Zehn Jahre Monastische Gemeinschaften von Jerusalem in Köln

"Wenn draußen die Party tobt, nehmen wir das mit ins Gebet"

Zehn Jahre ist es her, dass die Schwestern und Brüder der monastischen Gemeinschaften von Jerusalem von Joachim Kardinal Meisner nach Köln geholt wurden. Am kommenden Wochenende wird nun das Jubiläum gefeiert. 

Die Nacht - der Raum - die Stille: Dieses Programm ist besonders eindrucksvoll erlebbar in Groß St. Martin / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Nacht - der Raum - die Stille: Dieses Programm ist besonders eindrucksvoll erlebbar in Groß St. Martin / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie sind schon zehn Jahre in Köln. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Schwester Edith (Priorin der monastischen Gemeinschaften von Jerusalem): Es war eine ganz dichte Zeit. Ich würde sagen, eine Zeit voller Segen. Darum sind wir auch voller Dankbarkeit an dem Punkt, wo wir heute stehen. Wir haben die Kirche von Köln als sehr warmherzig, sehr offen empfunden. Bis zum heutigen Tag. Wir haben uns immer sehr willkommen gefühlt hier. Was uns sehr freut, ist die Begegnung mit den Menschen vor Ort und den Passanten, die vorbeikommen. Das hat uns alle sehr bereichert.

DOMRADIO.DE: Was hat Sie da besonders beeindruckt in den vergangenen Jahren - oder kann man das gar nicht so herausarbeiten?

Schwester Edith: Dass Menschen bereit sind, sich auf Gott einzulassen. Man könnte meinen, heutzutage ist das nicht mehr "in" oder wirkt irgendwie antiquiert. Das ist es überhaupt nicht, finde ich. Es kommen immer wieder Menschen in die Kirche. Wir haben natürlich das Glück, in einem wunderschönen Kirchenraum zu beten, in einer romanischen Kirche, die sehr einladend ist – mitten in der City. Aber Menschen kommen, lassen sich auf die Stille ein und auf eine Liturgie, die ihnen vielleicht erst mal fremd ist - sie öffnen sich dem, suchen vielleicht sogar ein Gespräch. Das hat mich sehr beeindruckt, weil man immer den Eindruck hat, es bricht alles ab. Ich will das nicht idealisieren, aber wir machen sehr oft die Erfahrung, dass Menschen wirklich auf der Suche sind.

DOMRADIO.DE: Die Schwestern und Brüder gehen halbtags einem weltlichen Beruf nach?

Schwester Edith: Ja, wir leben von unserer Hände Arbeit. Die Miete muss man zahlen können.

DOMRADIO.DE: Was tun Sie?

Schwester Edith: Ich persönlich habe die Verantwortung in der Gemeinschaft, weil wir alles selber machen. Da wir keine Angestellten haben, bin ich im Haus tätig, aber die anderen Schwestern und Brüder gehen in der Mehrheit außerhalb arbeiten. Ich habe eine junge Mitschwester, die zum Beispiel Chemikerin ist und in einem Labor arbeitet. Eine andere ist im Schulunterricht tätig - allerdings alles nur halbtags. Denn wir sagen: Unser Leben hat andere Prioritäten.

DOMRADIO.DE: Wie ist die Arbeit denn mit dem Leben im Kloster vereinbar?

Schwester Edith: Wir empfinden das nicht als Schnitt. Wenn wir sagen, wir arbeiten halbtags - in der Regel vormittags, es kann auch ein Teil nachmittags sein - dann gehen wir eben in zivilen Berufen in die Stadt. Wir nutzen öffentliche Verkehrsmittel und haben es durch unsere Arbeitsverträge so geregelt, dass es wirklich eine begrenzte Arbeitszeit ist. Entsprechend hoch oder niedrig sind auch die Gehälter, aber darum geht es uns nicht. Wir wollen uns selber tragen können. Die zweite Hälfte des Tages ist vor allen Dingen der Liturgie gewidmet, der Zeit im Kloster, dem Gemeinschaftsleben. Wie gesagt, wir machen alles selber: Kochen, Waschen, Putzen, sodass wir auch gut beschäftigt sind. Natürlich gibt es auch die Begegnungen mit den Menschen.

DOMRADIO.DE: Ihre Gemeinschaften gehören zu Groß Sankt Martin in der Kölner Altstadt. Das heißt, Sie sind mittendrin im Getümmel, mitten im Leben. Das Leben innerhalb der Kirchenmauer, das stelle ich mir dann aber ganz anders vor.

Schwester Edith: Es ist immer ein Spagat: Köln, zumal die Altstadt, ist eine Eventstadt. Da passiert immer etwas, vor allem nachts. Entsprechend ruhig oder unruhig sind oft auch die Nächte. Aber wir verstehen uns als Mönche in der Stadt. Wir suchen hier keine absolute Stille. Wir möchten da sein, wo die Menschen sind, weil wir sagen: Da ist Gott. Daher ist das kein Gegensatz. Wir beten in dieser Kirche eine Liturgie, die von der Stille geprägt ist, von einer Atmosphäre der Sammlung, einem Klima der Ruhe und des Friedens. Aber wenn draußen die Party tobt, dann nehmen wir das mit ins Gebet. Wir beten nicht dagegen an.

DOMRADIO.DE: Stichwort Party: Am Wochenende wird gefeiert. Es gibt ein buntes Programm. Was haben Sie geplant?

Schwester Edith: Ja, wir sind jetzt zehn Jahre in Köln. Wir haben uns gesagt, wir möchten es ein bisschen feiern. Zehn Jahre, das wissen wir auch, sind keine 25 sind keine 100 oder 800, wie in anderen traditionellen Orden. Wir maßen uns da nicht an, die große Party zu stemmen. Aber wir möchten unseren Dank zum Ausdruck bringen: Dank Gott gegenüber, aber auch den Menschen in Köln, der Kirche von Köln, die uns hier so warmherzig empfangen haben.

Wir beginnen am kommenden Samstag um 20 Uhr mit einer Segensvigil über die Stadt. Dazu ist natürlich jeder herzlich eingeladen. Es wird eine stimmige Atmosphäre sein: Kerzenschein, viele Lieder und eine Sendung der Menschen, die mit uns beten, hin in die Stadt. Wir haben das Licht empfangen, aber nicht nur für uns. Nein, wir tragen das hinein in unsere eigene Lebenswelt, in unsere Arbeitswelt, in unsere Familien und so weiter.

Am Weißen Sonntag gibt es dann um 11 Uhr die heilige Messe. Im Anschluss daran dann ein kleines buntes Programm. Man kann hinter die Klostermauern schauen: Wie leben die denn überhaupt? Man darf den Brüdern und Schwestern natürlich immer gerne Fragen stellen. Wir haben einen kleinen Workshop: "Frag' den Bruder, frag' die Schwester. Was ich schon immer mal fragen wollte." Es gibt eine schöne Ausstellung in der Kirche mit Malereien von Nikola Saric, einem jungen Künstler. In der Unterkirche kann man Bilder aus der Wüste sehen. Unser Gründer, Bruder Piére Maria, hat zwei Jahre als Einsiedler in der Wüste gelebt. Es gibt Originalfotos und dann vis-á-vis unsere eigenen Fotos von der "Wüste der Stadt Köln". Das ist nicht nur negativ, sondern auch positiv.

Um 17.30 Uhr gibt es ein Konzert und um 18.30 Uhr dann den feierlichen Abschluss mit einer schönen Vesper mit unserem Weihbischof Dominikus Schwaderlapp.

Das Gespräch führte Carsten Döpp. 


Die Schwestern von Jerusalem in Köln beim Abendessen / © MT (DR)
Die Schwestern von Jerusalem in Köln beim Abendessen / © MT ( DR )
Quelle:
DR