Wie einen ugandischen Arzt der Ruf Gottes ereilte

Das Kruzifix im OP-Saal

Im früheren Leben war Davis Ahimbisibwe angesehener Arzt in Uganda. Dann ereilte ihn der Ruf Gottes. Im Juli wurde der 33-jährige Mediziner zum Priester geweiht. Ahimbisibwe erzählt, warum er seinen gut bezahlten Job aufgab.

Ein Kreuz an einer Wand / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Kreuz an einer Wand / © Julia Steinbrecht ( KNA )

KNA: Pater Davis, was hat Sie dazu bewegt, Medizin zu studieren?

Bewegung in einem Krankenhausflur / © hxdbzxy (shutterstock)
Bewegung in einem Krankenhausflur / © hxdbzxy ( shutterstock )

Davis Ahimbisibwe (Pater und früherer Arzt): Es war das, was ein Doktor ist und tut; die Privilegien, die er in der Gesellschaft genießt. Man hat einen sicheren Job, einen Status, Geld und vieles mehr. Man hat so viele Möglichkeiten. Als Arzt musste ich mich nie irgendwo bewerben; die Arbeitgeber riefen mich an. Abgesehen davon war ich schon in der Schule gut in Biologie, Chemie und Physik. Es war also naheliegend, dass ich Medizin studiere.

KNA: Wie lange waren Sie als Arzt tätig?

Ahimbisibwe: Ich habe zwei Jahre in einem Krankenhaus in Kabale im Südwesten Ugandas gearbeitet. Davor hatte ich mein einjähriges Pflichtpraktikum absolviert.

KNA: Stimmt es, was im ugandischen Fernsehen berichtet wird: dass Sie Kreuze in jedem Raum des Krankenhauses anbrachten?

Davis Ahimbisibwe

"Ich wollte den Patienten zeigen, dass sie mit ihren Leiden zu Gott aufsehen können."

Ahimbisibwe: Vollkommen richtig (lacht). Denn mir wurde immer bewusster, dass eine Person nicht bloß auf ihren Körper beschränkt werden kann; da gibt es auch noch einen Geist. Und physische Gesundheit ist genauso wichtig wie die seelische. Von da her war ich überzeugt, dass Gottes Gnade viel mit dem Heilungsprozess zu tun hat. Und ich wollte den Patienten zeigen, dass sie mit ihren Leiden zu Gott aufsehen können. Die Kruzifixe habe ich in jeder Station angebracht, sogar im OP-Saal.

KNA: Welches Ansehen haben Priester in Uganda?

Ahimbisibwe: Ein Priester wird respektiert. Doch er ist arm. Das musste ich im Seminar feststellen, ganz plötzlich fehlte mir das Einkommen. Das ist der große Unterschied zum Arztberuf: Wenn du Geld machen willst, darfst du kein Priester werden.

KNA: Warum haben Sie den weißen Kittel dann an den Nagel gehängt?

Ahimbisibwe: Das geschah auf Gottes Einladung. Wenn Gott mich ruft, wie könnte ich da ablehnen? Ich habe die Liebe Christi erfahren und erkannt, wie wertvoll sie ist. Vielleicht besitze ich nicht mehr so viel Geld wie früher, doch ich bin heute glücklicher, zufriedener und geerdeter.

KNA: Wann wussten Sie, dass Sie Priester werden würden?

Davis Ahimbisibwe

"Doch zuvor hatte ich noch Fragen an Gott. Vorbehalte und auch Angst."

Ahimbisibwe: Schon in meinen High-School-Tagen besuchte ich ein Knabenseminar. Aber die Entscheidung fiel erst während meines Medizinpraktikums. Damals pilgerte ich zum "Our Lady of Kibeho"-Schrein ins benachbarte Ruanda und sah ein, dass für mich keine Arztstelle oder eine Familie vorgesehen war, sondern das Priesteramt. Doch zuvor hatte ich noch Fragen an Gott. Vorbehalte und auch Angst. Deshalb dauerte es zwei weitere Jahre, bis ich endlich meinen Arztberuf kündigte und ins Seminar eintrat.

Symbolbild Religionsausübung in Uganda / © JLwarehouse (shutterstock)
Symbolbild Religionsausübung in Uganda / © JLwarehouse ( shutterstock )

KNA: Haben die beiden Berufe etwas gemeinsam?

Ahimbisibwe: Ja und nein. Ein Mensch besteht, wie schon erwähnt, aus Körper und Seele. Ich betrachte den Priester als geistlichen Mediziner, der die Arbeit des Arztes vervollständigt. Doch ebenso trennt die beiden eine Hierarchie: So sehr der Körper Tempel ist, hat auch er irgendwann sein Limit erreicht und stirbt. Aber eine Seele lebt weiter. Folglich wirkt ein Priester in diesem Leben und darüber hinaus.

KNA: Welche Hürden mussten Sie auf dem Weg zum Priesteramt überwinden?

Ahimbisibwe: Die erste Herausforderung war eine persönliche. Vor dem Priesterseminar war ich gewöhnt, am Monatsende mit einem Gehaltsscheck nach Hause zu gehen. Es war nicht leicht, wieder Bescheidenheit an den Tag zu legen und Hilfe zu erbitten. Und dann waren da noch die Leute, die meine Entscheidung einfach nicht verstanden. Einige zweifelten sogar daran, ob ich es ernst meinte und sagten: "Davis, du bist verrückt." Aber meine Familie war glücklich, als sie begriff, dass es Gottes Wille ist.

KNA: Priester – wird das ihr letzter Beruf sein?

Ahimbisibwe: Für mich ist das definitiv die Endstation. Es gibt nichts, was über die Priesterschaft hinausgeht. Gottes Diener, Verkünder des Evangeliums, Bringer von Versöhnung – wodurch könnte ich all das je ersetzen?

Das Interview führte Markus Schönherr (KNA).

Quelle:
KNA