Wie der katholische Chor Young Hope den Kirchentag erlebt hat

Gelebte Ökumene im Kleinen

Die Ökumene steht im Reformationsjahr besonders im Fokus. Die katholische Kirche ist deshalb auch auf dem Kirchentag eingeladen, mitzufeiern. Mit dabei: ein Chor aus dem Erzbistum Köln, der seine Wurzeln in der katholischen Kirche hat.

Autor/in:
Melanie Trimborn
Young Hope auf dem Kirchentag in Berlin / © Melanie Trimborn (DR)
Young Hope auf dem Kirchentag in Berlin / © Melanie Trimborn ( DR )

Du bist ein Gott der mich anschaut, schmettern die Sängerinnen und Sänger. Die Kirchentagsbesucher sitzen mit ihren orange-farbenen Liedheften an der Bühne und singen mit. Sie kennen viele der Lieder, andere verfolgen sie im Heft mit.

Er gilt als der schönste Platz in Berlin: Der Gendarmenmarkt. Während sich an vielen Plätzen der Stadt die Kirchentagsveranstaltungen verteilen, haben die Rheinländer den Platz in der historischen Mitte für sich. Auf einer großen Bühne zwischen dem Deutschen und dem Französischen Dom spielen und singen sich 44 Eitorfer warm. Sie kommen aus der 18.864-Seelen Gemeinde des Erzbistums Köln - und haben einen heiß begehrten Platz bekommen. Sie dürfen auf der Bühne als Chor singen.

Aus der katholischen Kirche hervorgegangen

Extra für den Kirchentag hat die Truppe ihr Repertoire um die Kirchentagslieder erweitert. Der vor über 40 Jahren aus der katholischen Gemeinde hervorgegangene Chor mit dem geistlichen Namen Young Hope spielt in einigen Gemeinden im Erzbistum Köln geistliche und weltliche Musik in Gottesdiensten oder Pfarrfesten.

Für die Gruppe ist es immer wieder ein besonderes Fest, auf evangelischen Kirchentagen und Katholikentagen aufzutreten. "Seit den 1980ern sind wir bei fast jedem Katholikentag dabei gewesen", erzählt Karina Weber. Sie ist schon seit 20 Jahren im Chor dabei. Mittlerweile kommen auch die evangelischen Kirchentage hinzu, "wenn wir als Chor genommen werden." In Köln und Hamburg waren sie auch schon dabei.

Glaubens- und Gemeinschaftsfest

"Für uns sind diese christliche Veranstaltungen Glaubens- und Gemeinschaftsfeste, auf denen wir mit unserer christlichen und weltlichen Musik viele Menschen erreichen können. Unsere Freude an der Musik möchten wir teilen und die Menschen begeistern", erklärt sie. Es sei immer wieder faszinierend zu sehen, wie viele Menschen aus dem Glauben heraus zusammenkommen.

Hier klappe etwas, das vorbildlich sei, sagt die Sängerin. "Hier wird Ökumene gelebt". So auch im Alltag des Chores. Sie singen nicht nur für Gemeinden der beiden großen Kirchen, sie vereinen auch in ihrem Chor einen bunten Mix der Konfessionen. "Schon immer darf bei uns singen, wer mag, katholisch, evangelisch oder was auch immer, da sind wir ganz offen. Unsere Mitglieder müssen nur die Bereitschaft zeigen, die geistlichen Lieder zu singen und auch entsprechend in Gotteshäusern aufzuführen." 

Konflikte mit Weltlichkeit

Chorleiter Ingo Mückler ist zum Beispiel evangelisch. Er steht seit 25 Jahren dem Chor vor. "Es war nicht immer ganz einfach", auch in der dörflichen Region gab es anfangs viel Widerstand für den offenen Chor, der auch weltliche Musik oder Gospel in sein Programm aufgenommen hat. "Einige fühlten sich in ihrer Heiligkeit gestört", erinnert sich der 45-Jährige. Mittlerweile hätten sich die Menschen aber daran gewöhnt. "Es ist sogar schon normal geworden", ergänzt Karina Weber. In das Gotteslob - dem katholischen Lieder- und Gebetsbuch - hätten sich mittlerweile einige weltlichere und konfessionsübergreifende Lieder aus dem Repertoire des Chores eingeschlichen, beobachtet Weber. Da tue sich etwas. "Die Gemeinschaft ist doch das Wichtige", sagt er.


Chorleiter Ingo Mückler und Chormitglied Karina Weber  / © Melanie Trimborn (DR)
Chorleiter Ingo Mückler und Chormitglied Karina Weber / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR