domradio.de: Sie sind bei diesem Weltjugendtag nicht in Ihrer eigentlichen Funktion hier, sonder Sie haben gesagt, Sie wollen bewusst als Pilger mitreisen. Was ist denn da der Unterschied?
Dominikus Schwaderlapp (Weihbischof im Erzbistum Köln): Es sind eigentlich zwei unterschiedliche Weltjugendtage. In Madrid war ich mit einer Jugendgruppe dabei und dann in Rio als Weihbischof. Das ist ein anderer WJT. Denn man wird gut untergebracht, man wird zu den Katechesen hin- und zurückgefahren. Ich finde, was ein WJT ist, das kann man nur erleben, wenn man mit einer Gruppe als Pilger mitfährt.
domradio.de: Was erlebt man denn als Pilger, was man als Weihbischof nicht mitbekommt?
Schwaderlapp: Man erlebt diesen jugendlichen Enthusiasmus, diese Begeisterung aber auch diese Gläubigkeit, diese Innigkeit, diese Bereitschaft sich auf Christus - aber auch aufeinander einzulassen. Ich erlebe, wie jeder versucht, den anderen zu unterstützen und zu helfen. Ich bin begeistert.
domradio.de: Heute Morgen war die Katechese des Erzbistums Köln; also ein Zusammentreffen, bei dem über Gott und die Welt gesprochen wird, über den gemeinsamen und den eigenen Glauben, über Glaubenssicherheiten und Zweifel, über Erfahrungen und ihre Deutung aus dem Glauben. Da waren Sie auch mit dabei. Da ist aufgefallen, dass die deutschen Jugendlichen gar keine Scheu mehr hatten, zur Beichte zu gehen. Wie kommt es, dass etwas hier möglich wird, was sonst nicht möglich ist?
Schwaderlapp: Vielleicht ist es wirklich das Thema Barmherzigkeit, das hier im Zentrum steht, vielleicht ist es auch die Tatsache, dass in Polen mehr gebeichtet wird. Ich glaube auch, dass eine Generation heranwächst, die nicht irgendwelche negativen Erfahrungen mit der Beichte verbindet, sondern die Chance das großartige Sakrament der Versöhnung neu zu leben. Man kann sich bei der Beichte aussprechen, man kann sich alles von der Seele reden und das in einem total vertrauenswürdigen Raum. Und dann ist da die Chance, dass einem hörbar vergeben wird. Die, die das erleben, die erzählen es anderen, darauf hoffe ich.
domradio.de: Das Bild der Stadt prägen Fahnen und Bilder mit dem Konterfei von Papst Johannes Paul II. und Sr. Faustina, der Verkünderin der Göttlichen Barmherzigkeit. Wie erklären Sie denn Ihrer Gruppe, dass hier das Thema Barmherzigkeit mit dieser Ordensschwerster verbunden wird?
Schwaderlapp: Sie ist eine Glaubenszeugin aus dieser Gegend, die in einer Zeit lebte, die schon einiges zurückliegt. Sie ist meines Wissens in den 30er Jahren verstorben. Wchtig ist ihre Botschaft über die Güte Gottes. Sie prägte diesen Satz, den ich so genial finde: "Jesus ich vertraue auf Dich." Das steht hier unter jedem Bildchen von ihr. Das halte ich für eine gute Glaubenshaltung, die wir von ihr lernen können. Kann sein, dass uns das Bild ein bisschen kitschig vorkommt. Egal. Wenn wir uns diese Botschaft zu Eigen machen können, dann haben wir sehr viel gewonnen. Dann kann ich nämlich - egal was im Leben kommt - auch bei zum Beispiel traurigen Ereignissen, "Jesus ich vertraue auf Dich" sagen.
domradio.de: Was möchten Sie noch mit Ihrer Gruppe zusammen erleben? Was wäre Ihnen besonders wichtig?
Schwaderlapp: Einerseits möchte ich den Glauben in all seinen Dimensionen erleben. Wir feiern den Glauben gemeinsam. Wir erleben uns als große weltweite Gemeinschaft. Wenn man sieht, wie die Stadt von den Jugendlichen verändert wird, dann ist das ein besonderes Erlebnis. Das geht hin bis zu so kleinen Details: Gestern Abend an der Weichsel war alles überfüllt. Müll über Müll. Aber der Müll lag nicht einfach so auf der Straße, sondern wurde gesammelt und an die überfüllten Mülleimer gelegt. Da sind Jugendliche, die lachen und singen und darauf achten, sich nicht wie im Schweinestall zu verhalten. Das ist eigentlich ein gutes Erlebnis. Und ich hoffe, dass sie von Christus berührt werden.
domradio.de: Ein kurzes Wort zum Papst, der heute angekommen ist. In deutschen Medien wird spekuliert, die Polen mögen nur Johannes Paul II. und nicht Franziskus. Wie haben Sie das empfunden?
Schwaderlapp: Das kann ich nicht bestätigen. Gestern wurde er sehr herzlich vom Krakauer Erzbischof, Kardinal Dziwisz, angekündigt. Und die Leute und die Jugendlichen freuen sich - die Stadt freut sich. Ich glaube, da wird etwas reininterpretiert, was Unsinn ist.
Das Interview führte Martin Korden.