Sie sei für die Gesellschaft unverzichtbar, betonten Erzbischof Heiner Koch und Landesbischof Christian Stäblein am Donnerstag vor Journalisten auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte. Er ist die letzte Ruhestätte vieler Prominenter, unter anderen des Dramatikers Bertolt Brecht und des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau. Auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission wurde die deutsche Friedhofskultur im März in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Koch erklärte, das immaterielle Kulturerbe sei "kein musealer Stillstand". Es solle zeigen, dass die Friedhofskultur "mitten im Leben steht und zutiefst sozial ist". Stäblein sagte, in der lebendigen Kultur auf Friedhöfen würden nicht nur individuelle Beziehungen sichtbar, sie sei auch ein wichtiger Teil des gemeinsamen Gedächtnisses. Sie zeige, wie die Gesellschaft mit Tod und Sterben umgehe. Dabei stelle die Friedhofskultur "die kulturellen Gesten der Erinnerung oft in einen religiösen Horizont".
Gestaltung der Friedhöfe kommt der persönlichen Trauer zugute
Berlins Kulturstaatssekretär Gerry Woop (Linke) nannte die historischen Friedhöfe der Hauptstadt "ein unvergleichliches Archiv der Stadtgeschichte und wichtige Zeugnisse der kunst- und kulturgeschichtlichen Entwicklung". Der Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, Dirk Pörschmann, unterstrich die Bedeutung von Ritualen, um Verluste zu überwinden.
Was Menschen auf Friedhöfen gestalten, komme ihrer persönlichen Trauer wie auch der kollektiven Erinnerungskultur zugute. Der Geschäftsführer des Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Tobias Pehle, sagte, die Friedhofskultur verweise auf die Leistungen der Vorfahren sowie die Geschichte und Strukturen der Gesellschaft.