während der Katechese. Da gibt's unterschiedliche Themen. Zum Beispiel: Wer bin ich eigentlich? Was macht mich wertvoll? Was heißt Liebe? Was gibt es an schönen Seiten im Leben? Was gibt's an dunklen Seiten im Leben? Was bedeutet Auferstehung? Was bedeutet Ostern als Basis für die Taufe? Und so entsteht dann im Laufe eines Nachmittags ein Armband, das dann auch während der Taufe gesegnet und den Kindern als Andenken mitgegeben wird.
DOMRADIO.DE: Das heißt also, diese Taufvorbereitung ist eine sehr nahe Vorbereitung, wenn man sich zusammensetzt und zusammen etwas macht. Wie funktioniert das denn jetzt unter Pandemiebedingungen?
Krewer: Das funktioniert, mit einem einzigen Wort gesagt, gar nicht. Wir haben seit dem ersten Lockdown letztes Jahr diese Taufkatechesen nicht mehr durchgeführt, weil eben der Abstand definitiv nicht eingehalten werden kann. Weil diese Katechese auch davon lebt, dass Beziehungen und Berührung der Dinge, der Gegenstände erfolgen soll. Man soll sich die Sachen in die Hand nehmen, um es zu begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und das geht einfach auch nicht. Das geht auch nicht mit vielen Familien im engen Raum.
DOMRADIO.DE: Aber die Familien, die jetzt zu ihnen kommen und sagen "Doch, wir möchten unsere Kinder unter den gegebenen Voraussetzungen taufen lassen", merken Sie bei denen, dass die bestimmte Themen in der Corona-Pandemie einbringen?
Krewer: Was ich immer besonders merke, ist, wenn es um die Frage der Fürbitten geht. Ich bitte alle Eltern immer darum, selbst Fürbitten zu formulieren. Und da habe ich schon den Eindruck, dass die Sorge um die Gesundheit von Familienangehörigen, von Kindern, aber auch von Großeltern und so weiter einen deutlich höheren Fokus hat oder im Fokus liegt und mehr Gewicht bekommt als zuvor. Ansonsten sind die Eltern, die ihre Kinder anmelden, sehr pragmatisch und sehr entspannt. Und da merke ich zumindest jetzt nicht besondere Sorge, was den Gottesdienst angeht. Und ich habe auch bis jetzt noch nicht erlebt, dass Corona ein Beschleuniger ist, dass das Kind jetzt zur Taufe angemeldet wird.
Das Interview führte Hilde Regeniter