WHO und UN stellen bei Welt-Aids-Konferenz Bericht vor

Jugendliche ins Zentrum rücken!

Experten von Weltgesundheitsorganisation WHO und dem UN-Aids-Programm UNAIDS haben eine bessere Überwachung und Bewertung von Programmen gegen HIV gefordert. Zudem müssten Jugendliche und junge Erwachsene in den Mittelpunkt aller Anstrengungen zur Prävention treten, heißt es in einem in Toronto veröffentlichten Bericht.

 (DR)

Experten von Weltgesundheitsorganisation WHO und dem UN-Aids-Programm UNAIDS haben eine bessere Überwachung und Bewertung von Programmen gegen HIV gefordert. Zudem müssten Jugendliche und junge Erwachsene in den Mittelpunkt aller Anstrengungen zur Prävention treten, heißt es in einem in Toronto veröffentlichten Bericht. - Hören Sie einen domradio-Beitrag über das Treffen afrikanischer von Aids betroffenen Großmütter in Toronto.

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Niemandem seinem Risiko überlassen
"Wir brauchen Jugendprogramme, die auf Ansätzen aufbauen, die sich andernorts bewährt haben", sagte UNAIDS-Sprecherin Purnima Mane. Nur wenn es frei zugängliche Daten über Erfolge bestimmter Methoden gebe, könnten für die jeweils länderspezifischen Probleme der Aids-Arbeit maßgeschneiderte Strategien entstehen.

Bei der bislang größten Expertenkonferenz zu HIV ging auch am Mittwoch in Toronto der Austausch über wissenschaftliche Fortschritte sowie Rahmenbedingungen für Prävention und Strategien zur Senkung der Neuinfektionsrate weiter. Derzeit stecken sich jährlich vier Millionen Menschen mit HIV an, darunter nach WHO-Angaben täglich 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene. Insgesamt sind etwa 40 Millionen Menschen HIV-positiv. "Wir dürfen nicht hinnehmen, dass wir theoretisch wissen, wie wir die Rate senken könnten, aber die Umsetzung scheitert", betonte Konferenzorganisator Mark Wainberg. Jeder, der das Risiko einer Infektion trage, müsse die Informationen erhalten, die eine Weiterverbreitung verhindern könnten.

Bei den wissenschaftlichen Fachvorträgen wies die brasilianische Medizinerin Cristina Pimenta darauf hin, dass Aids-Arbeit nur in Verbindung mit der Verbesserung der sozialen Umstände der jeweiligen Bevölkerung erfolgreich sein könne. Sie verwies auf Studien, die belegten, dass Aids-Vorsorge immer dann erfolgreich sei, wenn die Betroffenen die Chance zu mehr Selbstbestimmung und Autonomie erhielten. Die südafrikanische Wissenschaftlerin Gita Ramjee zeigte sich überzeugt, dass neue Medikamente und Therapien in den kommenden Jahren viel zur Senkung der Ansteckungsraten beitragen könnten. Die derzeitigen Forschungen böten ein enormes Potenzial.

Konferenz endet am Freitag
Noch bis Freitag tagen Wissenschaftler, Aids-Aktivisten, Politiker und Geldgeber bei der 16. Welt-Aids-Konferenz. Im Zentrum steht der wissenschaftliche Austausch. Zugleich wollen Regierungen, die Vereinten Nationen und Vertreter der Zivilgesellschaft das Forum nutzen, um bessere Rahmenbedingungen für die Hilfe besonders betroffener armer Staaten abzustecken. Kritiker mahnten wiederholt, die Konferenz müsse die Chance der großen medialen Aufmerksamkeit nutzen, konkrete Ergebnisse und Verpflichtungen zu erreichen, die über Lippenbekenntnisse hinausgehen.

In Deutschland forderte unterdessen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von der Bundesregierung mehr Geld für ihre Aids-Arbeit. Im kommenden Jahr seien zusätzliche drei Millionen Euro nötig, sagte BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Pott und der Geschäftsführer der Deutschen Aids-Stiftung, Ulrich Heide, warnten vor einer sinkenden Aufmerksamkeit gegenüber Aids in Deutschland und Europa. Die von manchen prognostizierte Katastrophe sei hier nicht eingetreten, und deshalb wiegten sich viele Europäer in falscher Sicherheit, sagte Heide im "Deutschlandfunk".

Der Geschäftsführer kritisierte die Regierungen Indiens, Chinas und Russlands sowie zahlreicher osteuropäischer und afrikanischer Länder, denen es an Engagement im Kampf gegen Aids fehle. In vielen Ländern müssten die Regierenden einen deutlich stärkeren Schwerpunkt auf die Vorbeugung und Bekämpfung der Immunschwächekrankheit legen. Das Geld, das die Industriestaaten zur Verfügung stellten, reiche allein nicht aus. Notwendig sei beispielsweise eine Verbesserung der Infrastruktur, um Vorbeugeprogramme, Tests, Beratung und Behandlung für Betroffene anbieten zu können.
(KNA)