Wie sehr beeinflussen unsere religiösen Überzeugungen unsere politischen Entscheidungen? Diese Frage beschäftigt viele Christinnen und Christen – besonders in einem Bundestagswahljahr wie dem bevorstehenden 2025.
Um diese Herausforderung anzugehen, hat das Erzbistum Berlin gemeinsam mit dem Diözesanrat der Katholiken, der Caritas und dem Katholischen Büro Berlin-Brandenburg die Initiative "Demokratie Raum geben" ins Leben gerufen. Ziel ist es, christliche Werte nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch im gesellschaftlichen Diskurs sichtbar zu machen.
Praktische Unterstützung für Engagement vor Ort
Die Initiative bietet Gemeinden, Verbänden und Orten kirchlichen Lebens eine Handreichung, die konkrete Vorschläge für Veranstaltungen und Projekte vor Ort enthält. "Mit Herz und Haltung für Demokratie und Nächstenliebe" lautet das Leitmotiv der Kampagne, die bereits vor der Landtagswahl in Brandenburg 2024 gestartet wurde. Die Handreichung wurde inzwischen überarbeitet und auf die Bundestagswahl 2025 angepasst.
"Wir wollen Räume schaffen, in denen Menschen miteinander ins Gespräch kommen können – sachlich, respektvoll und ohne Polarisierung", erklärt Marcel Hoyer, Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, im Gespräch mit DOMRADIO.DE. Dazu zählen Podiumsdiskussionen, Workshops oder andere kreative Formate, die niederschwellig und für alle zugänglich sind.
Ein digitaler Abend voller Impulse
Ein aktuelles Highlight der Initiative war der digitale Vernetzungsabend, der in dieser Woche stattfand. Engagierte aus Gemeinden und Verbänden kamen zusammen, um sich auszutauschen und Inspiration für die anstehende Wahlzeit zu sammeln. "Es waren Menschen dabei, die schon Podiumsdiskussionen oder Workshops planen. Es war ermutigend zu sehen, wie viele Ideen aus den Gemeinden eingebracht wurden", berichtet Hoyer.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten praktische Tipps, wie sie Veranstaltungen vor Ort umsetzen können, und wurden ermutigt, ihre Perspektiven einzubringen. "Die Arbeitshilfe und Veranstaltungen wie der Vernetzungsabend sollen dabei helfen, dass Christinnen und Christen ihre Stimme in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen", so Hoyer weiter.
Bewusste Entscheidungen statt Wahlempfehlungen
Die Initiative setzt dabei auf Eigenverantwortung und Partizipation. "Es geht nicht darum, Wahlempfehlungen auszusprechen, sondern Menschen zu ermutigen, sich sachkundig zu machen und bewusste Entscheidungen zu treffen, die auf der Würde des Menschen und dem christlichen Menschenbild basieren", betont Hoyer.
Diese Werte seien ein wichtiger Kompass, gerade in politisch herausfordernden Zeiten. Die Kampagne zielt darauf ab, Christinnen und Christen zu zeigen, wie ihr Glaube und ihre Überzeugungen in der politischen Arena Orientierung bieten können – ohne dabei parteipolitisch Stellung zu beziehen
Christliche Werte sichtbar machenNeben
Veranstaltungen vor Ort setzt die Initiative auch auf sichtbare Zeichen. Pfarreien und Gemeinden in Brandenburg wurden beispielsweise aufgerufen, Banner mit dem Motto "Mit Herz und Haltung für Demokratie und Nächstenliebe" zu hissen. Dies soll nicht nur das Engagement der Kirche für demokratische Werte betonen, sondern auch zur Beteiligung an der Wahl motivieren.
Die Kampagne bleibt ein "work in progress". Die Arbeitshilfe wird kontinuierlich erweitert, um auch nach der Wahl Impulse für ein engagiertes, christliches Handeln in der Gesellschaft zu geben.
Eine Einladung an alle
"Unsere Werte sind ein Kompass – nicht nur für unser persönliches Leben, sondern auch für unser Handeln in der Gesellschaft", fasst Hoyer die Intention der Initiative zusammen. "Wir möchten Christinnen und Christen dazu ermutigen, ihre Stimme zu erheben und aktiv Verantwortung zu übernehmen."
Mit Formaten wie dem Vernetzungsabend, der Arbeitshilfe und vielen weiteren Projekten zeigt "Demokratie Raum geben", dass der christliche Glaube auch heute ein wirksames Fundament für gesellschaftliche Beteiligung und politische Entscheidungen sein kann.