Wie Himmlische Helfer für gutes Wetter sorgten

"Petrus meint es gut mit uns"

Alle reden vom Wetter. Die lange Dürre und Hitze machen vielen Bundesbürgern wieder bewusst, wie abhängig wir von Wetter und Klima sind. Früher setzten die Menschen Himmel und Hölle in Bewegung, um Unwetter abzuwenden.

Autor/in:
Christoph Arens
Wechselhaftes Wetter / © Mohssen Assanimoghaddam (dpa)
Wechselhaftes Wetter / © Mohssen Assanimoghaddam ( dpa )

Deutschland freut sich nach der langen Hitzewelle über ein wenig Abkühlung und lüftet aus. Bei wochenlangen Temperaturen über 30 Grad fühlen sich die gegenwärtigen 25 Grad mitsamt frischem Wind schon fast kühl an.

Die Hitzewelle und Dürre der vergangenen Wochen haben vielen Bundesbürgern wieder deutlich gemacht, wie abhängig auch die moderne Gesellschaft noch von Wetter und Klima ist. Laut ZDF-Politbarometer hält eine überwiegende Mehrheit der Deutschen die wochenlange Hitze für nicht mehr normal. 68 Prozent der Befragten sehen die hohen Temperaturen als eine Folge des Klimawandels.

Hitze, Dürre, Waldbrände und vollgelaufene Keller

Das Bundesumweltministerium hofft angesichts von Hitze, Dürre und Unwettern in diesem Sommer auf ein Umdenken für mehr Klimaschutz in der Bevölkerung und in der Regierung. "Erstmals ist es ja jetzt in diesem Sommer so, dass das Thema in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth am Freitag im SWR. Hitze, Dürre, Waldbrände und vollgelaufene Keller verursachen bei den direkt Betroffenen erhebliche finanzielle und psychische Belastungen.

Für die meisten Deutschen allerdings bedeuten sie allenfalls leichte Einschränkungen und Anstrengungen bei der täglichen Arbeit. Noch bis vor Jahrzehnten waren die Gesellschaften in Europa den Wetterkapriolen weitaus stärker ausgeliefert, weil die Ernte und damit die Ernährungssicherheit davon abhingen. Kein Wunder, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen versuchten, um Unwetter abzuwenden.

"Bewahre uns, Herr Jesus Christ"

Zur Abwehr von Gewittern wurde vielerorts das Läuten geweihter Glocken eingesetzt. Durch den Schall sollten "Hagelschauer und Wetterunbill vertrieben, des Donners drohendes Rollen gemäßigt, der Stürme Brausen heilsam gezügelt und der Lüfte feindliche Gewalten darniedergehalten" werden, lauten alte Weihegebete. Dämonenglaube oder die Einschätzung, dass der Lärm die kritischen Luftmassen vertreibe, spielten dabei eine Rolle.

Auch Satan persönlich wurde beschworen. "Im Namen unseres Herrn Jesus Christus beschwöre ich Dich, Satan, dass Du an diesem Ort weder durch Überschwemmung noch Hagel noch starken Sturm noch durch das Gemurmel der Zauberer schadest", heißt es in einem Gebet aus dem 12. Jahrhundert. Jahrhundertelang wurde in katholischen Kirchen während der Sommermonate am Ende der Messe der Wettersegen gebetet: "Vor Blitz, Hagel und Ungewitter bewahre uns, Herr Jesus Christ."

Gegen Gewitter und Blitzschlag

Gebete um günstiges Wetter und eine gute Ernte gingen nicht nur an die allerhöchsten Adressen. Im katholischen Heiligenkalender gibt es fast für jedes Problem einen Ansprechpartner und Anwalt. Für Sommer und Erntezeit gilt das ganz besonders. Gegen Gewitter und Blitzschlag, so hat die Hobbyforscherin Maria-Angela Schwab herausgefunden, helfen mindestens 14 Heilige. Als Fürsprecher gegen Hagel gelten mindestens zehn, bei zu großer Trockenheit sechs Patrone.

Die meisten Theologen sind sich einig, dass diese Art himmlischer Interessenvertretung dem heutigen Verständnis der Heiligen nicht mehr entspricht. Früher allerdings wurden menschliche Ohnmachtsgefühle angesichts von Schicksalsschlägen, Wetterunbilden und Katastrophen durch Anrufung der Nothelfer bekämpft.

"Petrus meint es gut mit uns"

Meist waren es Legenden oder besondere Umstände im Leben und Sterben, die den Heiligen zu einem Fürsprecher für gutes Wetter und stabile Lebensverhältnisse erkoren. Columban beispielsweise besänftigte laut der Sage einen Sturm auf dem Meer, und auf sein Gebet hin zog nach einer Dürre erfrischender Regen über das Land. Medardus, einen der wichtigsten Wetterheiligen, soll ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln vor Regen geschützt haben.

Oberster Wetterheiliger war Petrus, der bisweilen für Donner und Regen verantwortlich gemacht wird. Bei schönem Wetter "meint Petrus es gut mit uns". Bei Gewitter "grollt" der Apostelfürst. Weil er die Himmelsschlüssel hält, entscheidet er auch, ob die "Himmelsschleuse" zum Regnen geöffnet wird. Der Volksglaube hat Petrus hier an die Stelle des germanischen Gewittergottes Thor gesetzt, der auch das Wetter machte.


Quelle:
KNA