DOMRADIO.DE: Wir sprechen tatsächlich von dem Strand an dem sonst das Partyvolk Sangria aus Eimern trinkt?
Gernot Elsner (Gründer des Vereins "Gospeltribe"): Ja genau, wir sind mitten am Ballermann bzw. waren am Ballermann. Vorgestern Abend war unser letzter Gottesdienst – aber es war eine grandiose Zeit, mitten unter dem Partyvolk.
DOMRADIO.DE: Warum sagen Sie: Genau da gehört Kirche hin?
Elsner: Wir machen mit unserem Verein viele Reisen in verschiedene Länder, in denen wir Leute ganz praktisch unterstützen, aber auch von unserem Glauben an Jesus erzählen. Irgendwann hatte mal eine junge Frau die Idee: Wir könnten doch auch mal so eine Art Outreach machen an einen Ort, an dem die Deutschen unterwegs sind. Man hat keine Sprachprobleme, die Leute haben Zeit, sich vielleicht auch mal über andere Themen Gedanken zu machen.
Dann haben wir auch gedacht: Jesus wird in der Bibel ja so beschrieben, dass er immer mit den Leuten abgehangen ist, die keinen so guten Ruf hatten. Da ist von Prostituierten die Rede, von Zöllnern und allen Möglichen. Also haben wir gedacht: Wenn Jesus heute leben würde, wäre er bestimmt auch hier und würde sich hier mit den Leuten unterhalten.
DOMRADIO.DE: Diese Gottesndienste finden ja abends statt. Ich kann mir vorstellen, nicht jeder findet das richtig gut. Gibt es da auch Pöbelattacken seitens betrunkener Leute, die da abends unterwegs sind?
Elsner: Die Reaktionen teilen sich eigentlich in drei Gruppen auf. Es gibt manche, die sind einfach total perplex und sagen: Ihr wollt mich bestimmt verarschen. Das kann doch nicht sein, dass wir jetzt über Jesus reden und mit Leuten beten wollt. Dann gibt es andere – aber das sind wirklich ganz, ganz wenige – die sagen: Lasst mich bloß in Ruhe damit.
Wenn wir abends diese Gottesdienste am Strand machen, dann stehen 300, 400 Menschen da. Die hören dann wirklich 35 Minuten den Liedern zu, hören der Predigt zu oder lassen sogar für sich beten. Dann merken wir, es gibt eben auch diese Gruppe und die scheint das voll anzunehmen.
DOMRADIO.DE: Ist das denn eine richtige Eucharistiefeier, wie man sie aus einer katholischen Kirche kennt?
Elsner: Ich glaube, man muss sich das ein bisschen informeller vorstellen. Es gibt kein Abendmahl am Strand, weil das letztendlich ja auch ein Glaubensbekenntnis wäre. Wir beginnen einfach mit einer Begrüßung. Wir spielen zwei Lieder, inhaltlich Kirchenlieder, vom Stil her aber eher Popmusik. Lobpreis sagt man dazu in manchen Kreisen. Dann gibt es einen Erlebnisbericht, wie jemand Jesus in seinem Leben erlebt. Eine Kurzbotschaft und dann eben immer dieses Angebot, für Menschen zu beten. Außerdem gibt es Bibeln für alle, so kleine Party-Neue-Testamente – das sind ganz normale Neue Testamente, nur in einem etwas anderen Umschlag.
DOMRADIO.DE: Sie bieten auch Gespräche an einem Ort an, an dem sich junge Leute kennenlernen,an dem vielleicht auch Beziehungen auseinandergehen. Sind das die Themen mit denen die Leute tatsächlich zu Ihnen kommen?
Elsner: Wir haben uns sehr viele Gedanken darüber gemacht, was eigentlich Themen sind, die die Menschen in unserem Land tagein tagaus bewegen. Wir haben das einfach mal versucht, für uns selbst aufzulisten. Damit unsere Botschaften relevant sind, haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie wir die Themen, die die Menschen bewegen in Verbindung mit dem bringen, was in der Bibel steht und was Gott dazu sagt.
Dann haben wir einfach mal geworben mit "Party, Sex und Sonnenbrand". Das sind die Themen, die Leute am Ballermann bewegen. Dazu versuchen wir, ein paar Gedanken weiterzugeben. Wir haben aber auch viel über Verletzungen gesprochen. Was bedeutet wirkliche Freiheit für mich selbst? Ich habe eine Botschaft gemacht über Bitterkeit und wie man die im Leben loswerden kann. Dann erklären wir aber auch einfach jeden Abend ganz schlicht das Evangelium, das wir als Kern der biblischen Botschaft verstehen.
Das Interview führte Verena Tröster.