Vor der ersten Sitzung des Synodalen Ausschusses

Zum Stand des Dialogs über die Zukunft der Kirche in Deutschland

Der Dialog zwischen Bischöfen und Laien zu möglichen Reformen in der katholischen Kirche geht in die nächste Runde. Am Freitag kommt in Essen erstmals der Synodale Ausschuss zusammen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Autor/in:
Joachim Heinz / Karin Wollschläger
Vor der ersten Sitzung des Synodalen Ausschusses / © Julia Steinbrecht (KNA)
Vor der ersten Sitzung des Synodalen Ausschusses / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Wie steht es um Reformdebatten in der katholischen Kirche weltweit und in Deutschland?

Seit einigen Jahren laufen auf vielen Ebenen in der katholischen Kirche Debatten über Reformen. Der 2019 in Deutschland unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals begonnene Synodale Weg hat international Beachtung gefunden, weil strukturierte Gespräche zwischen Bischöfen und Laien über mögliche Änderungen im kirchlichen Leben in dieser Form bis dahin ohne Vorbild waren.

In der Zwischenzeit hat sich gezeigt: Die Schlüsselthemen des Synodalen Wegs, also Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensform, beschäftigen Katholiken auch in anderen Teilen der Welt. Allerdings ist die Kirche hierarchisch verfasst. Das heißt: Die Entscheidungsgewalt über Reformen liegt bei den Bischöfen – und in vielen Fragen letzten Endes im Vatikan.

Papst Franziskus hat im Herbst 2021 eine Weltsynode gestartet, deren erste Halbzeit im Oktober mit einer großen Versammlung in Rom zu Ende ging. Auch wenn es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode handelt, hat der Papst Neuland betreten, indem er erstmals Nicht-Bischöfen und Nicht-Priestern in großem Umfang Stimmrecht einräumte, darunter auch Frauen. Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen.

Welche konkreten Ergebnisse hat der Synodale Weg bis jetzt gebracht?

Beim Synodalen Weg wurden insgesamt 15 Papiere verabschiedet mit zum Teil weitreichenden Forderungen wie einer Zulassung von Frauen zu Weiheämtern. Hierüber müsste allerdings Rom befinden. Zu den jetzt schon greifbaren Ergebnissen gehören eine Liberalisierung des kirchlichen Arbeitsrechts und eine größere Offenheit für sexuelle Vielfalt.

Was ist der Synodale Ausschuss?

Dem Ausschuss gehören die 27 Ortsbischöfe, 27 Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und weitere 20 von der Vollversammlung des Synodalen Wegs gewählte Mitglieder an. Das Gremium ist eine Frucht des Synodalen Wegs. Auf ihrer letzten regulären Vollversammlung im März in Frankfurt hatten die Teilnehmer der Dialoginitiative beschlossen, die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland in einem Synodalen Rat zu verstetigen. Spätestens im März 2026 soll dieser Synodale Rat eingerichtet werden. Die Vorarbeiten dazu obliegen dem Synodalen Ausschuss.

Was steht auf der Tagesordnung der ersten Ausschusssitzung in Essen?

Dem Vernehmen nach stehen die Verabschiedung einer Geschäftsordnung und einer Satzung auf der Tagesordnung des Treffens am Freitag und Samstag. In diesem Zusammenhang stellt sich unter anderem die Frage, ob für Beschlüsse im Synodalen Ausschuss eine einfache Zweidrittelmehrheit aller Teilnehmenden genügt. Oder ob es, wie beim Synodalen Weg, dafür auch eine eigene Zweidrittelmehrheit der Bischöfe braucht.

Unklar bleibt einstweilen, auf welchem Wege der Synodale Ausschuss das für seine Arbeit nötig Geld erhält. Im Vorfeld hatten sich die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) gegen eine Finanzierung über den Verband der Diözesen Deutschlands ausgesprochen.

Der VDD ist der Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz. In Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn koordiniert er einige bundesweite Aufgaben, die die 27 katholischen Bistümer gemeinschaftlich wahrnehmen.

Die 23 übrigen Bischöfe haben bereits signalisiert, dass sie die Finanzierung des Synodalen Ausschusses sicherstellen wollen. Die Beratungen über einen Rechtsträger, über den die Zahlungen abgewickelt werden sollen, laufen aber offenbar noch.

Wo liegen die Knackpunkte und Herausforderungen?

Die Stimmungslage an der katholischen Basis scheint eher gedämpft.

Bei vielen Engagierten ist die Euphorie des Anfangs längst verflogen.

Unter den Bischöfen hat die Debatte über die Finanzierung des Synodalen Ausschusses Konfliktlinien offengelegt. Eine konservative Minderheit will die Gespräche in dem vom Synodalen Weg eingebrachten Format vorerst nicht weiter fortführen.

Der Vatikan hat sich mehrfach gegen die Gründung eines Synodalen Rats ausgesprochen. Er sieht die Gefahr, dass die Autorität der Bischöfe dadurch unzulässig eingeschränkt würde. Die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein derartiges Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten, erklärte Rom.

Zugleich hat die Weltsynode eine gewisse Dynamik auf internationaler Ebene ausgelöst. Dadurch könnten der Synodale Ausschuss und später der Synodale Rat die Chance verpassen, auf Weltebene inhaltlich mitzuspielen. Die Weltsynode soll im Herbst 2024 mit einem neuerlichen Treffen in Rom enden.

Die deutschen Bischöfe wollen sich bei der nächsten Sitzung ihres Ständigen Rats am 20. und 21. November und bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg (19. bis 22. Februar) mit dem Fortgang der Weltsynode befassen.

Quelle:
KNA