Hilfswerke und Beobachter nach Putsch in Mali besorgt

Wie geht es nach dem Staatsstreich weiter?

Einen Tag nach dem Staatsstreich in Mali ist es Augenzeugen zufolge in der Hauptstadt Bamako ruhig geblieben. Geschäfte öffneten am Mittwoch wieder. Das Militär blieb jedoch weiterhin präsent. Hilfswerke mahnen zur Besonnenheit.

Soldaten kontrollieren die Lage in Mali / © Mohamed Salaha (dpa)
Soldaten kontrollieren die Lage in Mali / © Mohamed Salaha ( dpa )

Die aufständischen Soldaten um Oberst Sadio Camara kündigten in einer Fernsehansprache an, eine zivile Übergangsregierung zu gründen und Neuwahlen vorzubereiten. Sie luden die Zivilbevölkerung und die politische Opposition zur Mitwirkung ein. Als Motiv für den Putsch gaben sie an, "Verantwortung vor dem Volk und der Geschichte" übernehmen zu wollen.

Präsident Ibrahim Boubacar Keita hatte zuvor seinen Rücktritt angekündigt. Die Aufständischen hatten ihn sowie Premierminister Boubou Cisse am Dienstag festgesetzt. Der 75-jährige Keita stand seit Monaten unter Druck. Kritiker halten ihm vor, zu wenig gegen die schwere Sicherheitskrise im Norden und Zentrum des Landes unternommen zu haben.

Dort kommt es regelmäßig zu Anschlägen verschiedener Terrorgruppen. Auch bekämpfen sich Milizen ethnischer Gruppen im Zentrum des Landes. Die Protestbewegung M5-RFP, deren Kopf der einflussreiche Imam Mahmoud Dicko ist und die seit Juni regelmäßig gegen die Regierung Keitas demonstrierte, wirft dieser zudem Korruption und Vetternwirtschaft vor.

Caritas sieht Stimmung gespalten

Nach Einschätzung der Caritas in Mali ist die Stimmung in der Bevölkerung gespalten. Viele Menschen seien der Ansicht, dass es auch andere Mittel und Wege für eine Kurskorrektur gegeben hätte, so Caritas-Vertreter Theodore Togo.

Internationale Organisation wie die Vereinten Nationen und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verurteilten die Entwicklung scharf. Die Vermittlungsversuche der Regionalorganisation waren in den vergangenen Wochen immer wieder gescheitert.

Unruhen in Mali / © Uncredited/AP (dpa)
Unruhen in Mali / © Uncredited/AP ( dpa )

Nigers Außenminister Kalla Ankourao zeigte sich gegenüber der Deutschen Welle enttäuscht. "Zwei Monate lang haben wir versucht zu vermitteln und gehofft, dass das malische Volk sich an die Vorgaben der Ecowas, nämlich Demokratie und gute Regierungsführung, halten würde." Der Putsch bedeute einen "brutalen Stopp der Verhandlungen". Niger führt derzeit den Vorsitz der ECOWAS.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) rief in der Nacht alle Seiten zum Verzicht auf weitere Gewalt auf. Thomas Schiller, Leiter des Regionalprogramms Sahel der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamako; sagte der Deutschen Welle: "Die große Befürchtung ist, dass die politische Instabilität nun anhalten wird."

missio zeigt sich besorgt

Von der in Bonn ansässigen Welthungerhilfe hieß es auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die prekäre humanitäre Lage könne sich durch die politischen Ereignisse noch einmal zuspitzen. "Statt weiterer Unsicherheit braucht das Land dringend politische Stabilität." Mehr als fünf Millionen Menschen wüssten nicht, wie sie sich täglich ernähren sollen.

Besorgt zeigte sich auch das internationale katholische Missionswerk missio München. Dass der Machtwechsel bislang unblutig verlaufen sei, mache allerdings auch Hoffnung, so missio-Präsident Wolfgang Huber. "Nur mit Besonnenheit und Mut zum Dialog hat das Land die Chance auf eine friedliche Zukunft."

Mali

Mali ist ein Binnenstaat in Westafrika, etwa dreieinhalb mal so groß wie Deutschland. Schätzungsweise 85 bis 90 Prozent der rund 19 Millionen Einwohner bekennen sich zum sunnitischen Islam.

Zwei von drei Einwohnern sind jünger als 25 Jahre. Das enorme Bevölkerungswachstum des vielsprachigen Vielvölkerstaates zählt zu den größten weltweit. Die Landwirtschaft macht mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und beschäftigt bis zu 80 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Dogon Village Songo, Bandiagara im westafrikanischen Mali. / © Svejgaard (shutterstock)
Dogon Village Songo, Bandiagara im westafrikanischen Mali. / © Svejgaard ( shutterstock )
Quelle:
KNA