DOMRADIO.DE: Bereits zum dritten Mal begeht die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands am heutigen Tag der Apostelin Junia den Predigerinnentag. Aber wenn in der Messe nur Geweihte predigen dürfen, sind Frauen eigentlich raus, oder?
Mathias Peter (Theologie-Redaktion): Genau so ist es, zumindest für die Eucharistiefeier, für die Messe also. Predigt kommt von lateinisch praedicátio "Lobpreis, Lob, Vorspruch", oder auch von praedicáre "laut ausrufen, loben" und ist die Glaubensverkündigung in Form einer Ansprache, in der Regel im Rahmen eines Gottesdienstes.
Die Predigt in der heiligen Messe wird als Homilie bezeichnet, die die in der Messe verkündeten Lesungen auslegt. Und das dürfen nur geweihte Personen, also Diakon, Priester oder Bischöfe. Und dafür sind wiederum nur Männer zugelassen.
DOMRADIO.DE: Nicht jeder Priester kann auch gut predigen. Wäre da eine Frau, die dafür mehr Talent hat, nicht besser?
Peter: Auf der kirchenrechtlichen Ebene spielt das keine Rolle. Die Predigt in der Messe ist eine Glaubensunterweisung, die den kirchlichen Amtsträgern vorbehalten ist.
Man kann das beispielsweise daran erkennen, dass der Bischof, wenn er in der Messe predigt, normalerweise auch seine Mitra auf hat und seinen Bischofsstab in der Hand hält. Das soll zeigen, dass er jetzt sein Lehramt ausübt. Und aus besagten Gründen der Weihebeschränkung kann eine Frau in der Messe diese Art der Lehramtsausübung nicht vornehmen.
DOMRADIO.DE: Und dennoch predigen Frauen nicht nur am 17. Mai in der Eucharistiefeier.
Peter: Ja, das hängt dann immer mit den Gegebenheiten vor Ort ab, was der Geistliche zulässt oder auch nicht. Ich kenne Pfarreien, da predigen Frauen, die sich im Ehrenamt in der Kirche engagieren, also sozusagen "noch nicht einmal" ausgebildete Theologinnen sind. Das Kirchenrecht, genauer gesagt Canon 767, Paragraf 1, ist da aber eindeutig. Er sagt klar, dass die Homilie nur Priestern und Diakonen vorbehalten ist. Allerdings gibt es nicht nur die Homilie.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Laien dürfen heutzutage schon durchaus predigen, aber es hängt von der Gottesdienstform ab?
Peter: Ja. Es gibt ja auch sonntägliche Wort-Gottes-Feiern, also Gottesdienste, die keine Eucharistiefeier sind. Dort dürfen Frauen und Männer predigen. So erhalten zum Beispiel Pastoralreferentinnen und -referenten je nach Bistum eine Predigtbeauftragung. Denn auch das Kirchenrecht lässt unter bestimmten Umständen Laien zur Predigt zu, schließt es aber für die Homilie aus.
Eine Predigt ist auch bei einer Andacht oder bei der Feier des Stundengebetes möglich. Und dann gibt es auch noch die sogenannte Statio. Das ist eine Art Predigt in der Messe, die aber nicht nach dem Evangelium – dem eigentlichen Ort der Homilie kommt –, sondern an einer anderen Stelle eingefügt wird. Da sprechen dann Laien zum Beispiel ein Glaubenszeugnis oder legen eine Bibelstelle aus.
DOMRADIO.DE: Die Katholische Frauengemeinschaft fordert nicht nur an diesem Tag die Zulassung der Frauen zu allen Ämtern. Wie wahrscheinlich ist es, dass Frauen zumindest mal die Homilie in der Sonntagsmesse halten dürfen?
Peter: Da bewegen wir uns komplett im Bereich der Spekulation. Einerseits wird es weniger Sonntagsmessen aufgrund des Priestermangels geben. Und bei den Wort Gottes-Feiern, die dann manchmal die Messen ersetzen, dürfen ja, wie gesagt, auch Laien predigen.
Ich sehe, ehrlich gesagt, keine Anzeichen, dass das Homilieverbot für Laien auf der Ebene der Weltkirche aufgeweicht wird. Und damit dürfen auch Frauen gemäß Kirchenrecht auf absehbare Zeit keine Homilie in der Messe halten.
Das Interview führte Dagmar Peters.