"Die Unterstützung einer solchen Gesetzgebung ist eine grundlegende Abkehr von unserer Verpflichtung, die Freiheit und Würde aller Menschen zu wahren", schreibt Erzbischof Justin Welby von Canterbury in einer offiziellen Erklärung vom Freitag. Er sei "betroffen und bestürzt" über die Haltung der Kirche von Uganda.
Der anglikanische Primas von Uganda, Erzbischof Stephen Kaziimba, hatte erklärt, seine Kirche sei dankbar für die Verabschiedung des Gesetzes der Regierung Yoweri Museveni Ende Mai. Es stellt "Förderung von Homosexualität" unter Strafe und sieht lange Gefängnisstrafen für Straftaten sowie die Todesstrafe für "schwerwiegende Straftaten" in Zusammenhang mit Homosexualität vor.
Unterstützung sollte zurückgezogen werden
Der Erzbischof von Canterbury forderte Kaziimba auf, die Unterstützung seiner Kirche für das Gesetz zurückzuziehen. In seiner Erklärung heißt es: "Ich habe Erzbischof Kaziimba daran erinnert, dass Anglikaner auf der ganzen Welt seit langem einig in unserem Widerstand gegen eine Kriminalisierung von Homosexualität und LGBTQ-Personen sind."
Erzbischof Kaziimba hatte argumentiert, dass Homosexualität dem ugandischen Volk "von außenstehenden, ausländischen Akteuren gegen unseren Willen, gegen unsere Kultur und gegen unsere religiösen Überzeugungen" aufgezwungen werde.
Nicht westliche Werte aufzwingen
Welby weist dies nun zurück. Er sei sich der Geschichte der Kolonialherrschaft in Uganda zutiefst bewusst. Es gehe aber nicht darum, "unseren ugandischen anglikanischen Schwestern und Brüdern westliche Werte aufzuzwingen", sondern darum, "sie an die Verpflichtung zu erinnern, die wir als Anglikaner eingegangen sind, jeden Menschen mit der Fürsorge und dem Respekt zu behandeln, die er als Kinder Gottes verdient."
Der Erzbischof von York, Stephen Cottrell, stärkte Welby am Freitag in einer eigenen Erklärung den Rücken und schrieb, es gebe "immer noch so viele Vorurteile, Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung, die sich gegen Menschen richten, die als anders wahrgenommen" würden. Das Evangelium rufe zu einem anderen Handeln auf. Mit Blick auf die von Gott gegebene Würde und den Wert jedes Menschen erklärt Cottrell: "Wenn wir Menschen anders behandeln oder sie, schlimmer noch, kriminalisieren, weil sie einfach so sind, wie sie sind, zerstören wir dieses Bild."
"Wir kehren Homophobie den Rücken"
Der Erzbischof von York wörtlich: "Es ist Zeit für uns, es besser zu machen. Und obwohl keiner von uns das richtig macht und ich mir der diesbezüglichen Versäumnisse der Church of England nur allzu bewusst bin, lade ich meine Mitjünger in Uganda [...] ein, sich mir bei der Lösung anzuschließen: Wir kehren Homophobie, Rassismus und allem anderen "Anderssein" derer den Rücken, die unsere Schwestern und Brüder in Christus sind."
Der Umgang mit Homosexualität ist seit Jahrzehnten ein zentraler Streitpunkt innerhalb der Anglikanischen Weltgemeinschaft. Im Aprilhatte sich das theologisch konservative anglikanische Netzwerk GAFCON (Global Anglican Future Conference) von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt Justin Welby losgesagt.
Segnung von homosexuellen Paaren nicht hinnehmbar
Grund für diese schwerwiegende Entscheidung war der Beschluss der Kirche von England vom Februar, Segnungen von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu ermöglichen. Das ist vor allem für anglikanische Kirchenführer im globalen Süden, etwa in Afrika und Asien, nicht hinnehmbar. Damit habe die Führung der Kirche von England beschlossen, "die Sünde zu segnen", hieß es in einer GAFCON-Erklärung vom April. In Ruandas Hauptstadt Kigali hatte zuvor eine Konferenz mit gut 1.300 Delegierten aus 52 Ländern getagt, darunter mehr als 300 Bischöfe.
Die Unterzeichner beklagten, Welby habe durch seine Unterstützung für die Segnung von Homosexuellen seine Weihegelübde verraten. Seine Forderung, die Vertreter der beiden Lager müssten in der anglikanischen Gemeinschaft mit dieser Meinungsverschiedenheit zusammenleben, sei für sie nicht hinnehmbar.