"Zirkulär" soll er verlaufen, der weitere Beratungsprozess über die Ergebnisse der Weltsynode, die im Oktober im Vatikan getagt hat. Das bedeutet: Die Themen, die in Rom auf Weltebene debattiert und beschlossen wurden, sollen erstmal wieder auf die nächsttiefere Ebene gebracht werden.
Dort können sich die Ortskirchen abermals in den synodalen Prozess einbringen, bevor es im Oktober 2024 in Rom zum Schwur kommt. Denn erst dort und dann soll ein finales Synoden-Schlussdokument mit konkreten Empfehlungen für den Papst beschlossen werden.
Keine Kontinental-Etappen
Nach den überraschend positiven Erfahrungen mit den sogenannten Kontinental-Etappen der Weltsynode im Frühjahr 2023 war eine zweite derartige Runde im Frühjahr 2024 von vielen erwartet worden. Doch scheinen dafür Zeit und Geld zu fehlen.
Deshalb hat das Sekretariat in Rom einen anderen Weg gewählt. Es hat die Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen gebeten, sich mit dem weltweiten Synthese-Text vom 28. Oktober zu befassen.
Die Bischofskonferenzen sollen, so hieß es in Rom, zunächst die 270 Einzelbeschlüsse der Weltsynode priorisieren. Danach sollen sie die vorrangigen Punkte vertieft behandeln. Auf Grundlage weiterer inhaltlicher Eingaben aus den Bischofskonferenzen soll im Spätsommer 2024 ein inhaltliches Arbeitspapier für die zweite Runde der Weltsynode im Vatikan entstehen. Dieses bildet dann die verbindliche Grundlage für die 364 Synodalen, die sich im Oktober 2024 erneut an runden Tischen im Vatikan treffen.
Kritik an klerikaler Entscheidung
Aus einigen Ländern kommt jedoch Kritik. Warum sollen nun wieder allein Bischöfe beraten? Würde man damit nicht wieder in den alten Hierarchie-Modus zurückfallen? Der schien doch überwunden, seit an der Synodenversammlung von Rom mehr als 100 Nichtbischöfe teilnahmen.
Ein praktikabler Vorschlag kommt aus Afrika. Auch dort wird es keine große Kontinentalversammlung geben. Stattdessen wollen sich die afrikanischen Delegierten der Weltsynode treffen. Das wäre mit rund 60 Teilnehmern ein überschaubarer Aufwand und würde die spezielle Mischung aus Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien erneut zusammenbringen. Ob auch andere Kontinente dieses Format wählen, hängt auch an den kontinentalen Bischofsräten wie CELAM oder CCEE, die solche Versammlungen organisieren müssten.
Alternativ könnten auch die nationalen Bischofskonferenzen ihre Beratungen im Frühjahr 2024 für Nichtbischöfe öffnen. Die kirchenrechtlichen Voraussetzungen dafür könnte der Papst durch ein Motu Proprio schaffen. Überhaupt sind demnächst einige kirchenrechtliche Neuerungen mit päpstlicher Unterschrift zu erwarten, die zusätzliche synodale Strukturen ermöglichen sollen. Nicht umsonst hat auch eine Gruppe von Kirchenrechtlern beratend an der Synode in Rom teilgenommen.
Synodaler Ausschuss kommt in Essen zusammen
Eine Sondersituation ergibt sich in Deutschland, wo an diesem Wochenende in Essen ein gemischtes Gremium namens "Synodaler Ausschuss" auf den Weg gebracht werden soll. Es hat zwar nicht unmittelbar mit der Weltsynode zu tun, doch wird das Gremium mindestens einen Bericht über die Weltsynode zur Kenntnis nehmen.
Ob und wie der umstrittene Ausschuss aus Laien, Priestern und Bischöfen versuchen wird, sich in die weltweiten Beratungen einzubringen, ist noch unklar. Zunächst einmal muss er sich ordnungsgemäß konstituieren und eine Satzung sowie eine Geschäftsordnung festlegen.
Falls das neue deutsche Synodale Gremium vor allem mit sich selbst befasst wäre, würde es allerdings ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Weltsynode die Chance verpassen, auf Weltebene inhaltlich mitzuspielen. Eine solche nationale Fokussierung ist für die Deutsche Bischofskonferenz keine Option. Sie will sich bei ihrem Ständigen Rat am 20. und 21. November und bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg (19. bis 22. Februar) mit beidem befassen: mit dem deutschen Synodalen Ausschuss und mit dem Fortgang der Weltsynode. Anders als der Synodale Ausschuss ist die Beteiligung an der Weltsynode innerhalb der Konferenz unumstritten.